Übersichtsarbeiten - OUP 02/2021

Hüftimpingement und Rückkehr in den Sport
Wie kommen wir mit der Nachbehandlung und insbesondere mit der Physiotherapie zu optimalen Ergebnissen?

Der häufigste Pitfall in dieser Phase ist eine zu rasche Steigerung der Übungsschritte oder eine übereilte Rückkehr zu den Alltags- und Freizeitaktivitäten. In solchen Fällen finden sich evtl. Kontrakturen, Tendinosen, Bewegungsstörungen u./o. Fehlhaltungen mit einer erneuten Verschlechterung des Gang- oder Laufbildes. Um solche Rückschritte zu umgehen, sollte der Therapeut entsprechende Störungen, wie bspw. einen Schongang mit einem Absinken der Hüfte, eine Verringerung der Hüftstreckung, einen ungleichmäßigen Armschwung etc. frühzeitig erkennen und das Therapieprogramm entsprechend verlangsamen [11].

Phase 4: return to sports

Diese Phase beginnt je nach Eingriff nach 4–5 Monaten. Ziel am Ende dieser Phase ist die Erzielung einer sportlichen Vollbelastung auf Wettkampfniveau. Ein erneuter Ausfall soll vermieden werden. Hierfür muss die Hüfte durchweg frei beweglich und schmerzfrei sein. Auch sollte die Hüfte bezüglich der Kraft und Beweglichkeit keinen Unterschied zur Gegenseite aufweisen. Die Fähigkeit explosiv anzutreten, schlagartig abzubremsen, schnelle Richtungswechsel zu absolvieren etc. bedarf eines speziellen Agilitätstrainings. Dies dient dem Auftrainieren der Schnellkraft, der dynamischen Flexibilität, der Koordination etc. Gut durchführbar sind hierbei auch Agilitäts-Übungen, bspw. mit der sog. Koordinationsleiter (Abb. 3a). Um Ermüdungserscheinungen vorzubeugen, erfolgt ein entsprechendes Konditionstraining. Damit der Sportler all diese Anforderungen meistern kann, sollte er sich sicher fühlen. Er sollte sorgenfrei sein, dass sich kein Rückfall anbahnt. Meist empfiehlt sich daher eine vorgeschaltete Austestung der Sportfähigkeit, indem der Patient das Laufen einschließlich Sprinten und Langstreckenlauf, Sprungübungen etc. unter Ausbelastung ausprobiert [19]. Neben einem sportartspezifischen Training kann in dieser Phase auch das sog. neurozentrierte Training zum Einsatz kommen. Diese Trainingsmethode wird bei Hochleistungssportlern gelegentlich angewendet und ist auch unter dem Begriff Neuroathletik bekannt [32]. Auch im Rahmen einer Gelenkerkrankung wie dem Hüftimpingement, können Schutzmechanismen antrainiert sein, die dazu dienen, Bewegungsabläufe dennoch schmerzfrei auszuführen. Diese Selbstschutzmechanismen können die Leistungsfähigkeit in Form des motorischen Outputs einschränken. Trainingsmethoden, deren Ziel es ist, die Körperwahrnehmung und dessen Verarbeitung auf verschiedenen Ebenen wie bspw. visuell, vestibulär etc. zu verbessern, können auch im Rahmen einer Rehabilitation sinnvoll angewendet werden. Auch hier basiert das Neuroathletiktraining auf visuellen, vestibulären und propriozeptiven Testungen, die dann ein individuelles Training erlauben. Ein Bespiel für visuelle Übungen ist die Erhöhung der Qualität des sensorischen Input durch Übungen/Training mit nur einem Auge (Abb. 3g). Die Wirksamkeit, also eine reproduzierbar nachzuweisende Verbesserung einzelner sportlicher Leistungen, ist bis dato nicht belegt [16]. Somit fehlt, trotz dem subjektiv oftmals beschriebenen Nutzen, wie bei den meisten der in diesem Artikel beschriebenen Nachbehandlungskonzepte und Methoden, auch hier die wissenschaftliche Evidenz.

Schlussfolgerung

Damit der Patient ohne Einschränkung unter Voll- und Ausbelastung in seinen Sport zurückkehren kann, empfiehlt sich ein strukturiert aufbauendes, individuelles Rehabilitationsprogram. Eine optimale Nachbehandlung basiert dabei auf einer guten Zusammenarbeit auch mit dem Operateur. Auf diesem Weg wird der Patient, der sich für eine Hüftarthroskopie entscheidet, nicht nur im Alltag, sondern auch im Hochleistungssport von einem guten Therapieergebnis profitieren.

Interessenkonflikte:

keine angegeben.

Das Literaturverzeichnis zu
diesem Beitrag finden Sie auf:
www.online-oup.de.

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. Lars Victor
Baron von Engelhardt

Fakultät für Gesundheit, Universität Witten/Herdecke

Alfred-Herrhausen-Straße 50

58448 Witten

larsvictor@hotmail.de

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