Übersichtsarbeiten - OUP 04/2015

Implantat-assoziierte Infektionen der unteren Extremität
Klinischer Verlauf und funktionelles LangzeitergebnisClinical course and long-term results

Vergleicht man Infektionen nach Frakturversorgung mit periprothetischen Infektionen, so weisen letztere ein eingeschränkteres funktionelles Langzeitergebnis und eine geminderte Lebensqualität auf (s. Tab. 2). Dies und die deutlich erhöhte Amputationsrate nach gescheiterter Rekonstruktion lassen sich durch das wesentlich ältere Patientenkollektiv mit eingeschränkterem Gesundheitszustand erklären.

Diese Studie konzentriert sich auf Infektionen der langen Röhrenknochen der unteren Extremität mit ihren angrenzenden Gelenken. Die Autoren haben versucht, durch Eingrenzung der Einschlusskriterien ein homogenes und vergleichbares Kollektiv zu schaffen. Eine noch präzisere Eingrenzung und Gruppierung wäre erstrebenswert, ist aber bei einer monozentrischen Studie aufgrund abnehmender Fallzahlen im Hinblick auf die statistische Analyse und Aussagekraft nicht umsetzbar. Implantat-Infektionen des Fußskeletts wurden von der Untersuchung ausgeschlossen, da diese aufgrund der oft prekären Weichteilsituation und kompromittierten Durchblutung eine besondere Entität darstellen.

Eine wesentliche Limitation dieser Studie ist das mit 28 Monaten kurze Nachuntersuchungsintervall. Die Dokumentation von Antibiotika-Resistenzen unter Berücksichtigung der lokalen und systemischen antimikrobiellen Therapie ist in dieser Studie nicht durchgeführt worden und würde weitere interessante Informationen liefern.

Die wichtigsten klinischen Ziele der Behandlung von Implantat-assoziierten Infektionen sind die Eradikation des Krankheitserregers, die Prävention einer Re-Infektion, die Wiederherstellung der Funktionalität und eine Reduktion der Mortalität [1]. Die Studie verdeutlicht, dass diese Ziele schwer zu erreichen sind und dass die Behandlung von Implantat-Infektionen in der Orthopädie und Unfallchirurgie einen interdisziplinären Ansatz fordert. Neben der optimalen operativen Versorgung spielen sowohl die rationale Antibiotika-Therapie als auch die Behandlung der Grunderkrankungen eine erhebliche Rolle, um ein gutes funktionelles Ergebnis zu erzielen und Komplikationen zu vermeiden. So ist es bei weltweit steigenden Antibiotika-Resistenzen unumgänglich, die Grundprinzipen der lokalen und systemischen Antibiotika-Therapie einzuhalten [1, 21] und nach Möglichkeit diese im Rahmen eines sog. „antibiotic stewardship“ mit einem klinischen Infektiologen abzustimmen [22].

Behandlungsrichtlinien, wie beispielsweise die im Jahre 2014 veröffentlichte „Konsensus Empfehlung für die Behandlung von Endoprothesen-Infektionen“ fassen den aktuellen Wissensstand zusammen und können einen wichtigen Wegweiser im klinischen Alltag darstellen [23–27].

Interessenkonflikt: Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des Internationalen Committee of Medical Journal Editors besteht.

Korrespondenzadresse

Dr. Mario Morgenstern

BG–Unfallklinik Murnau

Prof.-Küntscher-Str. 8

82418 Murnau

Mario.Morgenstern@bgu-murnau.de

Literatur

1. Darouiche RO. Treatment of infections associated with surgical implants. N Engl J Med, 2004; 350: 1422–9

2. Kurtz SM. Lau E, Watson H et al. Economic burden of periprosthetic joint infection in the United States. J Arthroplasty 2012; 27(8 Suppl): 61–5 e1

3. Vanhegan IS. Malik AK, Jayakumar P et al. A financial analysis of revision hip arthroplasty: the economic burden in relation to the national tariff. J Bone Joint Surg Br 2012; 94: 619–23

4. Corvec S, Portillo ME, Pasticci BM et al., Epidemiology and new developments in the diagnosis of prosthetic joint infection. Int J Artif Organs 2012; 35: 923–34

5. Del Pozo JL. Patel R, Clinical practice. Infection associated with prosthetic joints. N Engl J Med 2009; 361: 787–94

6. Montanaro L, Speziale P, Campoccia D et al. Scenery of Staphylococcus implant infections in orthopedics. Future Microbiol 2011; 6: 1329–49

7. Trampuz A. Zimmerli W, Diagnosis and treatment of infections associated with fracture-fixation devices. Injury 2006; 37 Suppl 2: S59–66

8. Lentino JR, Prosthetic joint infections: bane of orthopedists, challenge for infectious disease specialists. Clin Infect Dis 2003; 36: 1157–61

9. Teterycz D, Ferry T, Lew D et al. Outcome of orthopedic implant infections due to different staphylococci. Int J Infect Dis 2010; 14: e913–8

10. Salgado CD, Dash S, Cantey JR et al. Higher risk of failure of methicillin-resistant Staphylococcus aureus prosthetic joint infections. Clin Orthop Relat Res 2007; 461: 48–53

11. Schwotzer N, Wahl P, Fracheboud D et al. Optimal culture incubation time in orthopedic device-associated infections: a retrospective analysis of prolonged 14-day incubation. J Clin Microbiol 2014; 52: 61–6

12. Charlson ME, Pompei P, Ales KL et al. A new method of classifying prognostic comorbidity in longitudinal studies: development and validation. J Chronic Dis 1987; 40: 373–83

13. Cui Q, Mihalko WM, Shields JS et al., Antibiotic-impregnated cement spacers for the treatment of infection associated with total hip or knee arthroplasty. J Bone Joint Surg Am 2007; 89: 871–82

14. Trampuz A, Zimmerli W, Prosthetic joint infections: update in diagnosis and treatment. Swiss Med Wkly 2005; 135: 243–51

15. Tsukayama DT, Goldberg VM, Kyle R, Diagnosis and management of infection after total knee arthroplasty. J Bone Joint Surg Am 2003; 85-A Suppl 1: S75–80

16. Binkley JM, Stratford PW, Lott SA et al. The Lower Extremity Functional Scale (LEFS): scale development, measurement properties, and clinical application. North American Orthopaedic Rehabilitation Research Network. Phys Ther 1999; 79: 371–83

17. Ware J jr, Kosinski M, Keller SD, A 12-Item Short-Form Health Survey: construction of scales and preliminary tests of reliability and validity. Med Care 1996; 34: 220–33

SEITE: 1 | 2 | 3 | 4 | 5