Übersichtsarbeiten - OUP 06/2022
Komplikationsmanagement nach hüftgelenknaher Fraktur
Betrachtet man die Komplikation Implantatbruch bzw. Hüftschraubenausbruch bei der Frakturversorgung mit einem intramedullären System, finden sich i.d.R. in den jüngeren Altersstufen die Implantatbrüche, in höheren Altersstufen eher die Hüftschraubenausbrüche (Knochenversagen). Die Implantatbrüche können erklärt werden mit der höheren Mobilität der jüngeren Patienten in Kombination mit einer verzögerten Frakturheilung, die dann zur mechanischen Überlastung des Implantats führt. Der Hüftschraubenausbruch ist der häufig schlechteren Knochenqualität im höheren Lebensalter geschuldet. Hier muss neben der Knochenqualität auch die Rotationsstabilität der Hüftkopfverankerung als zusätzlicher Faktor diskutiert werden [1, 7].
Bei Betrachtung der Implantatbrüche nach trochantären Osteosynthesen findet sich häufig eine unglückliche Trias aus subtrochantärer Frakturkomponente, verzögerter Frakturheilung und Beschädigung des Implantats [25]. Ein höheres Körpergewicht des Patienten wirkt sich ebenfalls nachteilig aus. Der Nagel bricht typischerweise an der Durchquerungsstelle der Tragschraube. Naturgemäß findet sich hier bei dem Implantat die schwächste Stelle, was durch die ungünstige Kerbwirkung verursacht wird. Liegt ein ausreichend großes Hüftfragment vor, kann eine entsprechende Re-Osteosynthese wiederum mit einem Nagelsystem erfolgen (Abb. 7). Jedoch sollte die Fraktur möglichst optimal reponiert sein. Als komplementäre wirkungsvolle Maßnahme kann eine zusätzliche laterale Zuggurtung empfohlen werden [36]. Da mit einer Re-Osteosynthese die evtl. vorhandenen biologischen Probleme nicht behoben werden können, sind oft weitere Schwierigkeiten zu erwarten. Hier kommt der Spongiosaplastik (ggf. Beckkamm-Span) enorme Bedeutung zu. Biologie und Stabilität im Frakturbereich führen zum Erfolg (Abb. 8). Auf knöcherne Kompression ist ebenso zu achten (Abb. 9). Setzt die knöcherne Heilung trotz aller Maßnahmen nicht ein, muss ein persistierender Infekt unbedingt ausgeschlossen werden. Sind die Voraussetzungen für eine Re-Osteosynthese nicht mehr gegeben bzw. kommt dann ein Infekt hinzu, ist i.d.R. nur noch ein Gelenkersatz, erforderlichenfalls nach Infektsanierung, möglich.
Interessenkonflikte:
Keine angegeben.
Das Literaturverzeichnis zu
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www.online-oup.de.
Korrespondenzadresse
Prof. Dr. med. Matthias Knobe
MME, MHBA
Klinik für Unfallchirurgie
St. Marien-Krankenhaus Ahaus
Klinikum Westmünsterland
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48683 Ahaus
knobema@gmail.com