Übersichtsarbeiten - OUP 12/2015

Lessons learned: Versagensmuster unicondylärer Knieteilprothesen im 20-jährigen Beobachtungszeitraum der Schulthess Klinik Zürich

Für die Studie konnten somit insgesamt 633 Patienten, die mit 691 medialen UKP (Tab. 1) versorgt wurden, berücksichtigt werden. Bei den 58 Patienten mit bilateral medialen UKP wurde bei 25 Patienten die Prothesen (43,1 %) einzeitig implantiert. Bei den restlichen 33 Patienten erfolgte die Implantation der 2. Prothese nach median 3 Monaten, (Range 0,25–117 Monate). Bei den 5 Patienten mit medialen und contralateral lateralen UKP wurde die Operation in 4 Fällen einzeitig und in einem Fall zweizeitig (nach 20 Tagen) durchgeführt.

In der Kohorte wurden 5 unterschiedliche Implantate (Tab. 1) verwendet. Darunter waren 4 Fix Bearing und ein Mobile Bearing (Oxford II) Implantat. Bei allen Prothesentypen wurden sowohl die femorale als auch die tibiale Komponente einzementiert.

Zwischen Januar 1989 und Februar 1991 wurde das Implantat LCS (DePuy, Raynham, Massachusetts) bei insgesamt 23 Patienten verwendet. Bei 22 Patienten (16 weibliche, 72,7 %) geschah dies unilateral medial. Bei einer weiblichen Patientin wurde zweizeitig kontralateral eine laterale LCS Prothese implantiert. Bei dieser Prothese ist sowohl die femorale als auch die tibiale Komponente mit einem Peg im Knochen verankert.

Die Oxford II Prothese (Biomet, Warsaw, Indiana) wurde zwischen August 1992 und Februar 1999 bei 58 Patienten (39 weiblich, 67,2 %) implantiert. 49 Patienten erhielten eine unilaterale mediale Prothese. Bei 6 Patienten (3 weibliche) erfolgte eine bilaterale mediale Implantation der Prothese, wobei dies in 5 Fällen einzeitig durchgeführt wurde. Bei 3 weiteren Patienten (1 weibliche, 33 %), die beidseitig operiert wurden, wurde kontralateral eine Prothese eines anderen Herstellers verwendet. Somit erhielten 58 Patienten 64 Prothesen des Typs Oxford II. Bei diesem Typ ist die tibiale Komponente zur Verankerung im Knochen mit einem Kiel versehen, die femorale Komponente mit einem Peg. Die Oxford II Prothese hat ein Mobile Bearing Inlay.

Allegretto (Zimmer, Warsaw, Indiana) wurde im Zeitraum von März 1997 bis April 2004 bei 232 Patienten (142 weibliche, 61,2 %) verwendet. 210 Patienten (132 weibliche, 62,9 %) wurden unilateral operiert. Die bilateral mediale Versorgung erfolgte bei 11 Patienten (4 männliche, 7 weibliche mit 22 Prothesen) in 7 Fällen zweizeitig. Bei 9 Patienten (2 weibliche, 22,2 %), die ebenfalls bilateral medial operiert wurden, wurde kontralateral ein anderer Prothesentypus verwendet. Bei 2 weiteren Patienten wurde in einer Folgeoperation die kontralaterale Seite unicondylär lateral operiert. Somit wurden insgesamt 243 Prothesen von diesem Typ implantiert. Die femorale Komponente ist mit 2 Pegs ausgestattet. Die tibiale Komponente hat keine in den Knochen reichende Verankerung, jedoch eine raue Oberfläche, um die Fixation der Komponente auf der Tibia zu verbessern.

Zwischen April 2004 und November 2006 war Preservation (DePuy Orthopedics, Warsaw, Indiana) das am häufigsten verwendete Implantat. 106 Patienten (54 weibliche, 51 %) wurden unilateral medial mit diesem Implantat versorgt. Bei weiteren 17 Patienten (6 weibliche, 35,3 %) wurden insgesamt 34 Prothesen bilateral medial implantiert. Dies geschah in 5 Fällen zweizeitig. Bei 7 Patienten (4 weibliche, 57,1 %) wurden unterschiedliche Implantate verwendet. Bei einer Patientin wurde zweizeitig medial und contralateral lateral eine Preservation Prothese implantiert. Somit wurden 148 Prothesen bei 131 Patienten implantiert. Die tibiale Komponente ist bei diesen Prothesen vollständig aus Polyethylen. Die femorale Komponente wird mit einem Peg im Knochen fixiert.

Das im Untersuchungszeitraum zuletzt verwendete Implantat ZUK (Zimmer, Warsaw, Indiana) wurde von November 2005 bis Dezember 2008 implantiert. Bei 202 Patienten wurden 213 Prothesen dieser Art implantiert. Bei 183 Patienten (103 weibliche, 56,3 %) erfolgte die unilaterale mediale Implantation. Bei 11 Patienten (3 weibliche, 27,3 %) wurde die Implantation bilateral medial durchgeführt. Bei 7 davon zweizeitig. 7 Patienten wurden auch bilateral operiert, erhielten jedoch nur auf einer Seite eine ZUK-Prothese. Ein Patient erhielt eine mediale und contralateral eine laterale ZUK-Prothese. Zur Verankerung ist die femorale Komponente mit 2 femoralen Pegs, die tibiale Komponente mit 3 Pegs ausgestattet.

Um die Versagensmechanismen zu erfassen, wurden sämtliche zur Verfügung stehenden Röntgenbilder, die nach Primärimplantation bzw. zur Abklärung der Beschwerden vor einer Revision angefertigt wurden, auf mögliche Ursachen untersucht. Dabei wurden die Anzeichen für Arthrose im femoropatellären bzw. lateralen Kompartiment, d.h. die progrediente Gelenkspaltverschmälerung, sowie das Auftreten von Osteophyten, beurteilt. Osteolysen im Bereich der Implantate, eine Sinterung der tibialen Komponente bzw. eine progrediente Abweichung der Komponentenausrichtung, wurden als Lockerung gewertet. Die angenommene Versagensursache wurde mit den Angaben in den Sprechstunden- bzw. Operationsberichten abgeglichen. Des Weiteren wurde der Slope der tibialen Komponente ausgemessen sowie die Lage der mechanischen Beinachse im Kniegelenk ermittelt.

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