Übersichtsarbeiten - OUP 05/2022

Möglichkeiten der konservativen-physikalischen Therapie in der Behandlung der Arthrose

Schmerzreduktion/Schmerzfreiheit

Funktionalität

Kompetenz

Lebensqualität

Aus den Möglichkeiten des therapeutischen „Werkzeugkastens“ sind physikalische Maßnahmen, Krankengymnastik, Manuelle Therapie, Trainingssporttherapie, Hilfsmittel, Gewichtskontrolle, Medikamentöse Therapie, “Komplementäre Therapie“ zu favorisieren.

Denkbare Zugangswege
physiotherapeutischer
Maßnahmen

Schmerztherapie

Schmerzrezeptoren- und Afferenzbeeinflussung

Muskelbehandlung und Behandlung Bindegewebe

Thermoregulatorisch

Reflektorisch

Durchblutungssteigerung und -
regularisierung

adaptive Mechanismen

Beeinflussung lokalisierter Entzündungszustände

Entzündungsabnahme

Gelenkbeweglichkeitszunahme

prokinetische Wirkung

Dabei sollte immer der therapeutische Effekt geplant und im Therapieverlauf bewertet werden. Die Dosierung des Therapiemittels soll wenn möglich genutzt werden; in der Physiotherapie durch die individuelle behandlerbezogene Akzentuierung nicht immer möglich. Folgende Richtwerte können im Alltag unter therapeutischem und finanziellem Aspekt eingesetzt werden: Im Folgenden werden therapeutische Möglichkeiten mit exemplarischen Beispielen zusammengefasst.

Therapeutische Wärme

In Form von Ultraschalltherapie, Wärmeträgern (Packungen, Kataplasmen, Heiße Rolle, Peltierelemente), Phototherapie als Hig-level-Laser, Hydrotherapie (Wickel, Bäder) [26, 29]

Muskelbehandlung und Behandlung Bindegewebe

Durchblutungssteigerung und -regularisierung

Gelenkbeweglichkeitszunahme

Schmerztherapie

Therapeutische Kälte

In Form von Kaltluft, Kältekammer, Kälteträgern, Hydrotherapie in Form von Wickeln, Eisapplikation [5].

Schmerztherapie

Beeinflussung lokalisierter Entzündungszustände

Durchblutungssteigerung und -regularisierung

Muskelbehandlung und Behandlung Bindegewebe

Elektrotherapie

Zur Schmerzkontrolle mit Gleichstrom/Iontophorese, TENS, hydroglavanisches Bad, Hochvolttherapie sowie zur Muskelstimulation mit Mittelfrequenzstrom, neuromuskulärer Elektrostimulation, Feedback-Therapie [23, 26, 29].

Schmerztherapie

Muskelbehandlung und Behandlung Bindegewebe

Durchblutungssteigerung und -regularisierung

Gelenkbeweglichkeitszunahme

Krankengymnastik

Ziele sind Erhalt und Verbesserung der Beweglichkeit über sensomotorisches Training, Kraftverbesserung und Ausdauerkonditionierung sowie Schmerzlinderung durch Traktion bzw. Knorpelernährung und Synoviabildung. Maßnahmen zur Kräftigung und Koordination sollten in möglichst entlastender Ausgangsstellung durchgeführt werden. Langfristig ist das Trainieren physiologischer und ökonomischer Bewegungsabläufe zielführend [1]. Maßnahmen zur Kräftigung und Koordination sollten in möglichst entlastender Ausgangsstellung durchgeführt werden. Zum Einsatz kommen passive Maßnahmen wie Lagerung und Mobilisation, Aktive Bewegungstherapie einschl. komplexer Bewegungs- und Haltemuster, Bewegung auf neurophysiologischer Grundlage, Einsatz von Hilfsmitteln und funktionellen Verbänden sowie komplexe krankengymnastische Konzepte (PNF, Bobath, sensorische Intergration…) [26].

Gelenkbeweglichkeitszunahme

Muskelbehandlung und Behandlung Bindegewebe

Schmerztherapie

Alltagskompetenz

Manuelle Therapie

Das Gelenk ist auf einem Punkt der physiologischen Gelenkbahn blockiert, in einer oder mehreren Richtungen, klassischer biomechanischer Aspekt. Die gelenkrelevante Muskulatur ist in der gestörten Richtung im Tonus erhöht, neurophysiologischer Mechanismus. Darüber hinaus ist die Funktion des Gewebes irritiert, vegetativer Mechanismus, sowie Schmerz in Abhängigkeit von der Funktion klassisch lokalisiert und mit Ausstrahlung, am häufigsten über Verkettungen der Muskeln und den Triggerpunkten, algetischer Mechanismus. Gelenkmobilisation: aktiv, assistiv, passiv; Gelenkspieltechniken: Mobilisation, Impulsmobilisation, Traktion. Gelenkspielmobilisation (Aktive ROM-Übungen, Assistierte ROM-Übungen, Passive ROM-Übungen), Gelenkspieltechniken (Mobilisation, Impulsmobilisation, Traktion), Muskeltechniken (Triggerpunktbehandlung, PIR, Relaxation, sensomotorische Techniken) [1, 2, 4].

Muskelbehandlung und Behandlung Bindegewebe

Schmerztherapie

Gelenkbeweglichkeitszunahme

Alltagskompetenz

Praktische Empfehlungen für Therapie am Beispiel der Gonarthrose

Manuelle Therapie inkl. Vermittlung eines Heimübungsprogramms

Obligatorisch

Mobilisation von Knieflexion, Femorotibial-Gelenk a-p, Knieextension, Femorotibial-Gelenk p-a,
Patella-Beweglichkeit

Relaxation von M. quadriceps

femoris, Hamstrings, M. triceps
surae

Weichteiltechniken von M. quadriceps femoris, peripatellaren Weichteilstrukturen, Hamstrings, Hüft-Adduktoren, M. triceps surae

Fakultativ

(falls in Erstuntersuchung für indiziert erachtet):

Hüft-Traktion mit Impuls (in Längsrichtung)

Mobilisation Hüfte nach lateral, prox. Femur a-p sowie p-a, Hüfte in Innenrotation

Weichteiltechniken an Hüftgelenk und Oberschenkel inkl. Dehnung der Weichteilstrukturen von Hüftgelenk und Oberschenkel,

Behandlung des oberen und unteren Sprunggelenks i.S.e. Distraktion

Mobilisation des oberen Sprungelenkes a-p, des distalen Tibiofibulargelenkes a-p

Weichteiltechniken der Plantarflexoren des Sprunggelenks

Behandlung lumbosakraler Übergang

Heimübungsprogramm Muskelkräftigung sowie körperliches Training/sportliche Aktivität mit Fokus auf Gelenkbeweglichkeit

Beispielhafte Interventionen:

Obligatorisch

Aerobes Training bis 10 min Dauer (Radergometer, Laufband)

Kräftigung (3 Sätze à 10 Wh., Kraft im angenehmen Bereich) von Knieextensoren, Hüftextensoren, Knieflexoren

Dehnung (60 sec passiv) von Knieflexoren, -extensoren, Plantarflexoren des Sprunggelenks

Neuromuskuläres Training (3 Sätze à 2 min): alternativ bestehend aus Gewichtsverlagerung im Stand, Balancetraining im Stand (unebene Untergründe), Schrittfolge seitwärts, vor-/rückwärts, Treppensteigen

Fakultativ (falls in Erstuntersu-
chung für indiziert erachtet):

Kräftigung Plantarflexoren Sprunggelenk, Hüftabduktoren, Hüftaußenrotatoren

Dehnung Hüftflexoren und Knieextensoren

Verbesserung Rumpfstabilität

Heimübungsprogramm: bis zu 6 der vorgenannten Übungen

Sporttherapie

Im Mittelpunkt steht sensomotorisches Training zur Verbesserung der Tiefenstabilisation, ergänzt durch Kraft- und Ausdauertraining zur Verbesserung des organisierten Muskelzusammenspiels und zum Training der Muskelreaktionszeit. Inhalte sind Übungen auf instabilen Unterlagen, mit auslenkenden schwingenden Geräten (Posturomed und Propriomed). Methodik: vom Bekannten zum Unbekannten – vom Leichten zum Schweren – vom Einfachen zum Komplexen. Ziel ist dabei, für ein ausgeglichenes Muskelkorsett zu sorgen, beginnend mit einem stabilen leistungsfähigen Rumpf, um Haltungsschwächen/Dysbalancen entgegenwirken [25]. Dabei sind keine generellen und sofortigen Verbote sinnvoll, Sportempfehlungen sind immer von individuellen Faktoren abhängig (Trainingszustand, Muskelstatus, Vorschädigung, Technik, Sportart, Intensität). Als „gelenkfreundlich“ gelten: Walking, Nordic Walking, Schwimmen, Radfahren, Skilanglauf. Hervorzuheben ist, dass Sport die Wahrnehmung fördert, ein vielseitiges Training der Koordination ist und zum Erhalt der Kommunikationsfähigkeit und Erhöhung der Stresstoleranz beiträgt. Moderne internetbasierte Plattformen können hierzu beitragen, diesem Anspruch gerecht zu werden (Abb. 3) [13, 17, 18, 31].

Basierend auf Evidenzbasierten Leitlinien (American Academy of Orthopaedic Surgeons (AAOS) 2012, American College of Rheumatology (ACR) 2012, European Laegue Against Rheumatism (EULAR) 2013, Osteoarthritis Research Society International (OARSI) 2104) sind gemeinsame Empfehlungen entwickelt, die als Schwerpunkte folgende Ebenen empfehlen: Krafttraining, Ausdauertraining, Training von Beweglichkeit und Schnelligkeit, Training der koordinativen Fähigkeiten, Gewichtskontrolle, Patientenschulung [26].

Schmerztherapie

Gelenkbeweglichkeitszunahme

Muskelbehandlung und Behandlung Bindegewebe

Alltagskompetenz

Allgemeine Richtlinien
Sporttherapie

Ausdauer- als auch Krafttraining ist mit ähnlichen Verbesserungen der Funktionsfähigkeit, der Schmerzen, der Leistungsfähigkeit und der Lebensqualität verbunden

SEITE: 1 | 2 | 3 | 4 | 5