Übersichtsarbeiten - OUP 05/2022

Möglichkeiten der konservativen-physikalischen Therapie in der Behandlung der Arthrose

zur optimalen Häufigkeit, Dauer, Intensität und Bewegungsform eines Bewegungsprogramms für Menschen mit Arthrose lassen sich kaum generelle Angaben machen

keine markanten Unterschiede in der Wirksamkeit von Ausdauer- und Krafttrainingsinterventionen

erreichbare Verbesserungen sind unabhängig von dem radiologisch diagnostizierten Schweregrad der Arthrose

zusätzlich zu Kraft- und Ausdauertraining kommen vielfältige Koordinationsübungen zum Einsatz, ohne dass jedoch der isolierte Effekt des Koordinationstrainings derzeit präzise zu bestimmen ist

werden individuelle Vorlieben und Komorbiditäten berücksichtigt, steigert dies die Bindung an ein Bewegungsprogramm

eine selbst gewählte, moderat-intensive Belastungsintensität ist beim Einstieg in ein Bewegungsprogramm für Arthrotiker mit einer höheren Therapietreue verbunden als hohe Belastungsintensitäten

zu Beginn sollten niedrige Belastungsdosen bei Umfang, Dauer und Intensität gewählt werden und dafür mit einer höheren Trainingsfrequenz kombiniert werden

schmerzfreie Ausführbarkeit und Verträglichkeit stellt ein wichtiges Kriterium für die Auswahl von Übungen, Bewegungsformen und Belastungsintensitäten dar

abwechslungsreiches, variantenreiches Training, welches häufige Wiederholungen der gleichen Bewegungen reduziert

Gruppenprogramme sind genauso effektiv wie Einzeltherapie

fachmännisch erläuterte und zu Hause eigenständig durchgeführte Bewegungsprogramme sind hinsichtlich der Verbesserung von Schmerz und Funktion ähnlich wirksam wie angeleitete Gruppenprogramme

Rehabilitation als Lernphase betrachten, in welcher die Patienten Übungen und neue Bewegungsangebote kennenlernen, welche sie später ambulant oder individuell weiterverfolgen können

Arthrotiker benötigen in Abhängigkeit von Krankheitsschwere, propriozeptiven Defiziten, Hemmungen in der Rekrutierungsfähigkeit der Muskulatur, verringerten Kraftfähigkeiten eines bisherigen aktiven oder eher passiven Lebensstils unterschiedliche Trainingsprotokolle, um ihre Kraftfähigkeiten zu verbessern

Empfehlungen: Inflammation, Schwellung und Schmerzen müssen vor dem Training beseitigt werden, um mit einem Krafttraining optimale Verbesserungen der Kraft, Koordination und Beweglichkeit zu erzielen.

Empfehlungen für
Trainingstherapie am
Beispiel der Gonarthrose

Ausdauertraining

Aerobes Ausdauertraining stellt eine sichere und effektive Bewegungsintervention dar, die mit Verbesserungen der aeroben Fitness, der muskuloskelettalen Funktion, der Gehfähigkeit, der Koordination und der Schmerzen verbunden ist [10, 27]. Sowohl niedrigschwelliges (40 % der HFR) als auch intensives (70 % der HFR) Ergometertraining zeigte bei Kniearthrotikern vergleichbare Erfolge bei Schmerz, funktionellem Status und Gang [9]. Hinsichtlich Intensität, Häufigkeit und Dauer sollte bei Arthrotikern auf einen niedrigintensiven Einstieg und eine langsame, progressive Steigerung geachtet werden. Im weiteren Verlauf kann man sich beim Ausdauertraining zu Dauer und Häufigkeit an den für gesunde Personen ausgelegten Leitlinien orientieren.

Koordinationstraining

Die Wirkung von ausschließlichem Koordinationstraining auf die Symptomatik und den Verlauf der Arthrose wurde bisher nicht untersucht [8, 11]. Mehrere Interventionen beinhalteten jedoch koordinative bzw. sensomotorische Inhalte zusätzlich zu Ausdauer- und Krafttraining [11], die Schmerz und funktionelle Parameter verbessern. Inhalte wurden allgemein als Koordination, Gleichgewicht, Schulung der sensomotorischen Kontrolle oder elementaren Bewegungsfähigkeiten beschrieben. Vielfältige Koordinationsübungen werden zur Verbesserung von sensomotorischer Kontrolle, Kraftfähigkeiten, Schmerz und Gelenkstabilität eingesetzt und empfohlen.

Krafttraining

Die gesamte Knie- und Hüftgelenk umspannende Muskulatur sollte gekräftigt werden, im Mittelpunkt stehen Kräftigungsübungen des M. Quadriceps femoris und der ischiocruralen Muskelgruppe. Es können isometrische, dynamisch-exzentrische und -konzentrische Kontraktionsformen zum Einsatz kommen. Übungen in der offenen und der geschlossenen kinetischen Kette können eingesetzt werden. Übungen in der geschlossenen Kette mit konzentrisch-exzentrischer Kontraktionsform sollten wegen ihres größeren Alltagsbezugs, Übungen in der offenen Kette wegen einer isolierten Ansteuerung des M. Quadriceps eingesetzt werden. Der optimale Widerstand bzw. die richtige Intensität eines Krafttrainings bei Menschen mit Arthrose ist nicht eindeutig zu bestimmen [6]. Sowohl geringe als auch höhere Intensitäten (dreimal 8 Wiederholungen bei 60 % des 1-RM vs. zehnmal 15 Wiederholungen bei 10 % des 1RM) sind mit deutlichen Verbesserungen der Funktion, der Schmerzen, der Gehstrecke und der Kraft verbunden. Bei höheren Intensitäten kann eine deutlichere Kraftzunahme auftreten, es besteht aber die Gefahr, das Gelenk zu überlasten und dabei Entzündung, Schwellung und Schmerzen zu provozieren. Gonarthrotiker mit einer Schmerzproblematik sind häufig nicht in der Lage Intensitäten von 80 % des 1-RM umzusetzen [6]. Die meisten Krafttrainingsstudien setzen niedrig bis moderat-intensive Widerstände (10–50 % des 1-RM) ein, einige Interventionen verwendeten auch hohe Intensitäten (< 60 % des 1-RM) [20].

Akupunktur

Reiztherapie über die Körperoberfläche als Reflextherapie über zentralnervöse Verarbeitung zur Regulierung. Das Stichphänomen ist über die Gate-Control-Theorie, die Endorphinausschüttung und eine Sinne der Meridianwirkung werden diskutiert [22].

Schmerztherapie

Muskelbehandlung und Behandlung Bindegewebe

Durchblutungssteigerung und -regularisierung

Phytotherapie

Traditionelle naturheilkundliche Therapie (Rund 80 % der Weltbevölkerung kurieren ihre Krankheiten zumindest teilweise mittels pflanzlicher Arzneimittel). Verwendet werden ganze Pflanzen (Kraut) und deren Teile (Blüten, Blätter, Wurzeln) [21]. Die Zubereitung erfolgt auf verschiedene Weise (als Frischkraut, Aufguss, Dekokt, als Kaltwasserauszug oder als Pulverisierung). Die Wirkung beruht auf spezifischen Pflanzeninhaltsstoffen als Vielstoffgemische. Für die Gonarthrose sind bekannte Präparate Brennnessel, Teufelskralle, Rosmarin, Meerrettich, Kiefernadel [21, 30].

Schmerztherapie

Beeinflussung lokalisierter Entzündungszustände

Gelenkbeweglichkeitszunahme

Taping

als Funktionstape, Lymphtape oder stabilisierendes Tape [3, 19].

den Patienten in Bewegung bringen, Aufklärung leisten

Hilfestellung geben; nicht die Beweglichkeit einschränken durch Bandagen oder Orthesen

Alternative: Tapeanlagen in allen Möglichkeiten wie:

detonisierend (Muskelanlage)

stabilisierend (Gelenk, Ligamente)

Lymphabfluss fördernd

Schmerztherapie

Muskelbehandlung und Behandlung Bindegewebe

Gelenkbeweglichkeitszunahme

Orthesen/Hilfsmittel

Stabilisierung, Entlastung, Achsenverbesserung und Steigerung des propriozeptiven Inputs [12]

Weitere komplementärmedizinische Maßnahmen

Zu erwähnen sind Schröpfen, Blutegel, Ernährungsoptimierung.

Patientenschulung

Ein essentieller Bestandteil der konservativen Therapie ist die Patientenschulung mit eher „konservativen Ansätzen“ oder neuen digitalen Verfahren:

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