Übersichtsarbeiten - OUP 05/2022
Möglichkeiten der konservativen-physikalischen Therapie in der Behandlung der Arthrose
Lernziele mit der Zielebene
Wissen: soll in erster Linie Informationen vermitteln
Lernziele mit der Zielebene
Einstellung: sollen einen emotionalen Lernprozess (Einstellungsänderung, Motivation) anregen und Denkanstöße geben
Lernziele mit der Zielebene Handlungskompetenz: sollen Fertigkeiten vermitteln bzw. die Handlungskompetenz stärken
Jedes Lernziel beschreibt konkret, was der Patient nach der Durchführung dieses Unterrichtschritts können, tun oder wissen sollte.
Praktische Empfehlu
ngen zum Physiotherapiekonzept bei Gelenk-(Arthrose-)
Schmerzen
Physiotherapiekonzept
Chronische Schmerzzustände allgemein
Definierung der wirksamen hydrothermotherapeutischen Maßnahmen über Versuch; immer häufige tägliche Anwendungen:
kühle, ganz breitflächige nasse Wickel je für nur 2–3 min;
Priessnitz-Wickel: breitflächige kühle Wickel
warme Wickel oder sanft warme, stets breitflächige Packungen (Moorerde, Kataplasmen)
Kombinationen von Entlastungslagerungen, Strukturdehnungen, Entspannungstechniken und Atmungsberuhigung
fortgesetzte rhythmisch-dynamische und sicher schmerz-unterschwellige Bewegungen über 15–20 min im Liegen, auf dem großen Gymnastikball oder beim Spazieren/Walking
Optimierung der Schlafqualität
Elektrotherapie – TENS, differenziert als häusliche Therapie
verhaltenstherapeutische Maßnahmen: Rhythmisierung der Tagesstruktur durch Be- und Entlastungen, kognitive Ablenkungstechniken
Physiotherapiekonzept
Gelenk (Arthrose-)Schmerzen
medikamentöse Therapie nach WHO-Stufenschema beim Vorhandensein einer Entzündungskomponente
häufige kühle breitflächige Wickel (keine Eispacks) weit um das gesamte Gelenk für je nur 2–3 min bei Entzündungszuständen
bei degenerativ-schmerzhaften Gelenkzuständen sind die schmerzverursachenden Strukturen und Mechanismen zu suchen:
Biomechanik (Instabilität; Menisken bzw. Disken
Kapsel bzw. Faserring
Kapsel-Entzündung, -Irritation oder -Schrumpfung
Binnen-Bänder
Gelenkmantel, Muskulatur mit Triggerpunkten und verändertem Spannungsverhalten und Kraftverhalten [28]
Ausstrahlungsort anderswo entstandener Schmerzen
Festlegung der Art der Schmerzen als Ruhe-, Dysfunktions- oder Überlastungsschmerz
Mobilisierungs- und Massagetechniken der periartikulären Weichteilstrukturen bei den ganz häufig primär oder sekundär vorhandenen Periarthropathien, die den eigentlichen Schmerzzustand verursachen (dekompensierte Arthrose)
Trigger- und Tender-Punktbehandlungen: Triggerpunkt-Massage, Akupunktur in Form des dry-needling
schwerpunktmäßige manuelle Erarbeitung eines physiologischen Gelenksspieles mit Traktionen und Translationen
Versorgung mit Orthesen bei Instabilitätszeichen
täglich fünfmaliges befundbezogenes Behandeln der verspannten/verkürzten Muskulatur
Aktivierung, koordinatives Training und Ausdauertraining der gelenkführenden Muskulatur
als Prophylaxe: viel Bewegung unter Entlastung, evtl. lokale Applikationen
warme Wickel und „Einlaufen“ unter Entlastung bei schmerzhaftem Bewegungsstart
Faktor Zeit für Therapie nutzen
Schlussfolgerungen
Thesen
Arthrosebeschwerden zeigen im Mittel nur eine langsame Progression
der individuelle Verlauf ist sehr unterschiedlich
es existieren Prädiktoren für den Verlauf, die zum Teil beeinflussbar sind
konservative Therapie ist wirksam zur Verbesserung von Schmerz und Funktionsstatus, als auch von Aktivität und Partizipation
Krankengymnastik, Manuelle Therapie und Sporttherapie zeigen die beste Wirksamkeit, in Kombination mit einer befundbezogenen und dosierten Physikalischen Therapie
Bei einem Teil der Arthrosepatienten kann durch konservative, nicht-pharmakologische Therapie ein zufriedenstellender Funktions- und Schmerzstatus erreicht werden. Nichtoperative oder konservative Maßnahmen bestehen aus mehreren Behandlungsschritten:
zunächst steht eine Anpassung des Lebensstils im Vordergrund, das schließt beispielsweise Abnehmen (falls Übergewicht besteht), Vermeiden von Fehlbelastungen und Ausüben entsprechenden Sports (Radfahren) ein. Über geeignete Maßnahmen sollte der Arzt den Patienten unter Berücksichtigung der individuellen Situation aufklären.
Physikalische Maßnahmen können Funktionseinschränkung und Schmerzhaftigkeit reduzieren. Eingesetzt werden Anwendungen im Wasser wie Bewegungsbäder, Wärme- oder Kälteanwendungen, Elektroanwendungen wie Iontophoresen, ergänzend Ultraschallanwendungen sowie Massagen.
Krankengymnastik im Sinne einer Gelenkschule, Mobilisierung, Muskelkräftigung, Muskeldehnung und Koordinationsschulung ist eine weitere nichtoperative Behandlungsmethode.
orthopädietechnische Hilfsmittel wie Schuhzurichtung an Konfektionsschuhen, Pufferabsätze, Schuhranderhöhung, Verordnung eines Handstocks beziehungsweise von Unterarmgehstützen oder Arthrose-Schienen, Orthesen und Braces können ebenfalls sinnvoll sein. Ebenso ergotherapeutisch angepasste Alltagshilfen.
daneben können Medikamente die Beschwerden lindern. Sie können bspw. in Tablettenform oder als Spritzen direkt in das Gelenk verabreicht werden. Zur Verfügung stehen verschiedene Schmerzmittel, die teilweise auch entzündungshemmend wirken.
Akupunktur: Studien ergaben eine Wirksamkeit der Akupunktur bei chronischen Knieschmerzen.
Interessenkonflikte:
Keine angegeben.
Das Literaturverzeichnis zu
diesem Beitrag finden Sie auf:
www.online-oup.de.
Korrespondenzadresse
Prof. Dr. Ulrich Christian Smolenski
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Medizinische Fakultät
Am Klinikum 1
07747 Jena
ulrich.smolenski@med.uni-jena.de