Übersichtsarbeiten - OUP 02/2015

Postoperative Knochendichteveränderung um die implantierte zementfreie Kurzschaftprothese MiniHip® (Corin)

Die MiniHip Prothese gehört zur Gruppe der schenkelhalsteilerhaltenden Kurzschaftprothesensysteme. Als kritischer Faktor der Hüftbiomechanik nach Hüftgelenkersatz wird die Wiederherstellung von Schenkelhals-Schaft-Winkel und femoraler Antetorsionswinkel gesehen [5]. Basierend auf der Analyse von CT-Daten normaler Femora soll mit dem Design mit 9 verschiedenen Schaftgrößen die normale Anatomie und Physiologie wiederhergestellt werden. Die proximale Oberfläche ist mit Titan und Hydroxylappatit plasmabesprüht, die distale Spitze poliert, sodass die distale Fixierung verhindert werden soll, seitlich angebrachte Finnen sorgen für eine Primär- und Rotationsstabilität.

Die Operation kann über jeden gewohnte Zugang erfolgen, bei uns wurde der sogenannte ALMI- (= anterolateraler minimalinvasiver) Zugang genutzt [6, 7, 8]. Die angestrebte Pfannenposition betrug 40–50° zur Horizontalebene mit ca. 10° Pfannenanteversion. Besonders zu beachten ist, dass bei der MiniHip nicht eine Standardresektion des Schenkelhalses erfolgt, sondern das Ziel der Wiederherstellung der Anatomie dadurch gewährleistet wird, dass in Abhängigkeit vom präoperativen CCD-Winkel und damit auch angestrebtem CCD-Winkel die Resektionsebene am Schenkelhals auszuwählen ist. Referenzpunkt ist dabei nicht der Trochanter minor, sondern die Fossa piriformis, welche auch bei dem von uns genutzten minimalinvasiven Zugang, gut darstell- und einsehbar ist. Bei einer normalen Hüfte erfolgt eine Resektion in der Schenkelhalsmitte parallel zur Kopf-Hals-Ebene (Abb. 1). Während bei einer valgischen Hüfte eine tiefe Resektion durchzuführen ist, erfolgt bei einer varischen Hüfte eine unmittelbar subkapitale Resektion, um damit Offset und CCD-Winkel wiederherzustellen [9]. Nach Eröffnen des Femurmarkraums wird dieses nicht mit Raspeln bearbeitet, sondern mit Impaktoren, sodass der spongiöse Knochen dadurch verdichtet wird. Nach entsprechender Vorbereitung wird dann der Schaftstiel, welcher in 9 verschiedenen Größen erhältlich ist, fit-und-fill eingebracht. Es wurden verschiedene Gleitpaarungen (Keramik-Keramik, Keramik-PE, Metall-PE) eingesetzt. Die postoperative Nachbehandlung erfolgte mit einer erlaubten schmerzadaptierten Vollbelastung unter Zuhilfenahme von Unterarmgehstützen.

Die radiologische Analyse konnte anhand der unmittelbar postoperativ angefertigten, standardisierten digitalen Beckenübersichtsaufnahme erfolgen. Es wurde mit dem Bildbetrachtungsprogramm JiveX und den dort vorhandenen Werkzeugen der projizierte CCD-Winkel berechnet.

Die Hauptzielgröße, die periprothetische Knochendichte, wurde nach der DEXA-Methode mit dem Lunar Prodigy (Firma GE Healthcare, Madison, WI) innerhalb der ersten 2 Wochen postoperativ als Ausgangsmessung sowie 3, 6 und 12 Monate postoperativ gemessen. Dabei wurde mit Hilfe einer Software eine Maske analog der Einteilung nach
Gruen und Mitarbeiter [10] auf die Prothese gelegt und die periprothetische Knochendichte (BMD, bone mineral density, g/cm2) bestimmt. Als Kontrolle wurde eine Messung über der Lendenwirbelsäule durchgeführt.

Alle Daten wurden mit dem Programm SPSS 22.0 für Windows 7 analysiert. Mittelwertunterschiede in den verschiedenen Messreihen wurden mit Hilfe einer univariaten Varianzanalyse mit Messwiederholung (ANOVA) inferenzstatistisch abgesichert, dabei wurden Ergebnisse mit p < 0,05 als signifikant erachtet. Zusammenhänge wurden durch Berechnung von Pearson-Produkt-Moment-Korrelationen überprüft.

Ergebnisse

Die Indikationsstellung erfolgte vor allem bei primärer Koxarthrose (85 %), daneben aber auch bei Dysplasiekoxarthrose (12 %) und Femurkopfnekrose (3 %). Zum Zeitpunkt der operativen Versorgung betrug das mittlere Alter 56 Jahre (min 25 Jahre, max 76 Jahre) bei einem durchschnittlichen Gewicht zum OP Zeitpunkt von 82,8 kg (min 54 kg, max 140 kg), der mittlere BMI betrug 28,90 (min 18,29, max 49,60).

Durchschnittlich wurde eine Schaftgröße von 5 benutzt, wobei die Größe 1 gar keine Verwendung fand (Abb. 2). Am häufigsten (20-mal) wurde eine Keramik-Keramik Gleitpaarung eingesetzt, 12-mal eine Keramik-PE und lediglich einmal eine Metall-PE Gleitpaarung.

Der projizierte CCD-Winkel betrug im Durchschnitt 129,1° (min 116,3°, max 142,3°).

Die Veränderungen der Knochendichte um den implantierten Schaft wurden prozentual betrachtet. Dabei zeigte sich in den ersten 3 Monaten die stärkste Veränderung (Abb. 3); insbesondere in den proximalen Gruen Zonen 1, 2 und 7 sowie in Zone 4 konnte ein signifikanter Rückgang nachgewiesen werden. In den übrigen Regionen hat die Knochendichte ebenfalls abgenommen, jedoch ohne signifikante Werte zu erreichen. Mit einer Abnahme von 13,04 % war die größte Abnahme nach 3 Monaten in der Gruen Zone 2 nachweisbar, dem folgend mit 12,74 % Gruen Zone 7 bzw. 9,82 % Zone 1.

Nach 6 Monaten betrug der Knochendichteverlust in Gruen Zone 7 15,2 % kumulativ, in Gruen Zone 1 9,8 % und 13,7 % in Zone 2 (Tab. 1). Vergleicht man die Dichtewerte 3 und 6 Monate postoperativ, so sind die Veränderungen global betrachtet nicht mehr wesentlich (Tab. 2). Die Veränderungen zeigen eine geringfügige Ab- bzw. Zunahme regionenabhängig von unter 2 %. Lediglich in Gruen Zone 3 ist eine Knochendichtezunahme zwischen dem 3. und 6. postoperativen Monat von 4,2 % zu verzeichnen, welche vom Tiefpunkt nach 3 Monaten ausgehend dann Signifikanzniveau erreicht. Zwischen dem 6. Monat postoperativ und ersten Jahr postoperativ sind keine wesentlichen signifikanten Veränderungen mehr nachweisbar.

Die Kontrollmessungen über der Lendenwirbelsäule zeigten zu keinem Zeitpunkt signifikante Veränderungen.

Untersucht man die Korrelation von Knochendichteabnahme in den proximalen Regionen 1 und 7 zum CCD-Winkel, ist zwar kein signifikanter Zusammenhang feststellbar, zwischen CCD–Winkel und der periprothetischen Knochendichteabnahme in Gruen Zone 1 ist mit einem Korrelationskoeffizienten r = – 0,291 jedoch ein schwacher Zusammenhang zu erkennen, sodass man hier zumindest von einer Tendenz sprechen könnte (Abb. 4). Zwischen CCD-Winkel und der Gruen Zone 7 kann gar kein Zusammenhang hergestellt werden, die Knochendichteabnahme ist eher zufällig verteilt.

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