Übersichtsarbeiten - OUP 02/2015

Postoperative Knochendichteveränderung um die implantierte zementfreie Kurzschaftprothese MiniHip® (Corin)

Verglichen mit Knochendichtestudien anderer Standard- und auch Kurzschäfte zeigt sich bei der MiniHip lediglich ein moderater Knochendichtverlust von 7,32 % in Zone 1 bzw. 15,52 % in Gruen Zone 7 nach einem Jahr. Ähnliche Ergebnisse zeigte die Nanos-Kurzschaftprothese (Smith & Nephew) [22, 25]. Gute Ergebnisse zeigt auch die Metha-Kurzschaftprothese (Fa. BBraun) mit Knochendichteabnahmen von 9,5 % bzw. 11,5 % in den Regionen 7 bzw. 1 [33]. Die Mayo-Kurzschaftprothese (Zimmer) weist etwas größere Knochendichteabnahmen mit 14,4 % in Zone 1 bzw. 17,9 % in Zone 7 auf [20, 21], der CFP-Kurzschaftstiel (Fa. Waldemar Link) von sogar 30 % in Gruen Zone 7 bzw. 10–12 % in Zone 1 [23, 24].

Knochendichtestudien von Individualprothesen weisen bezüglich des Dichteverhaltens keinerlei Vorteil gegenüber Standardschäften auf und ähneln in ihrem Dichteabnahmemuster sowohl als Standardindividualprothese als auch Kurzschaftindividualprothese denen der Standardschäfte mit deutlicher Atrophie im Bereich der Kalkarregion [18, 34].

Dennoch besteht der Unterschied der Knochendichteabnahme von Kurzschäften im Vergleich zu Standardschäften nicht nur in der geringeren Höhe der Reduktion, sondern auch in der Tatsache, dass im Bereich der distalen Gruen Zonen, wo die Spitze bei der MiniHip poliert ist, im Gegensatz zu Standardprothesen keine relevante Knochendichtezunahme festzustellen ist.

Ein weiterer Faktor, der das Knochendichteverhalten in den proximalen Gruen Regionen mit beeinflusst, ist die Größe des implantierten Schafts. Der Zusammenhang zwischen Schaftgröße und der Knochendichteabnahme wie hier in der Studie gezeigt, konnte bereits in früheren Studien auch bei Standardschäften gezeigt werden [35, 36]. Je größer der Schaft, desto tiefer ist die Resektionsebene und damit die Annäherung an die Standardresektionsebene der konventionellen Schäfte mit proximal höheren Knochendichteabnahmen, sodass dann auch die Krafteinleitung denen der Standardschäfte ähnelt.

Schlussfolgerung

Im Gegensatz zu Standardprothesen mit distaler Hypertrophie und proximaler Hypotrophie wird bei der MiniHip zumindest teilweise die Theorie der proximalen Krafteinleitung gestützt, obgleich auch hier eine Knochendichteabnahme, aber in geringerem Ausmaße, in den proximalen Regionen zu verzeichnen ist. Mittel- und langfristige Untersuchungen sind erforderlich, um dies besser beurteilen zu können. Die MiniHip vervollständigt das Portfolio einer differenzierten Hüftendoprothetik mit einem selbst breiten Indikationsspektrum.

Interessenkonflikt: Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jörg Jerosch

Abteilung für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin

Johanna Etiennne Krankenhaus

Am Hasenberg 46, 41452 Neuss

J.Jerosch@ak-neuss.de

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