Übersichtsarbeiten - OUP 05/2018

Osteochondrale Läsionen am Talus
Ätiologie, Diagnostik, OP-Technik und LiteraturübersichtEtiology, diagnostics, operative technique and literature overview

Die Ergebnisse mehrerer Autoren belegen in der Mehrzahl gute und exzellente Ergebnisse für Revisionsfälle, allerdings mit einer nicht unerheblichen Entnahmemorbidität am Knie [2, 18, 23, 32].

Membran/Matrix autologe Chondrozyten-Implantation (MACI)

MACI ist eine vereinfachte ACI-Technik ohne die aufwendige Entnahme und das schwierige Einnähen des Periostlappens. Anstelle des Lappens wird eine Membran aus Kollagen Typ I und III zunächst einige Tage in der Zellsuspension mit Chondrozyten besiedelt und dann via Mini-Arthrotomie oder arthroskopisch in die OCL genäht oder mit Fibrinkleber fixiert.

Die bisherigen Ergebnisse für MACI sind vielversprechend mit ganz überwiegend guten klinischen Ergebnissen, wenigen Versagern und dem Nachweis von hyalinem Knorpel im ehemaligen Defekt [10, 26].

Juveniler Knorpel

In Nordamerika macht seit einigen Jahren die Implantation von juvenilem Knorpel mit vielversprechenden Ergebnissen auf sich aufmerksam. Bei dieser einzeitigen Technik wird zerkleinerter juveniler Knorpel mit Fibrinkleber in die débridierte OCL eingeklebt, bisher gibt es aber wenig Evidenz [1].

Postoperative Nachbehandlung

Bei reiner Knorpel-Operation ist nur eine kurzfristige Ruhigstellung in einer Gipsschiene oder einem VacoPed für 5–7 Tage notwendig, gefolgt von frühzeitigen Bewegungs- und Kräftigungsübungen. Die frühzeitige Stimulation durch die Bewegung wirkt sich offenbar positiv auf die Knorpelregeneration aus. Je nach operativen Zusatzschritten (Bandstabilisation, Rückfuß-Osteotomie, Malleolar-Osteotomie) ist jedoch eine längere Gipsruhigstellung erforderlich. Der Übergang zur Vollbelastung ist nach frühestens 6 Wochen gestattet.

Aktuelle klinische Untersuchungen haben gezeigt, dass kleinere Defekte in weniger druckbelasteten Zonen eine frühere Belastbarkeit ermöglichen [21].

Diskussion

Im Vordergrund der operativen Therapie der OCL stehen das arthroskopische oder minimalinvasive Débridement und die Knochenmark-Stimulation. Bei anhaltenden Beschwerden oder größeren OCL kommen invasivere Verfahren zum Einsatz. Instabile osteochondrale Fragmente oder subchondrale Zysten, die bei der Genese des Schmerzes beteiligt sind, müssen débridiert und mit einer Spongiosaplastik aufgefüllt werden, denn die Behandlung der OCL ohne intaktes Knochenbett ist ineffektiv. Des Weiteren können Schmerzen durch das Eindringen von Gelenkflüssigkeit durch Knorpel-Knochen-Fissuren in den mit Schmerzrezeptoren ausgestatteten subchondralen Knochen hervorgerufen werden.

Eine Vielzahl operativer Optionen zur Therapie der OCL ist in der Literatur beschrieben. Die Verfahren können grundsätzlich in 2 Kategorien unterteilt werden: Knochenmark-stimulierende Anbohrungen/Microfracturing und Knorpel-Ersatzplastiken, wobei sich die Indikationen vornehmlich an der OCL-Größe orientieren. Bei den autologen Chondrozyten-Verfahren haben sich heute die Matrix-Techniken etabliert. Die hohen Kosten der autologen Chondrozyten-Transplantation haben das Interesse an zellfreien Implantaten erhöht. Die kostengünstige, zellfreie AMIC scheint gemäß ersten langfristigen Ergebnissen eine wirksame Alternative darzustellen [12]. Insbesondere bei vornehmlich subchondraler Knochenpathologie scheint das Débridement der Zysten und instabiler Knochennekrosen in Kombination mit einer Spongiosaplastik und einer AMIC erfolgversprechend zu sein.

Die aktuelle evidenzbasierte Datenlage zur Behandlung der OCL weist zufriedenstellende kurz- und mittelfristige Ergebnisse für beide Kategorien aus. Die Evidenzlage ist jedoch weiterhin unzureichend.

Interessenkonflikt: Keine angegeben.

Korrespondenzadresse

PD Dr. med. Fabian Krause

Inselspital, Universität Bern

Freiburgstraße

3010 Bern

fabian.krause@insel.ch

Literatur

1. Adams SB Jr, Yao JQ, Schon LC: Particulated juvenile articular cartilage allograft transplantation for osteochondral lesions of the talus. Tech Foot Ankle Surg 2011; 10: 92–8

2. Bazaz R, Ferkel RD: Treatment of osteochondral lesions for the talus with autologous chondrocyte implantation. Tech Foot Ankle Surg 2004; 3: 45–52

3. Behrens P, Varoga D, Niemeyer P et al.: Intraoperative biologische Augmentation am Knorpel, Arthroskopie 2013; 26: 114–22

4. Bosien WR, Staples OS, Russell SW: Residual disability following acute ankle sprains. J Bone Joint Surg Am 1955; 37: 1237–43

5. Canale ST, Belding RH: Osteochondral lesions of the talus. J Bone Joint Surg Am 1980; 62: 97–102

6. Dunlap BJ, Ferkel RD, Applegate GR: The “LIFT” lesion: lateral inverted osteochondral fracture of the talus. Arthroscopy 2013; 29: 1826–33

7. Elias I, Zoga AC, Morrison WB et al.: Osteochondral lesions of the talus: localization and morphologic data from 424 patients using a novel anatomical grid scheme. Foot Ankle Int 2007; 28: 154–61

8. Ferkel RD, Sgaglione NA, DelPizzo W et al.: Arthroscopic treatment of osteochondral lesions of the talus: long-term results. Orthop Trans 1990; 14: 172–3

9. Giannini S, Vannini F: Operative treatment of osteochondral lesions of the talar dome: current concepts review. Foot Ankle Int 2004; 25: 168–75

10. Giza E, Sullivan M, Ocel D et al.: Matrix-induced autologous chondrocyte implantation of talus articular defects. Foot Ankle Int. 2010; 31: 747–53

11. Gobbi A, Francisco RA, Lubowitz JH et al.: Osteochondral lesions of the talus: randomized controlled trial comparing chondroplasty, microfracture, and osteochondral autograft transplantation. Arthroscopy 2006; 22: 1085–92

12. Gottschalk O, Altenberger S, Baumbach S et al.: Functional Medium-Term Results After Autologous Matrix-Induced Chondrogenesis for Osteochondral Lesions of the Talus: A 5-Year Prospective Cohort Study. J Foot Ankle Surg 2017; 56: 930–6

13. Gross AE, Agnidis Z, Hutchinson CR: Osteochondral defects of the talus treated with fresh osteochondral allograft transplantation. Foot Ankle Int 2001; 22: 385–91

14. Haene R, Qamirani E, Story RA, Pinsker E, Daniels TR: Intermediate outcomes of fresh talar osteochondral allografts for treatment of large osteochondral lesions of the talus. J Bone Joint Surg Am 2012; 94: 1105–10

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