Übersichtsarbeiten - OUP 06/2016

Rückkehr zum Sport nach Hüftendoprothese

Fritz Thorey1

Zusammenfassung: Das Ziel einer Total-Endoprothese (TEP) des Hüftgelenks ist die Schmerzlinderung, und nicht, bessere Sportler zu machen. Der moderne Patient möchte zurück zu Freizeitaktivtäten und Sport. Aktuell gibt es keinen Konsens zur sicheren Wiederaufnahme der sportlichen Aktivität, jedoch dienen ein gutes chirurgisches Ermessen sowie ein gesunder Menschenverstand des Patienten als adäquate Richtlinien. Mit der Zunahme von jungen und aktiven Patienten mit Gelenkersatz hat in den letzten Jahren auch die Frage nach einer Teilnahme an sportlichen Aktivitäten nach einer Hüft-TEP an Relevanz gewonnen. Dieser Artikel erörtert Operations-, Implantat- und Sport-bezogene
Faktoren, und diskutiert die derzeit verfügbaren Richtlinien, die von den Ärzten bei der Patientenberatung zur Rückkehr in den Sport nach Hüft-TEP berücksichtigt werden sollten. Aktuelle Evidenz zu einer angemessenen Teilnahme an sportlicher Aktivität nach Hüft-TEP wird ebenso erörtert. Patienten sollten zu einem aktiven Alltag nach dem Einsatz einer totalen Gelenkprothese ermuntert werden, dies beinhalt auch die Wiederaufnahme sportlicher Betätigungen. Hierzu sollten der Allgemeinzustand des Patienten, die bereits erlangten sportlichen Erfahrungen, der chirurgische Zugang, die Implantat-Eigenschaften und die speziellen Anforderungen
einer Sportart berücksichtigt werden.

Schlüsselwörter: Hüftendoprothetik, Sport, Aktivität

Zitierweise
Thorey F: Rückkehr zum Sport nach Hüftendoprothese.
OUP 2016; 6: 348–352 DOI 10.3238/oup.2016.0348–0352

Summary: The goal of total hip replacement is to relieve pain and to bring back patients to normal activity. Still, the modern patient is likely to return to recreation and sports. The issue of athletic participation after hip arthroplasty has become more relevant in recent years, with an increase in the number of young and active patients receiving joint replacements. The article reviews patient surgery, implant and sports related factors and discusses currently available guidelines that should be considered by the surgeon when counseling patients regarding a return to athletic activity after total joint arthroplasty. Current evidence regarding appropriate athletic participation after total hip arthroplasty is also reviewed. Patients should be encouraged to be active after total joint arthroplasty, and this may include participation in athletic activity. Patient and surgeon should consider the patient’s general health, previous athletic experience, surgical approach, implant characteristics, and the demands of a particular sport when determining whether participation in that sport is advisable.

Keywords: total hip replacement, sport, activity

Citation
Thorey F: Return to sports after total hip arthroplasty.
OUP 2016; 6: 348–352 DOI 10.3238/oup.2016.0348–0352

Einleitung

Die Indikation für eine Total-Endoprothese des Hüftgelenks wird mittlerweile auch bei jüngeren und aktiven Patienten häufiger gestellt. Viele dieser aktiven Patienten möchten auch nach einem Gelenkersatz weiterhin ihrer sportlichen Betätigung nachgehen. Die behandelnden Chirurgen müssen sich der Literatur zu Sport nach Gelenkersatz bewusst sein, um ihre Patienten angemessen beraten zu können.

Das Ziel dieses Artikels ist es, sowohl einen Überblick über die Erfahrungen zur sportlichen Aktivität nach Gelenkersatz zu geben, mit Schwerpunkt auf sportliche Aktivitäten und die Auswirkung auf das Ergebnis nach Endoprothetik, als auch Richtlinien für den Chirurgen in der Beratung der Patienten zu Sport nach Hüft TEP zu erstellen.

Einflussfaktoren

Patienten Faktoren

Der Vorteil sportlicher Aktivität nach dem Einsatz einer Hüft-TEP ist unbestritten. Zusätzlich zur psychischen Zufriedenheit, die nach einer sportlichen Betätigung eintritt, zeigen sich ein muskulärer Kraftzuwachs, Verbesserung der Koordination und der Balance sowie eine Steigerung der Ausdauer und der Propriozeption. Dies alles führt zu einer besseren Körperkontrolle und damit zur Risikominderung von Verletzungen durch einfache Stürze oder sonstige Traumata. Studien kommen ebenfalls zu dem Ergebnis, dass ein totaler Gelenkersatz dem Patienten wieder ein hohes Maß an sportlicher Aktivität und aktiver Freizeitgestaltung ermöglicht. Darüber hinaus wurden Personen mit einer relativ bewegungsarmen Lebensweise vor der Operation nach dem Eingriff sportlich aktiver [1, 2]. Eine Studie von Visuri und Honkanen zeigt, dass bei Patienten nach einer Hüft-TEP die Teilnahme an gelenkschonenden Sportarten wie z.B. Walking, Schwimmen, Radfahren und Skilanglauf signifikant steigt. Der wichtigste Faktor für die Aufnahme sportlicher Aktivität nach einem Gelenkersatz ist die sportliche Betätigung vor der Operation [3, 4].

Chirurgische Faktoren

Chirurgische Faktoren können eine Auswirkung auf die Fähigkeit des Patienten zur sportlichen Aktivität haben. So kann z.B. der chirurgische Zugang zum Hüftgelenk zu einer zeitweisen oder langfristigen postoperativen Muskelschwäche führen. Diese kann beispielsweise beim direkt lateralen Zugang auftreten, der das partielle Ablösen der Abduktoren vom großen Trochanter erfordert. Dieser Aspekt kann die sportliche Aktivität beeinflussen, da die Funktion der Abduktoren sehr wichtig für viele Sportarten ist. Auf der anderen Seite steht die geringe Rate an Dislokationen nach einem antero-lateralen oder direkt lateralen Zugang. Dies macht diese Techniken zu attraktiven Optionen für alle Patienten, die nach dem Eingriff wieder eine Aufnahme ihrer sportlichen Aktivitäten planen [5, 6].

Laut früheren Studien besteht beim posterioren Zugang zur Hüfte ein höheres Dislokationsrisiko als beim anterioren Zugang. Jedoch zeigen jüngste Berichte, dass das Risiko einer Dislokation von 4–6 %, mit einer Kapselrekonstruktion auf < 1 % verringert werden kann [7, 8].

Der direkt anteriore Zugang ermöglicht eine muskuläre Schonung, jedoch ist ein spezielles Instrumentarium erforderlich, was vielen Chirurgen nicht vertraut ist. Bei der Wahl des chirurgischen Zugangs sind die wichtigsten Ziele die korrekte Ausrichtung der Komponenten, die Orientierung und die Größenbestimmung. Bei diesen Aspekten sollten keine Abstriche zugunsten eines speziellen chirurgischen Zugangs gemacht werden.

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