Übersichtsarbeiten - OUP 06/2016

Rückkehr zum Sport nach Hüftendoprothese

Zum jetzigen Zeitpunkt zeigen Studien keine verbesserte Fähigkeit zur sportlichen Betätigung nach einem speziellen Zugang bei der Hüftgelenkdarstellung. Bei Langzeitergebnissen wurden keine Unterschiede im Vergleich von neueren minimalinvasiven Gelenkzugängen zu den mehr traditionellen Zugangsmethoden festgestellt.

Jedoch ist es möglich, dass chirurgische Techniken, die eine Beeinträchtigung der muskulotendinösen Anatomie verhindern oder minimieren, einigen Patienten eine höhere Fähigkeit zur Sportaktivität nach Hüft-TEP ermöglichen können.

Implantat-Faktoren

Ein katastrophales Implantatversagen war ein häufiges Thema bei der ersten Generation des Gelenkersatzes. Die Einführung von härteren und biologisch verträglicheren Metall-Legierungen wie Kobaldt-Chrome und Titan minimierten einen Teil der Komplikationen, und die Einbringung von neueren Polyethylenen hatte die Rate der volumetrischen Abnutzung sowie der Osteolyse signifikant gesenkt [9–11].

Andere Studien zeigten ein größeres Risiko von Implantatversagen bei zementierten azetabulären Komponenten in jüngeren, aktiveren Individuen. Daher sollte diese spezielle Fixationsmethode bei dieser Patientenpopulation vermieden werden. Eine ausgezeichnete Fixierung mit einer niedrigen aseptischen Lockerungs-Rate wurde sowohl über die azetabulären Press-fit-Komponenten als auch über die femoralen Press-fit-Komponenten berichtet [12–16].

Hier ist gerade die Verwendung alternativer Gleitpaarungen zu diskutieren, um die Gefahr von Abrieb und aseptischer Lockerung weiter zu vermindern. Dieses schließt Metall-Metall-, Keramik- und hochvernetzte Polyethylen-Implantate mit ein. Bereits bekannt ist, dass Metall-Metall-Gleitpaarungen ionisch angereicherte Abriebpartikel erzeugen, deren Verbleib im Gewebe bedenklich ist [17, 18]. Keramik-Keramik-Gleitpaarungen zeigen aktuell exzellente Haltbarkeitsraten. Bei den ersten Generationen in der Vergangenheit wurde jedoch auch über Frakturen und Versagen bei schlag- oder stoßartiger Beanspruchung während sportlicher Betätigung berichtet [19–22]. Hochvernetztes Polyethylen zeigte eine niedrige Abriebrate, aber ebenso ein erhöhtes Frakturrisiko durch eine vermehrte Brüchigkeit verglichen mit konventionellem Polyethylen [23–26]. Diese alternativen Gleitpaarungen können zu einer verbesserten Lebensdauer und Funktion der Hüftgelenkprothesen in jüngeren und aktiveren Personen führen. Dennoch muss dieses mit einem erhöhten Frakturrisiko bei Impact-Sportarten abgewogen werden. Demnach sollte die Auswahl der Oberflächen individuell für den Patienten, sein sportliches Niveau und seine Vorstellungen zur sportlichen Tätigkeit zugeschnitten sein.

Sport-Faktoren

Grundsätzlich muss die Beanspruchung der Gelenke durch die spezifische Sportart vom Chirurgen sorgfältig in die Überlegungen einbezogen werden, wenn der Patient über die Wiederaufnahme sportlicher Aktivität nach Hüft-TEP beraten wird. Das Ausmaß der Belastung, das auf das prothetisch versorgte Gelenk während der sportlichen Bewegung weitergegeben wird, die Anzahl wiederholender Bewegungen, das Sturzrisiko und Kontakt zu anderen Oberflächen haben einen Einfluss auf die Langlebigkeit des Implantats. Patienten sollten über diese Risiken ausführlich aufgeklärt werden, ehe sie die gewünschte Sportart beginnen oder wieder aufnehmen.

Diskussion

Es existiert hinreichend Literatur, die eine sichere Teilnahme an einer Reihe sportlicher Aktivitäten nach Hüft-TEP empfiehlt. Verschiedene Studien zeigen keinen negativen Effekt bei hochaktiven Patienten und athletisch sportlichem Niveau in Bezug auf klinisches Outcome und Haltbarkeit der Komponenten [27–31]. Cornell und Ranawat [27] berichten in einem 10-Jahres-Follow-up aller zementierter Hüftimplantate bei Patienten, die jünger als 50 Jahre sind. Es wurden lediglich 2 Revisionen wegen aseptischer Lockerung in 101 Hüften gefunden, was den Schluss zulässt, dass ein hohes Aktivitätsniveau keine negativen Auswirkungen auf das klinische Outcome der Hüftendoprothese hat. Ritter und Meding [29] analysierten ihre Patienten in einem Follow-up nach mindestens 3 Jahren und fanden heraus, dass gelenkschonende Sportarten wie Walking, Golf und Bowling keinen negativen Effekt auf das Outcome von Hüftendoprothesen haben. Zudem zeigen mehrere Studien geringere Raten radiologischer und klinischer Lockerung mit Revisionsbedarf in aktiven Patienten, verglichen mit einer bewegungsärmeren Kontrollgruppe [29–31]. Demnach scheinen diese Resultate überraschend in Anbetracht wissenschaftlicher Evidenz, dass Abnutzung durch Beanspruchung erfolgt. Die Befürworter von sportlicher Bewegung nach einer Hüftendoprothese argumentieren, dass die adäquate Belastung der Knochen vorteilhaft für die Langlebigkeit von gut fixierten eingewachsenen Komponenten ist und zudem Vorteile für das muskuloskelettale System in Form von Verbesserung der Festigkeit, Ausdauer und Propiozeption mit sich bringt; was die negative Auswirkung einer stärkeren Oberflächenabnutzung wieder aufhebt [4].

Diejenigen, die gegen eine übermäßige aggressive sportliche Betätigung und hochaktive körperliche Bewegung nach Hüftendoprothese argumentieren, zitieren ansteigende Raten von Abnutzung, Revisionen bei aseptischer Lockerung und ein erhöhtes Potenzial für Unfälle, welche zu Frakturen oder Dislokationen führen. In der häufig zitierten Studie von Kilgus et al. [32] werden schlechte Langzeitergebnisse und höhere Revisionsraten bei den aktivsten Patientengruppen berichtet. Negative Effekte aufgrund erhöhter Aktivität wurden bei Total-Hüftgelenkersatz-Patienten bis über 10 Jahre postoperativ nicht beobachtet [33]. Eine andere Studie berichtet über eine signifikant höhere Revisionsrate bei jüngeren Patienten im Vergleich zu der älteren und bewegungsärmeren Vergleichsgruppe und führt diesen Unterschied auf die höhere Aktivität der jüngeren Gruppe zurück [4].

Obwohl die Rate der periprothetischen Frakturen steigt, gibt es nur wenige Publikationen über Traumata, die in periprothetischen Frakturen und Dislokationen oder einem von beiden als Resultat einer sportlichen Aktivität nach Hüftgelenkersatz endeten [34]. Patienten, die eine Hochrisiko- oder Kontakt-Sportart durchführen, sollten ausführlich über die potenziellen Konsequenzen einer periprothetischen Fraktur oder Dislokation aufgeklärt werden.

Obwohl bis dato kein Konsens besteht, gibt es 3 separate Übersichten von erfahrenen Endoprothetikern mit relativ ähnlichen Richtlinien zur Rückkehr in den Sport nach Hüftgelenkersatz [35, 36]. Eine Reihe von Sport- und Freizeitaktivitäten wurde als „sehr empfehlenswert“, „empfehlenswert“ und „nicht empfehlenswert“ sowie „nicht geeignet“ klassifiziert. Ebenso kann die sportliche Aktivität am Wirkungsgrad klassifiziert werden: „high impact“, „intermediate impact“ oder „low impact“. Generell sind alle Sportarten mit low impact nach einer Total-Hüftendprothese erlaubt; bei Vorkenntnissen des Patienten – jedoch mit Einschränkungen – erlaubt sind Intermediate-impact-Aktivitäten. Als nicht geeignet werden alle Sportarten der Einstufung high impact erachtet (Tab. 1).

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