Übersichtsarbeiten - OUP 05/2015

Sport(therapie) und Arthrose

Einer deutlichen Schmerzzunahme während des Trainings sollte umgehend mit einer Übungs- bzw. Belastungsanpassung begegnet werden.

Patienten sollten über eine mögliche Schmerzzunahme informiert werden. Ihnen sollte hierbei zum einen die Angst vor einer kurzfristigen Schmerzzunahme genommen werden, zum anderen sollten sie jedoch auch darüber informiert werden, dass sie beim Auftreten von stärkeren bzw. persistierenden Schmerzen ihren Therapeuten bzw. Arzt aufsuchen sollten, um mögliche Ursachen zu klären und die weitere Belastungsdosierung zu besprechen. Die Dokumentation von Schmerzen vor und während der Trainingseinheiten sowie im Tagesverlauf kann helfen, die Belastung im Training sinnvoll anzupassen. Auch die Dokumentation von bestimmten Übungen oder Ausgangsstellungen, die Probleme verursachen, erleichtert dem Therapeuten bzw. dem Patienten die Modifikation des Trainings, da ungünstige Übungen von günstigen unterschieden werden können.

Neben Schmerzen kann es im Rahmen der Aktivitäten vereinzelt auch zu Stürzen kommen. Die Übungen sollten deshalb so gewählt werden, dass sie unter Berücksichtigung des individuellen Sturzrisikos des Patienten sicher durchgeführt werden können. Dies gilt auch für das häusliche Umfeld im Rahmen eines Heimtrainingsprogramms. Bei gangunsicheren Patienten ist dies beispielsweise durch Wahl eines festen Untergrundes sowie Stabilisierungshilfen zum Festhalten bei Übungen im Stand möglich.

Anbieter für Sporttherapie bei Arthrose

Gezielte sporttherapeutische Angebote zur Behandlung der Hüftarthrose werden in den meisten Fällen ärztlich verordnet und durch einen Therapeuten geplant und dosiert. Angebote finden sich sowohl im ambulanten, als auch im stationären Bereich. Die Bewegungs- und Sporttherapie spielt beispielsweise im Rahmen der stationären Rehabilitation eine wesentliche Rolle. Auch im
ambulanten Bereich können sporttherapeutische Maßnahmen vom Arzt
verordnet werden. Nach dem Sozialgesetzbuch IX gehören der Rehabilitationssport und das Funktionstraining zu den ergänzenden Leistungen der Rehabilitation.

Die Bedingungen für die genannten Leistungen wurden 2011 von der Bundesarbeitsgemeinschaft Rehabilitation (BAR) durch die Rehabilitationsträger und die Leistungserbringer sowie durch Selbsthilfegruppen in der Rahmenvereinbarung über den Rehabilitationssport und das Funktionstraining festgelegt [39, 40]. Funktionstraining wird im Allgemeinen von den örtlichen Arbeitsgemeinschaften der Landesverbände der Deutschen Rheumaliga angeboten, Rehabilitationssport hingegen von örtlichen Rehabilitationssportgruppen der Landesbehinderten-Sportverbände, die dem Deutschen Behindertensportverband (DBS) angehören [40]. An dieser Stelle muss jedoch angemerkt werden, dass zum jetzigen Zeitpunkt noch kein flächendeckendes Netz für ein arthrosespezifisches Trainingsangebot in den genannten Organisationen vorliegt. Während Funktionstraining und Rehabilitationssport in der Gruppe angeboten werden, kann der behandelnde Arzt bei gegebener Indikation allgemeine Krankengymnastik, gerätegestützte Krankengymnastik oder Übungsbehandlung verordnen. Diese Maßnahmen berücksichtigen auch Elemente der Sporttherapie. Inhalt, Umfang und Häufigkeit der verordnungsfähigen Heilmittel richtet sich für Versicherte der gesetzlichen Krankenversicherungen nach dem gültigen Heilmittelkatalog. Für die Diagnose „Arthrose“ regt diese Richtlinie zudem an, die Patienten in die eigenständige Ausführung eines Übungsprogrammes einzuweisen und zudem eine Gelenkschule anzubieten [20, 41].

Sport mit Gon- und
Coxarthrose

Bei Erkrankungen der Gelenke sollte auf Belastungsformen verzichtet werden, die mit Spitzen- und Rotationsbelastungen einhergehen. Als Beispiele sind Ballsportarten, Rückschlagspiele sowie Kampfsportarten zu nennen. Im Gegensatz hierzu bieten sich – neben gezielten Trainingsprogrammen zur Verbesserung der Gelenkfunktion, Muskelkraft und Alltagsaktivität – insbesondere Schwimmen, Aquagymnastik und Aquajoggen als gelenkschonende Trainingsformen an. Bei bestehenden Kniebeschwerden sollte hierbei jedoch auf den Brustbeinschlag verzichtet werden. Zyklische Belastungen wie Radfahren, Nordic Walking und klassischer Langlauf sind ebenfalls empfehlenswert. Bei Arthrose im Bereich der Wirbelsäule oder der unteren Extremitäten sollte jedoch auf das Joggen verzichtet werden, da hierbei ein Vielfaches des Körpergewichts auf den Gelenken lastet [42].

Interessenkonflikt: Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des Internationalen Committee of Medical Journal Editors besteht.

Korrespondenzadresse

Korrespondenzadresse

PD Dr. med. Inga Krauß

Medizinische Universitätsklinik Tübingen, Abteilung Sportmedizin

Hoppe-Seyler-Str. 6

72076 Tübingen

inga.krauss@med.uni-tuebingen.de

Literatur

1. Soder S, Aigner T. Osteoarthritis. Etiology, typing, staging and histological grading]. Pathologe 2011; 32: 183–92

2. Flugsrud GB, Nordsletten L, Espehaug B et al. Risk factors for total hip replacement due to primary osteoarthritis: a cohort study in 50,034 persons. Arthritis Rheum. 2002; 46: 675–82

3. Schmitt H. Degenerative Gelenkerkrankungen nach Leistungssport. Dtsch Zeitschrift Für Sportmed. 2006; 57: 248–54

4. Tveit M, Rosengren BE, Nilsson JA et al. Former male elite athletes have a higher prevalence of osteoarthritis and arthroplasty in the hip and knee than expected. Am. J. Sports Med. 2012; 40: 527–33

5. Laor T, Wall EJ, Vu LP. Physeal widening in the knee due to stress injury in child athletes. AJR AmJRoentgenol. 2006; 186: 1260–4

6. Wojtys EM, Ashton-Miller JA, Huston LJ et al. The association between athletic training time and the sagittal curvature of the immature spine. Am. J. Sports Med. 2000; 28: 490–8

7. Siebenrock KA, Schwab JM. The cam-type deformity-what is it: SCFE, osteophyte, or a new disease? JPediatrOrthop. 2013; 33 Suppl 1: 121–S125

8. Agricola R, Bessems JH, Ginai AZ et al. The development of Cam-type deformity in adolescent and young male soccer players. Am. J. Sports Med. 2012; 40: 1099–106

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