Originalarbeiten - OUP 07-08/2013

Stellenwert der Hüftarthroskopie

Nur selten stellen sich Indikationen zur arthroskopischen Intervention bei Vorliegen einer idiopathischen Hüftkopfnekrose, beim M. Perthes oder Komplikationen des endoprothetischen Gelenkersatzes. Bei der Hüftkopfnekrose oder dem M. Perthes können assoziierte Läsionen wie ein freier Körper arthroskopisch angegangen werden. Eine Kontrolle der Kopfdekompression erfolgt meist navigiert oder fluoroskopisch kontrolliert und nicht unter arthroskopischer Kontrolle. Die Osteochondrosis dissecans am Hüftgelenk ist selten. Je nach Stadium kann diese aber gut arthroskopisch debridiert oder angebohrt werden. In seltenen Fällen stellt sich die Indikation zur arthroskopischen oder offenen Knorpeltransplantation.

Die insbesondere im Kindesalter auftretende septische Arthritis stellt eine weitere seltene, aber gute Indikation für eine arthroskopische Spülung und Debridement dar [3, 11, 32]. Der Keim kann isoliert und entsprechend antibiotisch abgedeckt werden, das Gelenk wird zentral und peripher gespült und debridiert, in das periphere Kompartiment kann eine Drainage eingelegt werden.

Kontraindikationen

Risikoreich erscheint die Arthroskopie bei frischer Azetabulumfraktur. Hier berichteten Bartlett und Mitarbeiter von einer Flüssigkeitsextraktion ins Retroperitoneum mit Herzstillstand [2]. Es sollte einige Wochen zugewartet und mit möglichst niedrigem Druck (ggf. nur Schwerkraftspülung) arthroskopiert werden. Nicht sinnvoll ist ein arthroskopisches Vorgehen bei bereits fortgeschrittenen degenerativen Veränderungen, insbesondere auch wenn diese bereits mit einem schlechten Bewegungsumfang, v.a. einer Rotationskontraktur kombiniert sind. Der Sinn eines arthroskopischen oder offenen Debridements ist hier infrage zu stellen. Zudem ist zu berücksichtigen, dass solche Gelenke meist nicht mehr ausreichend distrahiert werden können. Bei einer deutlichen Bewegungseinschränkung ohne degenerative Veränderungen ist meistens ein offenes Verfahren zu bevorzugen. Die Kapsel kann bei diesem labrumnah zirkumferent inzidiert werden, gleichzeitig können in kürzerer Operationszeit auch andere Probleme angegangen werden. Bei einer Coxa profunda und einem fortgeschrittenen Pincer-Impingement ist der Zugang zum zentralen Kompartiment nicht selten erschwert. Auch hier sollte ein offenes Verfahren in Betracht gezogen werden. Bei einer gleichzeitigen Labrumverknöcherung kann die Arthroskopie ausschließlich ohne Traktion durchgeführt werden. Ausgehend von der Gelenkperipherie können Kopf-Hals-Offset verbessert und das verkalkte Labrum mit Pfannenrandanteilen zurückgetrimmt werden. Bei adipösen Patienten muss überprüft werden, ob ggf. überlange Arthroskope vorhanden sind, um bis ins Gelenk vorzudringen.

 

Interessenkonflikt: Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.

Korrespondenzadresse

Dr. med. Matthias Kusma

Orthopädie Am Alten Messplatz
Mannheim

Max Joseph Straße 1

68167 Mannheim

dr.kusma@oaam.eu

Literatur

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2. Bartlett CS, DiFelice DG, Buly R, Quinn TJ, Green DST,Helfet DL. Cardiac arrest as a result of intraabdomial extravasation of fluid during arthroscopic removal of a loose body from the hip joint of a patient with an acetabular fracture. J Orthop Trauma 1998; 12: 294–300

3. Blitzer CM. Arthroscopic management of septic arthritis of the hip. Arthroscopy 1993; 9: 414–416

4. Bogunovic L, Gottlieb M, Pashos G, Baca G, Clohisy JC. Why Do Hip Arthroscopy Procedures Fail? Clin Orthop Relat Res 2013; DOI 10.1007/s11999– 013–3015–6

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