Originalarbeiten - OUP 09/2018

Ballonkyphoplastie und konservative Therapie bei traumatischen Frakturen der Brust- und Lendenwirbelsäule

Jens Kelm1, Ahmed Abuazab2, 3, Markus Markenstein3, Wolfram Käfer2

Zusammenfassung: Die Ballonkyphoplastie ist eine effiziente Therapieoption zur Behandlung von Wirbelkörperfrakturen. Sie ermöglicht eine schnelle Frakturstabilisierung und eine rasche postoperative Schmerzreduktion.
Alternativ zur Ballonkyphoplastie besteht das Konzept der konservativen Therapie. Ziel dieser Arbeit war der Vergleich des Therapieerfolgs zwischen Ballonkyphoplastie und konservativer Therapie in der Behandlung von frischen, stabilen, traumatischen Wirbelkörperfrakturen der Brust- und Lendenwirbelsäule.

Aus den Ergebnissen kann gefolgert werden, dass im untersuchten Patientengut das Outcome durch die Ballonkyphoplastie dem der konservativen Therapie überlegen ist. Dies zeigt sich an einem höheren Körperfunktionsstatus in den Aktivitäten des täglichen Lebens sowie einer geringeren Schmerzintensität und kann durch die Verbesserung objektiver radiomorphologischer Parameter zusätzlich belegt werden.

Schlüsselwörter: stabile Wirbelkörperfrakturen, Ballonkyphoplastie, konservative Therapie, Outcome

Zitierweise
Kelm J, Abuazab A, Markenstein M, Käfer W: Outcome von Ballonkyphoplastie und konservativer Therapie bei Patienten mit traumatischen Frakturen der Brust- und Lendenwirbelsäule.
OUP 2018; 7: 459–464 DOI 10.3238/oup.2018.0459–0464

Summary: Balloon kyphoplasty is an effective therapy option for the treatment of vertebral body fractures. It enables rapid fracture stabilization and rapid postoperative pain reduction. Alternatively, there is the concept of conservative therapy. The aim of this work was the comparison of the therapeutic success between balloon kyphoplasty and conservative therapy in the treatment of fresh stable traumatic vertebral body fractures of the thoracic and lumbar spine.

From the results it can be concluded that in the examined patients the outcome of balloon kyphoplasty is superior to that of conservative therapy. This is proven by a higher body function status in the activities of daily life, as well as a lower pain intensity and can be further demonstrated by the
improvement of objective radiomorphological parameters.

Keywords: stable vertebral body fractures, balloon kyphoplasty, conservative therapy, outcome

Citation
Kelm J, Abuazab A, Markenstein M, Käfer W: Outcome of balloon kyphoplasty and conservative treatment in patients with traumatic fractures of the thoracic and lumbar spine.
OUP 2018; 7: 459–464 DOI 10.3238/oup.2018.0459–0464

1 Chirurgisch-Orthopädisches Zentrum Illingen

2 Abteilung für Wirbelsäulenchirurgie, Westpfalzklinikum Standort II Kusel

3 Hauptabteilung Chirurgie: Unfallchirurgie/Orthopädische Chirurgie, Caritas Krankenhaus Lebach

Einleitung

Als effiziente Behandlungsoption bei Wirbelkörperfrakturen der Brust- und Lendenwirbelsäule steht seit den späten 90er-Jahren des vorigen Jahrhunderts die Ballonkyphoplastie zur Verfügung. Anfangs wurde die Ballonkyphoplastie vornehmlich zur Behandlung von osteoporotischen Frakturen eingesetzt; in Erweiterung des Indikationsspektrums findet die Therapiemethode auch in der Behandlung von traumatischen Wirbelkörperfrakturen Anwendung [2, 15].

Alternativ zur Ballonkyphoplastie besteht das Konzept der konservativen Therapie [17].

Derzeit existieren nur wenige Studien, die explizit den Therapieerfolg des operativen dem des konservativen Vorgehens gegenüberstellen, wobei eine niedrige Evidenz und fehlende Langzeitergebnisse zu bemängeln sind.

Ziel dieser Arbeit war es, zu überprüfen, welcher Therapieansatz (operativ versus konservativ) zur Behandlung von stabilen traumatischen Wirbelkörperfrakturen bessere Ergebnisse liefert.

Patienten und Methoden

Patienten

41 Patienten (24 Frauen/17 Männer) mit einem mittleren Alter von 64,1 (± 14,4) Jahren wurden in die Studie inkludiert, die in einem Zeitraum von 4 Jahren (01.07.2010–30.06.2014) in der unfallchirurgischen Abteilung des Caritas Krankenhauses Lebach wegen einer stabilen traumatischen Wirbelkörperfraktur der Brust- und/oder Lendenwirbelsäule behandelt wurden. Einschlusskriterium bei allen Patienten war, dass die Indikation zur Behandlung durch eine Ballonkyphoplastie leitlinienkonform [1] gestellt werden konnte. Patienten, die eine ballonkyphoplastische Versorgung ablehnten, wurden konservativ behandelt.

Ein Ethikantrag wurde bei der Ethikkommission der Ärztekammer des Saarlands gestellt und unter der Nr. 82/15 genehmigt [19].

Methoden

Ballonkyphoplastie

Bei dem Verfahren wurden transpedikulär unter Röntgenkontrolle 2 Ballonkatheter in den frakturierten Wirbelkörper eingebracht und mit einem wasserlöslichen Röntgenkontrastmittel aufgefüllt. Durch die Auffüllung des Ballons wurde die Spongiosa komprimiert, sodass eine verdichtete Wand aus Spongiosamaterial entstand und der Wirbelkörper leicht aufgerichtet werden konnte. Danach wurde unter Röntgendurchleuchtung ca. 1–2 ml Niederviskose-Zement der Firma Medtronic (typischerweise Polymethylmethacrylat, PMMA) mit niedrigem Injektionsdruck in den Hohlraum eingespritzt [16].

Konservative Therapie

Die konservative Therapie wurde ambulant durchgeführt. Ein standardisierter Therapieablauf war – mit Ausnahme der generellen Verordnung einer Orthese – aufgrund der verschiedenen in die Behandlung der Patienten involvierten physiotherapeutischen Institutionen, nicht möglich. Grundsätzlich zielte das konservativ therapeutische Konzept darauf ab, Immobilisationsschäden zu vermeiden, die Wiederherstellung der Beweglichkeit zu ermöglichen und die Rumpfmuskulatur zu kräftigen [17].

Score-Auswertung

Zur Überprüfung der Mobilität, der Körperfunktion sowie der Aktivitäten des täglichen Lebens wurden in beiden Gruppen der ODI-Score (Oswestry Disability Index) [6] und der WOMAC-Score (Western Ontario and McMaster Universities Osteoarthritis Index) [12] eingesetzt, zur Erhebung der Schmerzintensität die visuelle Analogskala (VAS) [7] verwendet. Der Untersuchungszeitpunkt lag in der BKP-Gruppe bei 28,8 (± 12,7) Monaten, in der KT-Gruppe bei 34,6 (± 16) Monaten.

ODI

Beim ODI-Score handelt sich um ein Instrument zur Bestimmung der körperlichen Funktionsfähigkeit. Mithilfe des ODI können die empfundenen Einschränkungen, die ein Patient im Alltag aufgrund von Rückenschmerzen erlebt, ermittelt werden [6].

WOMAC

Der WOMAC-Score erlaubtes, das Ausmaß der Beeinträchtigung und den Einschränkungsgrad der Lebensqualität der Patienten zu evaluieren [1].

VAS

Zur zielorientierten Erhebung der Schmerzintensität wurde die VAS (visuelle Analogskala) verwendet [7].

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