Originalarbeiten - OUP 09/2018

Ballonkyphoplastie und konservative Therapie bei traumatischen Frakturen der Brust- und Lendenwirbelsäule

Während Zapa?owicz et al. von einer generellen Verbesserung des präoperativen ODI-Wertes von 50 % zu postoperativen Werten zwischen 21 % und 10 % berichten [26] und unsere Ergebnisse bestätigen, erwähnen Lee et al. in einer prospektiven Studie darüber, dass der bestehende, initial deutliche Unterschied bezüglich der körperlichen Beeinträchtigung beider Therapieansätze sich in der Langzeitbeobachtung verringert bzw. angleicht [14]. Welchen Einfluss der zeitliche Abstand zwischen Therapieabschluss und Nachuntersuchungszeitpunkt auf die Ergebnisse unserer Studie nimmt, kann aufgrund des Studiendesigns nicht beantwortet werden.

WOMAC-Score

Ein signifikanter Unterschied (p = 0,043) zwischen den beiden Therapieverfahren konnte auch hinsichtlich des WOMAC-Scores aufgezeigt werden. Analysiert man die einzelnen Dimensionen, wird deutlich, dass die Score-
Dimension „Funktion“ den größten Anteil der Veränderung des Gesamtscores ausmacht und auch nur hier ein signifikanter Unterschied (p = 0,033) nachgewiesen werden konnte, während die Dimensionen „Schmerz“ und „Steifigkeit“ sich nur gering (nicht signifikant) zugunsten der BKP-Gruppe unterschieden. Einerseits ist davon auszugehen, dass dieses Ergebnis die im ODI-Score ermittelten Score-Ergebnisse bezogen auf körperliche Beeinträchtigungen unterstützt, anderseits sollte aufgrund des Überwiegens der Anzahl der abgefragten Items (17 Funktion, 5 Schmerzen, 2 Steifigkeit) für die Dimension „Funktion“ eine falsch positive Gesamtsignifikanz ebenfalls in Erwägung gezogen werden.

Visuelle Analogskala

Der VAS-Score betrug nach erfolgter Ballonkyphoplastie 0,9 (± 1,3), nach konservativer Behandlung hingegen lag der VAS-Score bei 2,9 (± 2,1), des Weiteren zeigte sich ein statistisch signifikanter Unterschied (p 0,002) zwischen beiden Therapieansätzen zugunsten der Ballonkyphoplastie. Aus der Literatur sind vergleichbare Ergebnisse bekannt. In einer prospektive Studie von Schmelzer-Schmied et al. , die Patienten mit traumatischen Wirbelkörperfrakturen inkludierte, wurde ein VAS-Wert von 1,88 in der BKP-Gruppe, respektive 2,2 in der KT-Gruppe 6 Monate nach Therapieabschluss evaluiert [23], was unsere Beobachtungen bestätigt. Zu ähnlichen Ergebnissen kommen Wardlaw et al., die in einer groß angelegten Studie mit 300 Patienten nach 24 Monaten ebenfalls einen geringeren VAS-Score-Wert in der BKP-Gruppe als in ihrer KT-Gruppe evaluierten [25].

Analog zur der oben erwähnten Überlegenheit der Ballonkyphoplastie gegenüber der konservativen Therapie konnten auch Komp et al. in einer prospektiven Studie eine signifikante Überlegenheit des operierten Kollektivs
bezogen auf den VAS-Score bestätigen [11].

Radiomorphologische Veränderung

Sagittales segmentales Alignement

Bezüglich der Veränderungen des SSA nach Ballonkyphoplastie lässt sich anmerken, dass sich ein Vergleich der bisher publizierten Arbeiten schwierig gestaltet, da in den jeweiligen Arbeiten meist unterschiedliche Parameter, Messverfahren und -kriterien eingesetzt wurden [3, 5]. In dieser Arbeit wurde die Winkelmessung in Anlehnung an Cobb durchgeführt [18].

Eine Verbesserung des SSA um 10 % in der BKP-Gruppe bei gleichzeitiger Verschlechterung um 47 % in der KT-Gruppe führte erwartungsgemäß zu einem signifikanten Unterschied (p < 0,01) zugunsten der BKP-Gruppe.

Wie durch unsere Ergebnisse bestätigt, sehen auch Teyssédou et al. die Ballonkyphoplastie als sinnvollen Therapieansatz zur Behandlung traumatischer Wirbelkörper-Frakturen und berichten von einer postoperativen Verbesserung des sagittalen Profils der Wirbelsäule [24].

Ebenfalls beschreiben Saget et al. in einer 2-Jahres-Follow-up-Studie bei nicht osteoporotischen traumatischen Frakturen des thorakolumbalen Übergangs eine Verbesserung des SSA von präoperativ 12,8° (± 5,0) auf postoperativ 8,2° (± 5,1) [22].

Im Gegensatz dazu korreliert der hohe Korrekturverlust von 47 % in der KT-Gruppe unserer Studie mit den Ergebnissen von Reinhold et al. [21], die zeigen konnten, dass neben dem Höhenverlust durch das Trauma-Ereignis selbst zusätzlich mit einem Korrekturverlust während der konservativen Therapie zu rechnen ist, der mit einer zunehmenden Kyphosierung und damit einem schlechteren SSA der Wirbelsäule einhergeht.

Wirbelkörperhöhe

Übereinstimmend mit den Ergebnissen von Ledlie et al., die eine Wirbelaufrichtung von etwa 23 % der anterioren Wirbelkörperhöhe durch die Ballonkyphoplastie evaluierten [13], konnte in der vorliegenden Arbeit eine signifikante Verbesserung (p < 0,001) der anterioren Wirbelkörperhöhe von 27 % erzielt werden.

Gute Ergebnisse zeigten sich auch bezüglich der intermediären (34 %) und posterioren (13 %) Wirbelkörperhöhenkorrektur, was durch die Ergebnisse von Ondul et al. mit einer intermediären Wirbelkörperhöhenkorrektur von 35 % bestätigt wird [20].

Allgemein betrachtet zeigte ähnlich den Beobachtungen von Schmelzer-Schmied et al. die BKP-Gruppe nach abgeschlossener Therapie signifikant bessere, die KT-Gruppe signifikant schlechtere Korrekturwerte [23]. Aus dieser Beobachtung könnte der signifikant geringe VAS-Scorewert der BKP-Gruppe erklärt und die Überlegenheit der Ballonkyphoplastie gegenüber der konservativen Therapie für diese Indikationsstellung postuliert werden.

Limitationen

Ein limitierender Faktor dieser Arbeit besteht in der differierenden Geschlechterverteilung und der geringen Fallzahlen in beiden Gruppen.

Eine Messung der Knochendichte zum Ausschluss osteoporotischer Frakturen konnte prätherapeutisch nicht durchgeführt werden.

Des Weiteren erfolgte keine klinische Bewertung der spinalen Komorbidität, zudem konnte prätherapeutisch keine MRT-Untersuchung der Wirbelsäule durchgeführt werden.

Aufgrund der geringen Anzahl vergleichbarer Studien ist die Interpretation der Ergebnisse der vorliegenden Arbeit schwierig.

Die Bestimmung des SSA erfolgte in Anlehnung an die Methode nach Cobb, während in vergleichbaren Studien andere Messmethoden eingesetzt wurden, was die Interpretation der Ergebnisse erschwert.

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