Originalarbeiten - OUP 09/2018

Ballonkyphoplastie und konservative Therapie bei traumatischen Frakturen der Brust- und Lendenwirbelsäule

Röntgenbild-Auswertung

Ferner wurde die Veränderung der radiomorphologischen Parameter nach erfolgter Therapie gemessen, dabei wurde das Unfallbild mit dem unmittelbar durchgeführten Bild nach Behandlungsabschluss verglichen. So wurde bei der BKP-Gruppe das postoperative Bild und bei der KT-Gruppe das Bild nach Therapieabschluss (im Mittel nach 12 Wochen konservativer Behandlung) zum Vergleich herangezogen. Zur Auswertung wurden die seitlichen Röntgenbilder der betroffenen Wirbelsäulenabschnitte verwendet.

Sagittales segmentales Alignement

Das SSA wurde in Anlehnung an Cobb [18] durch eine seitliche Aufnahme erfasst, indem entlang der Deckplatte des dem frakturierten Wirbel unmittelbar kranial benachbarten Wirbelkörpers und der Grundplatte des kaudal benachbarten Wirbelkörpers jeweils eine Gerade gezeichnet und an deren Lotschnittpunkt der Winkel gemessen wurde (Abb. 1–3) [8, 10].

Wirbelkörperhöhe

In der seitlichen Röntgenaufnahme wurden anteriore, intermediäre und posteriore Wirbelkörperhöhen ermittelt, wobei der Abstand zwischen der kranialen Deckplatte und der kaudalen Bodenplatte (Abb. 1–3) des frakturierten Wirbels gemessen wurde.

Statistik

Zur deskriptiven Darstellung werden der Mittelwert und die Standardabweichung angegeben. An statistischen Tests kam der Chi-Quadrat-Test, bei Normalverteilung von 2 unabhängigen Stichproben der T-Test zum Einsatz. Bei nicht normalverteilten Daten wurde der Mann-Witney-U-Test für unabhängige Stichproben, der Wilcoxon-Test bei verbundenen Stichproben durchgeführt. Das Signifikanzniveau wurde auf p < 0,05 [9] festgelegt. Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Computersoftware-System SPSS Statistics 23.

Ergebnisse

Patienten

41 Patienten mit einem Alter von 64,1 (± 14,4) Jahren konnten in die Studie inkludiert werden, dabei wurden 21 Patienten der BKP-Gruppe und 20 Patienten der KT-Gruppe zugeführt. Bezogen auf die Altersverteilung unterschieden sich die beiden Gruppen nicht signifikant (p = 0,4), hingegen war die Geschlechterverteilung (BKP-Gruppe 16 w/5 m; KT-Gruppe 8 w/12 m) signifikant (p = 0,019) unterschiedlich. Der Zeitabstand zwischen dem Abschluss der operativen bzw. der konservativen Therapie und dem Nachuntersuchungszeitpunkt lag in der BKP-Gruppe bei 28,8 [± 12,7] Monaten, in der KT-Gruppe bei 34,6 [± 16] Monaten (p = 0,235).

ODI

Der ODI-Score betrug in der BKP-Gruppe 12,9 % (± 12,3) und in der KT-Gruppe 24,7 % (± 18,9), es wurde ein statistisch signifikanter Unterschied gefunden (p = 0,027). Den Grad der Beeinträchtigung zeigt Tabelle 1, in der immerhin 3 Patienten der KT-Gruppe mit starken, bzw. invalidisierenden Behinderungen einzuordnen waren.

WOMAC

Im WOMAC-Score erreichte die BKP-Gruppe 29,7 (± 32,3), die KT-Gruppe 58,1 (± 48,4) Punkte (p = 0,043). Bezogen auf die einzelnen Score-Dimensionen konnten im Gruppenvergleich hinsichtlich Steifigkeit (p = 0,13) und Schmerzen (p = 0,14) keine signifikanten Unterschiede nachgewiesen werden, allerdings konnte bei der Dimension „Funktion“ (p = 0,033) ein signifikanter Unterschied zugunsten der BKP-Gruppe aufgezeigt werden.

VAS

Während bei der BKP-Gruppe des VAS-Score bei 0,9 (± 1,3) lag, zeigte sich bei den konservativ behandelten Patienten ein Wert von 2,9 (± 2,1). Ein statistisch signifikanter Unterschied (p = 0,002) zwischen beiden Gruppen konnte zugunsten der BKP-Gruppe nachgewiesen werden.

Radiomorphologische Veränderung

Sagittales segmentales Alignement

Das SSA in der BKP-Gruppe verbesserte sich durch die Therapie um 10 % nicht signifikant (p = 0,39), während es sich in der KT-Gruppe signifikant (p = 0,012) um 47 % verschlechterte. Im Gruppenvergleich zeigte sich erwartungsgemäß ein signifikanter Unterschied (p < 0,01) hinsichtlich der Veränderung des SSA zugunsten der BKP-Gruppe.

Wirbelkörperhöhe

Nach Ballonkyphoplastie war eine signifikante Vergrößerung der Wirbelkörperhöhe nachweisbar. Während die anteriore Wirbelkörperhöhe eine Verbesserung um 27 % (p < 0,001) erreichte, verbesserte sich die intermediäre Höhe um 34 % (p < 0,001) respektive érhöhte sich der posteriore Wirbelkörperanteil um 13 % (p < 0,003) gegenüber der präoperativen Messung.

Im Gegensatz dazu konnte bei der konservativen Therapie kein Höhengewinn nachgewiesen werden, hier zeigte sich in allen Wirbelkörperabschnitten eine signifikante Höhenminderung zwischen 4 und 22 %. Tabelle 2 und 3 zeigen die Veränderungen der Wirbelkörperhöhen beider Gruppen nach Therapieabschluss.

Diskussion

Scores

Die in dieser Studie erhobenen Score-Werte rekrutierten sich aus einer einmaligen Erhebung. Hohe Score-Werte charakterisieren eine starke Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit (ODI und WOMAC) sowie eine höhere Schmerzintensität (VAS).

ODI-Score

Der durchschnittliche Wert des ODI-Scores nach erfolgter Ballonkyphoplastie betrug 12,9 % (± 12,3), der nach konservativer Therapie 24,7 % (± 18,9). Der hohe Wert von 24,7 % verdeutlicht, dass die Patienten nach konservativer Therapie in den Aktivitäten des täglichen Lebens durch starke Rückenschmerzen höhergradig beeinträchtigt sind als die der BKP-Gruppe. Übereinstimmend mit der Literatur zeigt sich, dass die Ballonkyphoplastie durch die Verbesserung der Funktionsfähigkeit, verbunden mit einer Verringerung
der Beeinträchtigungen in den Aktivitäten des täglichen Lebens, eine schnellere Rückkehr in das häusliche Umfeld und das soziale Leben ermöglichen kann [4].

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