Übersichtsarbeiten - OUP 10/2016

Die Wirkung von intraartikulärer Hyaluronsäure nach einer arthroskopischen Meniskusoperation*
Ergebnisse aus einer randomisierten, kontrollierten BlindstudieResults of a randomized, controlled, blinded clinical trial

Die Ergebnisse der vorliegenden klinischen Studie bestätigen die berichteten Vorteile einer intraartikulären HA-Instillation auf das Behandlungsergebnis nach einer arthroskopischen Meniskektomie zumindest teilweise. Beispielsweise untersuchte Mathies [24] die Auswirkungen einer ähnlichen Synovialersatzflüssigkeit auf die Symptome nach einer Arthroskopie bei insgesamt 50 Patienten. In der Studie wurde HA nach der Operation bei 25 Patienten instilliert und nach einer bestimmten Einwirkungszeit wieder entfernt. Die mit HA behandelten Patienten zeigten ein besseres Behandlungsergebnis und waren im Vergleich zur Kontrollgruppe aufgrund einer starken Abnahme der Gelenkschwellung und Schmerzen in Ruhe und bei Belastung früher wieder mobil. Thein et al. [19] zeigten außerdem, dass eine postarthroskopische HA-Anwendung hinsichtlich der Gelenkschwellung 4 und 12 Wochen sowie die Schmerzstillung 1 Woche nach der Operation dem Placebo (Salzlösung) überlegen war. Es wurden jedoch keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Funktion gefunden. Hempfling et al. [25] berichteten von langfristigen Vorteilen intraartikulärer HA bei Patienten mit Arthrose des Knies. Selbst 2 Jahre nach der Operation wiesen die Patienten mit intraartikulärer Instillation von HA im Vergleich mit Patienten, bei denen lediglich ein arthroskopisches Debridement durchgeführt worden war, eine Überlegenheit hinsichtlich Schmerz- und Funktions-Outcome auf. Dieses Ergebnis stimmt mit anderen aktuelleren Daten überein, die besagen, dass die Vorzüge von HA sich langfristig nach der Operation sogar noch stärker zeigen [26]. Baker et al. [26] berichteten außerdem, dass die Infiltration einer HA-Lösung zum Ende einer Kniearthroskopie bis zu 6 Wochen lang die gleichen Vorteile hinsichtlich Schmerz und Funktion wie eine Lokalanästhesie bietet. Daher kann eine HA-Behandlung als gleichwertige Option zur Schmerzstillung durch Analgetika, jedoch ohne deren potenzielle chondrotoxische Auswirkungen, angesehen werden [27,28].

Verschiedene Aspekte der Studie unterliegen jedoch möglichen Einschränkungen. Erstens lag der Fokus allgemein auf arthroskopischen Meniskusoperationen. Dies impliziert, dass nicht zwischen verschiedenen Meniskuspathologien (z.B. Trauma, Art und Lokalistaion der Meniskusverletzung, altersbedingte Meniskusverletzungen, weitere intraartikuläre Verletzungen) unterschieden wurde. Es muss daher in Betracht gezogen werden, dass diese Faktoren möglicherweise Einfluss auf den Verlauf nach der Operation hatten. Zweitens gab es hinsichtlich der symptombehafteten Zeitspanne vor der Operation beträchtliche Unterschiede zwischen der C- und der HA-Gruppe (512,0 ± 1275,0 Tage vs. 147,6 ± 128,4; Mittelwert ± Standardabweichung), jedoch ist der Median in beiden Gruppen beinahe gleich. Dieser Unterschied kann jedoch die Schmerzen und Kniefunktion nach der Operation durchaus beeinflusst haben. Es wäre ratsam gewesen, diese Probleme durch eine multivariante Analyse anzugehen; aus Gründen der statistischen Power hätte dazu jedoch eine weitaus größere Anzahl Probanden in die Studie aufgenommen werden müssen. Zuletzt sei angemerkt, dass der Beobachtungszeitraum auf 12 Wochen beschränkt war. Dies scheint hinsichtlich einer Beurteilung des postoperativen Verlaufs ausreichend. Zur Beurteilung der Wirksamkeit und Sicherheit einer HA-Anwendung sind jedoch auch Daten zum langfristigen Verlauf nötig.

Zusammenfassend bestätigen die Ergebnisse der vorliegenden klinischen Studie den Wert einer Arthroskopie bei Meniskusrissen sowie den potenziellen Zusatznutzen einer HA-haltigen Synovialersatzflüssigkeit nach der finalen Gelenkspülung. Unsere Daten legen nahe, dass eine einzelne intraartikuläre Gabe von HA nach der finalen Gelenkspülung die Gelenkhomöostase hinsichtlich Schmerzstillung, Gelenkerguss und -funktion sowie Rückkehr zur üblichen Aktivität (Arbeit/Sport) bereits früher wiederherstellen kann als das bloße Standardarthroskopieverfahren.

Schlussfolgerungen

Eine einzelne Instillation einer Synovialersatzflüssigkeit auf HA-Basis in das Kniegelenk direkt nach der letzten Spülung scheint eine einfache und geeignete Maßnahme zur Unterstützung einer schnellen Wiederherstellung der funktionalen Integrität nach einer arthroskopischen Meniskusoperation zu sein.

Interessenkonflikt: Die Autoren geben an, dass der Sponsor eine Aufwandsentschädigung für die Studie an das durchführende Institut gezahlt hat und die Studienpräparate kostenlos abgegeben hat.

Korrespondenzadresse

Dr. Johan Arjen Christiaan de Heus

Abteilung für Orthopädie

Krankenhaus AZ Monica, Stevenslei 20

B 2100 Deurne

Belgien

jacdheus@hotmail.com

Literatur

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4. Henderson RC, Campion ER, DeMasi RA, Taft TN: Postarthroscopy analgesia with bupivacaine. A prospective, randomized, blinded evaluation. Am J Sports Med 1990; 18: 614–617

5. Akeson WH, Amiel D, Abel MF, Garfin SR, Woo SL: Effects of immobilization on joints. Clin Orthop Relat Res 1987; 21: 928–37

6. Enneking WF, Horowitz M: The intra-articular effects of immobilization on the human knee. J Bone Joint Surg Am 1972; 54: 973–985

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8. Talu GK, Ozyalcin S, Koltka K et al.: Comparison of efficacy of intraarticular application of tenoxicam, bupivacaine and tenoxicam: bupivacaine combination in arthroscopic knee surgery. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc 2002; 10: 355–360

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