Übersichtsarbeiten - OUP 02/2017

Einsatz von Kollagen-Hydrolysat als Nahrungsergänzungsmittel zur Behandlung von Patienten mit Arthrose

Klaus Flechsenhar1

Zusammenfassung

Hintergrund: Arthrose ist eine degenerative Erkrankung der Gelenke im Bewegungsapparat. Seit Jahren wird an der Entwicklung von Medikamenten gearbeitet, die eine strukturmodifizierende und symptombessernde Wirkung
haben, sogenannte DMOADS (disease modifying osteoarthritis drugs). Bis dato ist allerdings noch kein DMOAD
zugelassen worden. Ein Nahrungsergänzungsmittel, das auf die Behandlung von Arthrosepatienten abzielt, ist Kollagen-Hydrolysat (KH). Erhobene Daten zu KH lassen ein Wirkprinzip im Sinne eines DMOADS vermuten.

Methoden: In die Übersichtsarbeit einbezogen wurden
publizierte In-vitro-, In-vivo- und klinische Daten zu KH der Jahre 1979 bis jetzt.

Ergebnisse: In-vitro-Experimente an Chondrozyten konnten darlegen, dass KH zu einer Neusynthese von Kollagen Typ II und Proteoglykanen führt. In In-vivo-Experimenten mit
STR/ort-Mäusen konnte gezeigt werden, dass KH das Fortschreiten der Arthrose verlangsamen kann. Eine Reihe von klinischen Studien konnte im Hinblick auf die Symptomatik
belegen, dass die tägliche Einnahme von KH bei Arthrosepatienten zu einer Verminderung der Gelenkschmerzen und zu einer Verbesserung der Gelenkfunktion führt. Eine mit Kernspintomografie durchgeführte Studie an Patienten mit Kniegelenkarthrose legte sogar einen struktur-modifizierenden
Effekt der KH nahe.

Schlussfolgerung: Die Wirkung von KH wurde kontinuierlich dokumentiert, sodass dieses Nahrungsergänzungsmittel eine therapeutische Option für Patienten mit Arthrose darstellt.

Schlüsselwörter: Arthrose, Nahrungsergänzungsmittel,
Symptommodifizierung, Strukturmodifizierung, Biomarker

Zitierweise
Flechsenhar K: Einsatz von Kollagen-Hydrolysat als Nahrungsergänzungsmittel zur Behandlung von Patienten mit Arthrose.
OUP 2017; 2: 092–097 DOI 10.3238/oup.2017.0092–0097

Summary:

Introduction: Osteoarthritis is a degenerative disease in the musculo-skeletal system. For many years researchers have been working on drugs that entail structure modification and improvement in symptoms, so-called DMOADs (disease modifying osteoarthritis drugs). Up to now, no DMOAD has been approved. There is a nutritional supplement the objective of which is to treat patients with osteoarthritis. It consists of collagen peptides, equivalent to collagen hydrolysate (CH). Data that have been generated for CH suggest a mode of action, comparable to that of a DMOAD.

Methods: In-vitro-, in-vivo- and clinical data that have been published from 1979 up to now have been included in this review article.

Results: Experiments with chondrocytes demonstrated that CH entails a new synthesis of type-II-collagen and proteoglycans. Experiments with STR/ort mice revealed that CH slows the progression of osteoarthritis. Clinical studies
focusing on symptoms of osteoarthritis showed that the daily ingestion of CH results in a reduction of pain and in an
improvement of joint functioning in patients with osteoarthritis. A clinical trial with magnetic resonance imaging suggested that CH may have a structure-modifying effect in
patients diagnosed with osteoarthritis.

Conclusion: CH can be considered as a therapeutical option for patients with osteoarthritis.

Keywords: osteoarthritis, nutritional supplement, symptom modification, structure modification, biomarkers

Citation
Flechsenhar K: Use of collagen hydrolysate as nutritional supplement for the treatment of patients with osteoarthritis.
OUP 2017; 2: 092–097 DOI 10.3238/oup.2017.0092–0097

Einleitung

Arthrose ist eine degenerative Erkrankung der Gelenke. Sie fängt mit dem Verlust von Knorpelgewebe an [11, 10] und schreitet mit der Ausbildung von Osteophyten und dem Abbau der periartikulären Muskulatur weiter voran. Im Verlauf kann es mit Gelenkergüssen und Synovitiden zu entzündlichen Schüben kommen. Aus klinischer Sicht führt die Arthrose zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Im Endstadium kommt es zu einer kompletten Zerstörung des Gelenks, wodurch ein Gelenkersatz indiziert ist. Die Arthrose ist durch eine biomechanische Überlastung oder durch Knorpelverletzungen [8] begründet. Sie ist die häufigste aller Gelenkerkrankungen mit einer Prävalenz von 15 %, 12 % und 6 % jeweils in der Hand, in der Hüfte und im Knie [22]. In den westlichen Industrieländern steigt die Prävalenz der Arthrose exponenziell an: bei Männern, die älter als 50, und bei Frauen, die älter als 40 Jahre sind. Trotz der beachtlichen sozio-ökonomischen Bedeutung dieses Krankheitsbilds ist bisher noch kein Medikament entwickelt und zugelassen worden, welches sowohl den Knorpel regeneriert als auch die Symptome verbessert, also den Kriterien eines DMOADs (disease modifying osteoarthritis drug) entspricht. In den letzten Jahren fielen Nahrungsergänzungsmittel für die Behandlung der Arthrose auf, die zur Gruppe des Kollagen-Hydrolysats (KH) gehören, welche sowohl symptomverbessernde als auch strukturmodifizierende Eigenschaften aufweisen. KH ist ein Proteingemisch, welches industriell auf der Basis von tierischem Kollagen hergestellt wird (Abb. 1). Diese Kollagenpeptide werden von verschiedenen Herstellern (Gelita, Juncà, Nippi, Rousellot) mit unterschiedlichen Produktnamen (CH-Alpha, Colnatur, Fortigel, Gelastin, Peptane, Protesol D) in den Verkehr gebracht, wobei manche Hersteller auf das durchschnittliche Molekulargewicht ihres KH hinweisen, wodurch sowohl eine Auslobung des eigenen Produkts als auch eine Abgrenzung zu Produkten anderer Hersteller stattfinden soll. In dieser Übersichtsarbeit werden die präklinischen sowie klinischen Befunde zu KH beschrieben.

Methoden

In der vorliegenden Übersichtsarbeit wurden Originalarbeiten aus den Jahren 1979 bis jetzt berücksichtigt.

Ergebnisse

Um zu erklären, wie KH verstoffwechselt wird, führten die Autoren Oesser et al. einige Experimente durch. Sie konnten mithilfe einer Blindsackmethode an der Maus zeigen, dass ungefähr ein Zehntel des im Darmlumen befindlichen KH in intakter Form durch die Mukosa transportiert wird [18]. Eine Verfütterung von mit 14C-markiertem KH an C57/BL-Mäuse zeigte, dass sich 12 Stunden nach Gabe 95 % des zugeführten KH im Blutkreislauf befanden und sich danach präferentiell im Knorpel anreicherten. In einem In-vitro-Experiment konnten
Oesser et al. mit Hilfe von isolierten bovinen Chondrozyten darlegen, dass eine Inkubation dieser Zellen mit KH zu einer dosis-abhängigen Stimulation der Typ-II-Kollagen- und Proteoglykansynthese führt [21].

SEITE: 1 | 2 | 3 | 4 | 5