Übersichtsarbeiten - OUP 02/2017

Einsatz von Kollagen-Hydrolysat als Nahrungsergänzungsmittel zur Behandlung von Patienten mit Arthrose

KH besteht aus Hunderten von verschiedenen Peptiden. Welche Peptide in dem Gemisch nun bioaktiv sind und welche nicht, ist bisher noch ungelöst. Es bleibt zu klären, ob die unveränderten Kollagenpeptide, die über die Mukosa resorbiert werden [18] und die sich im Knorpel ansammeln, die Chondrozyten stimulieren oder ob nicht auch bioaktive Peptide durch enzymatische Spaltung im Darm oder durch den First-Pass-Effekt in der Leber entstehen und dann auch den Weg in den Knorpel finden.

Die Frage ist nun, welche weiteren Schritte in der Forschung zu KH unternommen werden sollten. Es wäre durchaus sinnvoll, die bildgebende Studie mit dem dGEMRIC-Verfahren mit einer höheren Probandenzahl zu wiederholen. Bei einer höheren Probandenzahl (n = 200) wäre es auch wahrscheinlich, dass sich Verum- und Placebopatienten in den symptomatischen Endpunkten wie dem WOMAC-Score voneinander unterscheiden. Mit solch einer Studie ließen sich dann Ergebnisse der Bildgebung, der Symptomatik und von Biomarkerdaten wie die PIIANP- und die CS846-Serumspiegel miteinander besser korrelieren.

Die Osteoarthritis-Initiative beschäftigt sich im Rahmen der epidemiologischen Studie mit den Zusammenhängen von Bildgebung und Biomarkern aus dem Blut und der Synovialflüssigkeit [6]. Robuste Ergebnisse einer prospektiven, randomisierten, interventionellen Studie, welche alle 3 Aspekte, Bildgebung, Symptome und Biomarker, miteinander vereint, wären für die gesamte Arthroseforschung weltweit von unschätzbarem Wert.

Schlussfolgerung

Die In-vitro-, In-vivo- und klinischen Daten ergeben in der Gesamtheit für den Wirkmechanismus des KH ein schlüssiges Bild. Einer Expertengruppe aus Orthopäden und Rheumatologen erschienen die Daten zum KH so überzeugend, dass es im Januar 2013 in Mexiko als therapeutische Option in die Richtlinien zur Therapie von Arthrosepatienten aufgenommen wurde [3].

Zusammenfassung

Die Arthrose ist sozio-ökonomisch gesehen aufgrund des demografischen Wandels mit älter werdenden Patienten eine Erkrankung, mit der Ärzte immer stärker konfrontiert werden.

Trotz intensiver Forschungsanstrengungen ist bisher noch kein Medikament zugelassen worden, welches den Kriterien eines DMOADs (disease modifying osteoarthritis drug) entspricht.

KH ist ein Proteingemisch, das von Zulassungsbehörden als sicher eingestuft wurde und aufgrund pharmakokinetischer und pharmakodynamischer Untersuchungen Eigenschaften aufweist, die einem DMOAD nahe kommen.

Mehrere klinische Studien konnten zeigen, daß sich durch die Einnahme von KH bei Arthrosepatienten Symptome wie Schmerz und Gelenkfunktion verbessern.

Es liegt eine Studie vor, welche mit Hilfe eines bildgebenden Verfahrens, einer Kernspintomografie, durchgeführt wurde, mit der speziell Knorpelgewebe sichtbar gemacht wird. Im Rahmen dieser Studie konnte bei Patienten nach Einnahme von KH eine strukturmodifizierende Wirkung gezeigt werden, d.h. eine Veränderung der Knorpelmasse, im positiven Sinne. Während der Studie wurde bei den Probanden auch Blut abgenommen und asserviert. Im Serum der Patienten wurden Biomarker bestimmt, die Hinweise auf knorpelaufbauende und knorpelabbauende Prozesse geben. Die Bestimmung der Biomarker bestätigte die Daten, die durch das bildgebende Verfahren der Kernspintomografie erhoben wurden.

Interessenkonflikt: Der Autor ist Angestellter der Sanofi Aventis Deutschland GmbH und ist im Besitz von Aktien des Unternehmens. Nahrungsergänzungsmittel, welche Kollagen-Hydolysat enthalten, werden von Sanofi in den Verkehr gebracht und vertrieben.

Danksagung: Mein ganz besonderer Dank gilt Dr. Werner Badziong, der ursprünglich die Idee zu der in dieser Publikation beschriebenen Kernspintomografiestudie entwickelt hatte. Des Weiteren möchte ich Dr. Eckart Bartnik danken, der mir bei der Fertigstellung des Bildmaterials und der Graphiken sehr behilflich war.

Korrespondenzadresse

Dr. Klaus Flechsenhar

Sanofi Aventis Deutschland GmbH

Industriepark Hoechst

65926 Frankfurt am Main

Klaus.Flechsenhar@sanofi.com

Literatur

1. Adams JG, McAlindon T, Dimasi M, Carey J, Eustace S: Contribution of meniscal extrusion and cartilage loss to joint space narrowing in osteoarthritis. Clin Radiol 1999; 54: 502–506

2. Bashir, A, Gray ML, Hartke J, Burstein D: Nondestructive imaging of human cartilage glycosaminoglycan concentration by MRI. Magnet Reson Med 1999; 41: 857–865

3. Espinosa Morales R, Arce Salinas CA, Cajigas Melgoza JC et al.: Reunión multidisciplinaria de expertos para el diagnóstico y tratamiento de la osteoartritis. Actualización basada en la evidencia. Med Int Méx 2013; 29: 67–94

4. Food and Drug Administration. Guidance for Industry on Clinical Development Programs for Drugs, Devices and Biological Products Intended for the Treatment of Osteoarthritis (OA) 1999

5. Goetz B: Gut genährter Knorpel knirscht nicht mehr. Ärztl Prax 1982; 92: 3130–3134

6. Kraus VB, Hargrove DE, Hunter DJ, Renner JB, Jordan JM: Establishment of reference intervals for osteoarthritis related biomarkers – The FNIH/OARSI OA Biomarkers Consortium. Osteoarthritis Cartilage 22 (April 2014 Supplement) S46

7. Krug E: Zur unterstützenden Therapie bei Osteo- und Chondropathien. Zeitschrift für Erfahrungsheilkunde 1979; 11: 930–938

8. Little CB, Hunter DJ: Post-traumatic osteoarthritis: from mouse models to clinical trials. Nat Rev Rheumatol 2013; 9: 485–497

9. Lohmander LS, Ionescu M, Jugessur H, Poole AR: Changes in joint cartilage aggrecan after knee injury and in osteoarthritis. Arthritis Rheumat 1999; 42: 534–544

10. London NJ, Miller LE, Block JE: Clinical and economic consequences of the treatment gap in knee osteoarthritis management. Medical Hypotheses 2011; 76: 887–892

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