Übersichtsarbeiten - OUP 07/2019

Hüftarthoskopie zur Impingementbehandlung bei niedrig- bis mittelgradiger Hüftarthrose
Inwieweit können wir Empfehlungen aussprechen?

Philippon et al. beschrieben 112 Fälle mit fortgeschrittenen Knorpel- und Labrumschäden, bei denen aufgrund eines Impingements eine Arthroskopie erfolgte. Als Risikofaktoren für eine schlechte Prognose wurden ein fortgeschrittenes Lebensalter, eine Gelenkspaltweite von < 2 mm, Knorpelschäden am Hüftkopf und die Entfernung der Gelenklippe herausgearbeitet. Bei 9 % der Patienten war nach einem mittleren Follow-up von 2,3 Jahren die Implantation einer Endoprothese erforderlich. Ansonsten zeigte sich eine hohe Patientenzufriedenheit und ein signifikant verbessertes Outcome-Scoring [47]. 2013 beschrieben Phillipon et al. eine Fallserie von 96 Patienten mit einem Mindestalter von 50 und einem Durchschnittsalter von 57 Jahren (Range: 50–78 Jahre). Zwei Drittel der Patienten hatten eine Arthrose Grad 1–3 nach Tönnis. Nach einem medianen Follow-up von 4,5 Jahren war in 20 % der Fälle eine Endoprothese erforderlich. In dieser Kohorte war eine Gelenkspaltweite < 2 mm der einzige signifikante Prädiktor, um das Risiko für eine nachfolgend nötige Prothesenimplantation abzuschätzen [48].

Entgegen diesen Studien zu mittleren Follow-up-Zeiten sehen die Langzeitergebnisse allerdings schlechter aus. So zeigen 2 Studien mit 111 bzw. 52 Hüften und einem Follow-up von 10 Jahren, dass eine Prothesenimplantation in 37 % bzw. 27 % der Fälle nötig wurde. In beiden Studien waren fortgeschrittene Knorpelschäden (Outerbridge Grad 3 und 4) mit einer signifikant erhöhten Rate an Prothesenimplantationen verbunden [8, 41]. Diesbezüglich ist eine Studie von Horrisberger et al. zu nennen, die 20 Patienten mit fortgeschrittenen Knorpelschäden und schweren Gelenklippenschäden nachuntersuchte. Nach einem mittleren Follow-up von nur 3 Jahren war in der Hälfte der Fälle eine Prothesenimplantation erforderlich. Die Autoren schlussfolgerten, dass Grad-3-Arthrosen nach Tönnis keine Indikation für eine Hüftarthroskopie darstellen. Immerhin zeigten die anderen Patienten signifikante Verbesserungen der Outcome-Werte [25]. Möglicherweise unterstreichen diese Studien den Nutzen unserer Bemühungen um Knorpel-regenerative Verfahren. Die wenigen aktuell vorhandenen Daten umfassen leider nur kurze Follow-up-Zeiträume, zeigen aber vergleichsweise gute Ergebnisse [6, 16, 28]. Letztlich ist der Stellenwert der unterschiedlichen knorpelregenerativen Verfahren – trotz dieser erfreulichen kurzfristigen Ergebnisse – noch schwer abzuschätzen.

Ein anderer Aspekt ist die genaue Lokalisation degenerativer Gelenkschäden. Unserer Erfahrung nach ist die Prognose bei peripher liegenden höhergradigen Knorpelschäden, aber auch bei peripher liegenden Zysten und/oder Ödemzonen deutlich besser als bei entsprechenden Befunden, die mehr in den zentralen, lastragenden Zonen liegen. Zur Bedeutung der Lokalisation solcher Befunde, aber auch zur prognostischen Bedeutung klinischer und anamnestischer Befunde ist in der Literatur noch wenig bekannt. Dies sind Themen, die wir künftig weiter untersuchen möchten.

Alle hier dargestellten Daten sprechen für den hohen Wert eines frühzeitigen Erkennens eines symptomatischen Hüftimpingements. Gegenüber den reinen Pincer-Varianten scheinen insbesondere die Cam-Varianten und die kombinierten Formen schnell zu fortschreitenden Gelenkschäden zu führen. Für eine gute Beratung des Patienten, ob und inwieweit er auch bei bereits vorhandenen degenerativen Gelenkschäden von einer Hüftarthroskopie profitieren kann, sind neben den exakten bildgebenden Befunden auch die anamnestischen und klinischen Untersuchungsbefunde sowie die Erwartungshaltung des Patienten einzubeziehen. Hierbei sollte geklärt werden, inwieweit der Patient bereit ist, eine eingeschränkte Erfolgsaussicht zu akzeptieren.

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Literatur

1. Agricola R, Heijboer MP, Roze RH et al.: Pincer deformity does not lead to osteoarthritis of the hip whereas acetabular dysplasia does: acetabular coverage and development of osteoarthritis in a nationwide prospective cohort study (CHECK). Osteoarthritis Cartilage 2013; 21: 1514–21

2. Ayeni OR, Adamich J, Farrokhyar F et al.: Surgical management of labral tears during femoroacetabular impingement surgery: a systematic review. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc 2014; 22: 756–762

3. Beck M, Kalhor M, Leunig M, Ganz R.: Hip morphology influences the pattern of damage to the acetabular cartilage: femoroacetabular impingement as a cause of early osteoarthritis of the hip. J Bone Joint Surg Br 2005; 87: 1012–8

4. Beck M, Leunig M, Parvizi J, Boutier V, Wyss D, Ganz R: Anterior femoroacetabular impingement: part II. Midterm results of surgical treatment. Clin Orthop Relat Res 2004; 418: 67–73

5. Botser IB, Smith TW Jr, Nasser R, Domb BG: Open surgical dislocation versus arthroscopy for femoroacetabular impingement: a comparison of clinical outcomes. Arthroscopy 2011; 27: 270–8

6. Bretschneider H, Trattnig S, Landgraeber S et al.: Arthroscopic matrix-associated, injectable autologous chondrocyte transplantation of the hip: significant improvement in patient-related outcome and good transplant quality in MRI assessment. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc 2019, Apr 16 [epub ahead of print]

7. Byrd JW: Femoroacetabular impingement in athletes: current concepts. Am J Sports Med 2014; 42: 737–51

8. Byrd JW, Jones KS: Prospective analysis of hip arthroscopy with 10-year followup. Clin Orthop Relat Res. 2010; 468: 741–6

9. Casartelli NC, Maffiuletti NA, Item-Glatthorn JF et al.: Hip muscle weakness in patients with symptomatic femoroacetabular impingement. Osteoarthritis Cartilage 2011; 19: 816–21

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