Übersichtsarbeiten - OUP 04/2023

Hüftimpingement
Wie kommen wir mittels Anamnese, klinischer Untersuchung und Röntgen zur richtigen Diagnose?

Auch sollten im klinischen Alltag evtl. vorhandene, begleitende degenerativ-arthrotische Gelenkveränderungen mitbeurteilt werden, um etwaige Erfolgsaussichten abzuschätzen und mit der Patientin/dem Patienten zu einer sinnvollen gemeinsamen Therapieentscheidung zu kommen. Hierfür ist die Klassifikation nach Kellgren und Lawrence die gebräuchlichste [21]. Grad 1 zeigt umschriebene Sklerosierungen im Pfannenbereich. Grad II zeichnet sich durch kleine Osteophyten und eine allenfalls minimale Gelenkspaltverschmälerung aus. Beim Grad III sind die Gelenkspaltverschmälerung und Osteophyten zunehmend. Beim Grad IV ist der Gelenkspalt aufgehoben und die Gelenkflächen sind deformiert. Ebenso hilfreich ist die Abmessung der Gelenkspaltweite. Der Cut-Off-Wert, bei dem die Prognose einer Hüftarthroskopie sinkt, liegt entsprechend der Studienlage bei zwei Millimetern. In solchen Fällen bestehen vollständige Defektzonen mit einer Dezentrierung der Hüfte [9, 41]. Entsprechend aktueller Studien zur Hüftarthroskopie sind die Konversationsraten zu einer Endoprothese bspw. nach 4 und 10 Jahren bei einer Gelenkspaltverminderung < 2 mm oder Maximalbefunden im Grading nach Kellgreen and Lawrence signifikant erhöht [9, 35, 41, 46, 48]. Somit ist es sinnvoll, entsprechende Befunde in die Diagnostik und Therapieplanung eines Hüftimpingement einzubeziehen.

Fazit

Zusammenfassend sollte die Diagnostik des Hüftimpingement die vielen Differentialdiagnosen, aber auch etwaige zusätzliche Pathologien wie bspw. eine beginnende Arthrose, Befunde im Bereich der Iliopsoas- oder Gluteus-medius-Sehne etc. einbeziehen.

Die Diagnose basiert auf einer standardisierten Bildgebung, einer Anamnese zu Beschwerden, sportlichen Aktivitäten, kindlichen Erkrankungen sowie auf einer körperlichen Untersuchung, die u.a. spezifische Impingementtests umfasst. Die rechtzeitige Abklärung und Therapie ist bei einem anhaltend symptomatischen Hüftimpingement von prognostischer Bedeutung, da dies nicht nur ein gutes klinisches Outcome ermöglicht, sondern auch fortschreitende Gelenkschäden vermeidet. Die anfänglich oft eher geringen Hüftbeschwerden sind somit ernst zu nehmen.

Auch wenn das Outcome einer arthroskopischen Korrektur gegenüber einer konservativen Therapie überlegen ist, kann das Hüftimpingement in einem ersten Versuch konservativ behandelt werden. Hierbei ist die Schonung, ein Wechsel zu Sportarten, die das Hüftgelenk weniger belasten und v.a. die Physiotherapie sinnvoll. Ob das Risiko einer raschen Arthroseprogression damit reduziert ist, ist unklar. Auch sollte die Patientin/der Patient über die gelegentlich rasche Progression von Folgeschäden informiert werden. Bei erneuten oder gar bleibenden Beschwerden oder Schmerzen ist eine Arthroskopie zur knöchernen Korrektur sicherlich anzuraten.

Interessenkonflikte:

L.V. von Engelhardt: Aufwandsentschädigungen für Vorträge und Einsätze als Instruktor bei Operationskursen von der Firma Corin und Arthrex.

J. Jerosch: Beraterhonorare von den Firmen Corin und Implantcast; Aufwandsentschädigungen für Vorträge und Einsätze als Instruktor von der Firma Corin.

Das Literaturverzeichnis zu
diesem Beitrag finden Sie auf:
www.online-oup.de.

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. Lars Victor

Baron von Engelhardt

Landesklinikum Horn

Spitalgasse 10

3580 Horn

Österreich

larsvictor@hotmail.de

Fragen zum CME-Artikel

1. Welche Aussage ist richtig? Beim vorderen Impingementtest …

wird das Hüftgelenk extendiert.

liegt die Patientin/der Patient auf der Seite.

wird das Hüftgelenk bei gebeugtem Knie außenrotiert.

wird das Hüftgelenk bei gebeugtem Knie abduziert.

kann es zu Schmerzen in der medialen oder lateralen Leiste kommen.

2. Welche Aussage zum femoroacetabulären Impingement ist falsch?

Vor allem das Cam-Impingement führt zu Schäden des Labrums.

Es wird als präarthrotische Deformität bezeichnet.

Ein Alpha-Winkel < 45° gilt als Normalbefund.

Das Pincer-Impingement kommt bei Männern häufiger vor als bei Frauen.

Der Omega-Winkel beschreibt die zirkumferente Ausdehnung der CAM-Deformität.

3. Welches Röntgenzeichen ist nicht mit einer Pincer-Morphologie assoziiert?

Coxa profunda

Protrusio acetabuli

crossover-sign

erweiterter Zentrum-Erker-Winkel

spur sign

4. Welche Aussage zur Faux-profile-Aufnahme ist falsch? Die Aufnahme …

stellt eine Dezentrierung nach inferior gut dar.

erlaubt eine gute Darstellung des Schenkelhals-Kopf-Übergangs.

stellt eine anterolaterale Gelenkspaltverschmälerung gut dar.

stellt ein subspinales Impingement gut dar.

erfolgt im Stehen.

5. Welche Diagnose ist am ehesten keine typische Differentialdiagnose des Hüftimpingement?

Meralgia parästhetika

SIG-Arthritis

Leistenhernie

Piriformis-Syndrom

Leriche-Syndrom

6. Welche Diagnosen treten gelegentlich gemeinsam mit einem Hüftimpingement auf?

Ansatztendinose des M. gluteus medius

beginnende Hüftarthrose

Iliopsoassehnenimpingement

Labrumriss

Varikozele

7. Welche klinischen Untersuchungsbefunde sind nicht charakteristisch für ein Hüft-Impingement?

Limitierung der Innenrotation

positiver FADIR-Test

positiver posterior rim-Test

positiver FABER-Test

negativer Patrick-Test

8. Welche Aussage zum Pincer-Impingement trifft zu?

Ein CE-Winkel < 30° ist typisch.

Häufig kommt es zu einem Contre-Coup Mechanismus.

Es findet sich oft bereits im Adoleszentenalter.

Das Crossover-Zeichen basiert auf einem dorsalen Überhang.

Es kommt am häufigsten als isolierte Variante vor.

9. Häufig findet sich ein symptomatisches Hüftimpingement bei aktiven Sportlerinnen und Sportlern. Am ehesten nicht betroffen sind folgende Sportarten:

Tennis

Basketball

Kampfsport

Rudern

Body Building

10. Welche Aussage zur Entstehung des Cam-Impingement ist falsch?

Bei sehr aktiven Fußballerinnen und Fußballern findet sich für das Schussbein eine vermehrte Disposition.

Das Cam-Impingement findet sich oft bei Heranwachsenden, die einseitig und häufig bestimmte Sportarten betreiben.

Die Adaptation auf rezidivierenden mechanischen Stress wird diskutiert.

betrifft Mädchen häufiger als Jungs.

Ein Cam-Impingement kommt auch in Kombinationen mit einer Pfannendysplasie vor.

Die Teilnahme an der CME-Fortbildung ist nur online möglich auf der Website www.onlineoup.de.

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