Übersichtsarbeiten - OUP 07/2019

Klassifikation von Knorpelschäden am Hüftgelenk
Therapieansätze zur arthroskopischen Versorgung

Technisch kommt zur Erreichung eines trockenen Milieus die gleiche Technik wie bei der AMIC zur Anwendung. Da der Knorpeldefekt häufig im anterolateralen Bereich lokalisiert ist, müssen die Knorpelzellen so gesehen „an die Decke“ transplantiert werden. Hierbei ist der Knochenkontakt mit der Kanülenspitze besonders wichtig. Bei fehlendem Kontakt oder zu rascher Injektion kann sich die Suspension andernfalls wirkungslos im Gelenk verlieren. Es hat sich als günstig herausgestellt, hierzu die offene Halbkanüle (halfpipe) im Portal zu belassen, um diese als Hebel für die Kunststoffkanüle zu benutzen. Die Kunststoffkanüle wird an ihrer Spitze mithilfe des in ihr befindlichen Drahts leicht vorgebogen. Nach der Injektion können die Sphäroide mit einem Tasthaken im Defekt verteilt werden. Aufgrund der Selbstadhäsion ist ein Zuwarten von 15–20 Minuten ausreichend. Dies verhindert ein Abscheren bzw. eine Dislokation beim Nachlassen der Traktion [10].

Die bisherigen klinischen Ergebnisse nach ACT zeigen insgesamt ein gutes Outcome. In einer prospektiven Studie mit 16 Patienten, welche vergleichbare Defekte aufwiesen, wurden im mittleren Follow-up von 16,9 Monaten gute Ergebnisse berichtet [20]. Insgesamt erzielen die geeigneten injizierbaren ACT-Formen bisher die geringsten Komplikationsraten und überwiegend gute klinische Ergebnisse. Limitierend in diesen Studien sind jedoch das noch kurze Follow-up, die geringen Fallzahlen und die fehlenden Kontrollgruppen [12].

In einer prospektiven Studie wurden 37 Patienten mit azetabulären Knorpeldefekten als Folge eines FAI nach Ursachenkorrektur entweder mit Mikrofrakturierung oder mit injizierbarer MACT behandelt. Kernspintomografisch konnten in einem entsprechenden Mocart-Score nach einem Jahr signifikant bessere Ergebnisse für die Patienten mit ACT festgestellt werden. Somit scheinen sich am Hüftgelenk die vor einigen Jahren für das Kniegelenk diesbezüglich gewonnenen Ergebnisse zu bestätigen.

Nachbehandlung

Das postoperative Behandlungskonzept beeinflusst das Operationsergebnis maßgeblich. Als wesentliche Faktoren sind der Zeitraum der Belastungseinschränkung, das Belastungsregime sowie die aktive und passive postoperative Beübung mit dem entsprechenden Bewegungsausmaß zu nennen.

Eine Motorschiene oder eine aktive Bewegungsschiene ist unbedingt bereits ab dem ersten postoperativen Tag zu empfehlen. Sie bewirken eine verbesserte Defektfüllung, eine Unterstützung der Resorption des Hämarthros sowie eine verbesserte Knorpelernährung durch die dadurch erreichte Pumpfunktion im Gelenk. Eine Ruhigstellung wäre am Hüftgelenk effektiv nur über aufwendige Orthesen zu erreichen. Unabhängig von der zu berücksichtigenden Compliance der Patienten ist deren Sinnhaftigkeit zur Etablierung einer Bewegungseinschränkung zweifelhaft. Angesichts seiner großen Kongruenz hat das Hüftgelenk ein vernachlässigbares Potenzial, Bereiche bei endgradigen Bewegungen in die Belastungszone zu bringen, in denen eine Knorpeltherapie durchgeführt wurde. Wegweisend hierfür ist, dass die ursächliche Pathologie adäquat mitbehandelt wurde.

Die Teilbelastung bzw. Entlastung mit Sohlenkontakt an 2 Unterarmgehstützen wird nach erfolgter Mikrofrakturierung sowie nach AMIC und ACT für 4–6 Wochen empfohlen [9, 20]. Eine Abweichung hiervon kann bei Läsionen unter 1,5 cm2 erwogen werden. Dies gilt unter der Voraussetzung, dass der Defekt von suffizientem Knorpelgewebe mit stabiler Knorpelschulter umgeben ist und somit aufgrund der oben angesprochenen Gelenkkongruenz eine geringe Belastung anzunehmen ist. Das Einlegen einer Redondrainage ist nach Ansicht der Autoren nicht regelhaft erforderlich [27]. Eine Prophylaxe gegen heterotope Ossifikationen ist essenziell.

Interessenkonflikte:

Keine angegeben.

Literatur

1. Agricola R, Heijboer MP, Roze RH et al.: Pincer deformity does not lead to osteoarthritis of the hip whereas acetabular dysplasia does: acetabular coverage and development of osteoarthritis in a nationwide prospective cohort study (CHECK). Osteoarthritis and cartilage 2013; 21: 1514–21

2. Beaule PE, Hynes K, Parker G, Kemp KA: Can the alpha angle assessment of cam impingement predict acetabular cartilage delamination? Clin Orthop Relat Res 2012; 470: 3361–7

3. Byrd JW, Jones KS: Hip arthroscopy in athletes: 10-year follow-up. The American journal of sports medicine 2009; 37: 2140–3

4. Byrd JW: Supraacetabular fossa. Radiology 2012; 265: 648; author reply 648

5. Clohisy JC, Knaus ER, Hunt DM, Lesher JM, Harris-Hayes M, Prather H: Clinical presentation of patients with symptomatic anterior hip impingement. Clinical orthopaedics and related research 2009; 467: 638–44

6. Dienst M: Arthroskopische Anatomie des zentralen Kompartiments der Hüfte. Arthroskopie 2006; doi.org/10.1007/s00142–005–0338–7

7. Dietrich TJ, Suter A, Pfirrmann CW, Dora C, Fucentese SF, Zanetti M; Supraacetabular fossa (pseudodefect of acetabular cartilage): frequency at MR arthrography and comparison of findings at MR arthrography and arthroscopy. Radiology 2012; 263: 484–91

8. Fickert S, Thier S: Knorpeltherapie: Wie ist die Evidenz? Arthroskopie 2018; 31: 303–8

9. Fontana A: A novel technique for treating cartilage defects in the hip: a fully arthroscopic approach to using autologous matrix-induced chondrogenesis. Arthroscopy techniques 2012; 1: e63-e68

10. Gille J, Möckel G, Bark S, Behrens P: Novel cartilage repair strategies – The AMIC technique. J Orthopedics 2012; 4: 99–104

11. Goyal D, Keyhani S, Lee EH, Hui JH: Evidence-based status of microfracture technique: a systematic review of level I and II studies. Arthroscopy 2013; 29: 1579–88

12. Green CJ, Beck A, Wood D, Zheng MH: The biology and clinical evidence of microfracture in hip preservation surgery. Journal of hip preservation surgery 2016; 3: 108–1

13. Griffin D, Karthikeyan S: Normal and Pathological Arthroscopic View in Hip Arthroscopy. In: Marín-Peña Ó (ed.): Femoroacetabular Impingement. Berlin Heidelberg: Springer 2012: 113–22

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