Übersichtsarbeiten - OUP 06/2023
Periprothetische Frakturen des HumerusEine Übersicht – Epidemiologie, Einteilung, Therapiemöglichkeiten und Outcome
Die Komplikationsrate nach Versorgung einer PPHF liegt ähnlich hoch bei Plattenosteosynthesen und Wechseloperationen (41 % vs. 36 %) mit einer Reoperationsrate von 19 % [1]. An Komplikationen scheinen insbesondere Radalisläsionen einen hohen Stellenwert einzunehmen. Bei 20 % der plattenosteosynthetisch versorgten Frakturen zeigte sich (zu gleichen Anteilen) prä- oder postoperativ eine Schädigung in einzelnen Studien. Allerdings waren diese zu 83 % ohne Intervention vollständig rückläufig [9]. Im Rahmen der Revisionsprothese kommt es, abhängig von der Op-Technik, bei unzementierten Prothesen eher zu einer Refraktur (10 %) und bei zementierten Schäften zu einer Lockerung [9, 25].
Fazit
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass beim Management periprothetischer Humerusfrakturen eine hohe Expertise sowohl hinsichtlich prothetischer als auch osteosynthetischer Verfahren vorhanden sein sollte und die operative Versorgung dieser Frakturen damit spezialisierten Zentren vorbehalten bleiben muss, an denen entsprechend ausgebildete Chirurginnen und Chirurgen arbeiten sowie auch die benötigten Implantate vorgehalten werden. Die individuelle Versorgungsstrategie lässt sich häufig erst intraoperativ feststellen und verlangt somit ein hohes Maß an Flexibilität. Unter der optimalen Therapie kann dann mehrheitlich eine gute Konsolidierungsrate und ein gutes funktionelles Outcome erreicht werden.
Periprothetische Humerusfrakturen distal des Prothesenschaftes mit stabil einliegendem Schaft können, abhängig von Patientinnen- und Patientenwunsch, Dislokationsgrad, Komorbiditäten und Narkosefähigkeit sowie dem individuellen Funktionsanspruch konservativ oder osteosynthetisch versorgt werden.
Periprothetische Frakturen im Schaftbereich mit fest einliegender Prothese, die sich auch intraoperativ bestätigt, können in der Regel osteosyntetisch versorgt werden. Unter Umständen ist eine additive Cerclage zur Reposition notwendig. Prä- und postoperativ sollte hier immer ein besonderes Augenmerk auf die Funktion des N. radialis gelegt werden.
Periprothetische Frakturen mit gelockerter Prothese benötigen im Allgemeinen den Wechsel des Humerusschaftes oder der gesamten Prothese, insbesondere durch einen Wechsel auf eine inverse Prothese lassen sich hier mitunter deutliche funktionelle Verbesserungen erreichen. Häufig bietet der Revisionsfall hier die Möglichkeit, Begleitpathologien wie beispielsweise eine Rotatorenmanschettenläsion, Glenoidlockerung oder Instabilität simultan zu adressieren. Sowohl die zementfreie als auch die zementierte Technik werden von einzelnen Autorinnen und Autoren aufgrund des unterschiedlichen Komplikationsspektrums bevorzugt. Das eigene Vorgehen sollte an vorhandene und bekannte Implantate und die individuelle Situation der Fraktur angepasst werden.
Interessenkonflikte:
Keine angegeben.
Das Literaturverzeichnis zu
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www.online-oup.de.
Korrespondenzadresse
Dr. med. Melina Pavlovi?
Zentrum für Orthopädie und
Unfallchirurgie
Uniklinikum Gießen und Marburg
Standort Marburg
Baldingerstraße
35043 Marburg
mefische@med.uni-marburg.de.
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