Wissenschaft - OUP 02/2020

Perspektive: Endoskopische Zugänge in der Beckenchirurgie

Ein weiterer zu erwähnender Faktor ist das Einbeziehen aller im OP beteiligten Personen in das Prozedere und zu erwartende Herausforderungen.

So sollte bereits präoperativ, bei stattgefundener Primärstabilisierung der Fixateur externe speziell umgebaut werden, um das Sicht- und Arbeitsfeld nicht einzuschränken. Dies führten wir in der Regel nach dem Lagern und vor dem Abwaschen durch. Aber auch bettseitig war der Umbau, nach sorgfältiger Planung und unter Vermeidung eines Repositionsverlustes, schmerzfrei möglich. Des Weiteren sollten aufgrund der flachen Kameraführung beide Arme zur Seite ausgelagert werden. Hilfreich ist zudem eine leichte Kopf-Tieflagerung des Patienten während der Operation, da durch die Schwerkraft die abdominellen Organe samt Peritoneum so kopfwärts rutschen und der Situs besser einsehbar wird. Der Laparoskopieturm ist am geeignetsten am Fußende des Patienten positioniert, der Bildwandler bei rechts-dominanten Chirurgen rechts des Patienten. Bei der Versorgung von Acetabulumfrakturen ist es empfehlenswert, den Laparoskopieturm auf der gegenüberliegenden Seite der Fraktur zu platzieren. Die Anästhesie sollte informiert werden, dass mit erhöhten Beatmungsdrücken und endexpiratorischen CO2-Werten zu rechnen ist. Die intraoperative Verträglichkeitsabwägung obliegt natürlich den jeweiligen Kollegen. Für die postoperative Betreuung muss beachtet werden, dass es bei einem Hautemphysem zu einer Phase der Hyperventilation kommen kann. Außerdem können bei einem Pneumoperitoneum Schmerzen in beiden Schultern, analog den Head’schen Zonen, auftreten. Dieses ist mit einer adäquaten Schmerztherapie gut zu behandeln, die Patienten müssen jedoch explizit darüber aufgeklärt werden. Die Schmerzen sind nach Resorption des Pneumoperitoneums jeweils spontan rückläufig.

Schlussfolgerung
und Perspektiven

Die endoskopisch unterstütze Stabilisierung von Symphysenrupturen stellte sich sowohl in unseren anatomischen Versuchen wie auch im klinischen Einsatz als veritable Alternative zu offenen Zugängen dar. Zusätzlich konnten wir in Untersuchungen am Leichenpräparat die Visualisierung der quadrilateralen Fläche demonstrieren.

Aufgrund der steilen Lernkurve ist von einem baldigen Angleichen der OP-Zeiten im Vergleich zum offenen Vorgehen bei der Symphysenplatte auszugehen. Insbesondere die Entwicklung neuer Instrumente und Osteosynthesematerialien soll die sichere Reposition, Platzierung und Verschraubung ermöglichen und könnte das Verfahren signifikant beschleunigen. Aber auch mit den bisher verfügbaren Instrumenten ist die OP sicher durchzuführen. Langfristig ist es unser Ziel, die Technik weiterzuentwickeln und zu einer anerkannten Alternative zum offenen Vorgehen zu etablieren. Unser aktuelles Augenmerk liegt hier vor allem auf der Behandlung von Acetabulumfrakturen. Hierzu sind zeitnah erste Darstellungen der Fraktursituation und endoskopisch unterstützte Präparationen des Situs bei Patienten mit einer Acetabulumfraktur geplant.

Am Ende verbleibt die optimierte Darstellung des Sakroiliakalgelenkes sowie des Sakrums selber, um letztlich den gesamten Beckenring endoskopisch darzustellen und ggf. auch osteosynthetisch versorgen zu können.

Danksagung: Besonderer Dank gilt Prof. Bernhard Hirt und Diana Hagen vom Institut für Klinische Anatomie und Zellanalytik der Eberhard Karls Universität Tübingen für ihre Unterstützung dieses Projektes.

Interessenkonflikt:

Keine angegeben

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