Originalarbeiten - OUP 11/2013

Sport nach medialem unikondylärem Oberflächenersatz mit der Oxford-III-Prothese
Was können wir erreichen?What can we expect?

Das Ziel unserer retrospektiven Studie war es herauszufinden, ob Patienten mit einer medialen Gonarthrose nach minimalinvasiver Implantation einer Oxford-III-Prothese langfristig wieder in der Lage sind, sportlichen Aktivitäten nachzugehen. Unsere Hypothese war, dass nach der Oxford-III UKA-Implantation bei medialer Gonarthrose eine signifikante Verbesserung der sportlichen/körperlichen Aktivitäten erreicht wird.

Material und Methodik

Zwischen 1998 und 2007 wurden 171 konsekutive Patienten, die eine Oxford-III-Operation in unserer Klinik bei medialer Gonarthrose erhalten hatten (Abb. 3) nachuntersucht. Die Studie wurde von der Ethikkommission genehmigt.

Operative Technik

Alle Patienten in dieser Studie wurde mit einer Oxford-Phase-III unikompartimentellen Knieprothese (Biomet, Bridgend, UK) versorgt. Die Indikation zur Operation bei allen Patienten war eine symptomatische mediale Gonarthrose mit Schmerzen nur im medialen Kompartiment. Die Indikationsstellung orientierte sich an den Empfehlungen in der aktuellen Literatur [18, 23]. Die folgenden wichtigsten Voraussetzungen mussten für die Operation erfüllt sein: intakter Bandapparat, v.a. suffizientes VKB, asymptomatisches, laterales und patellofemorales Kompartiment, kein Streckdefizit > 5°, keine Einschränkung der Flexion < 100° und keine Varus-Abweichung > 10° der Beinachse. Die Operation wurde entsprechend der Richtlinien des Prothesen-Herstellers (Biomet) durchgeführt. Wir verwendeten in allen Fällen einen antero-medialen, minimal-invasiven Zugang. Die Patienten erhielten eine Single-shot-Antibiose intravenös mit Cefuroxim und eine tägliche subkutane Injektion von LMWH bis zur Vollbelastung. Eine Teilbelastung erfolgte bis zum Abschluss der Wundheilung, die Mobilisation des Kniegelenks war ab dem ersten post-OP Tag frei. Ein Routine-follow-up wurde bei allen Patienten nach 6 Wochen und 3 Monaten durchgeführt, danach erfolgte die weitere Kontrolle durch den niedergelassenen Orthopäden.

Klinische Scores

Für die klinische Nachuntersuchung wurden der Oxford Knee Score (OKS) [3], der Knee Society Score (KSS) [9], der Western Ontario and McMaster Universities Arthritis Index (WOMAC) [2], der UCLA-Activity Score [25] und die Visuelle Analogskala (VAS) für Schmerz verwendet. Der OKS umfasst 12 Fragen für die Bereiche Schmerz, „activities of daily living” (ADL) und zur Kniestabilität [3]. Der maximal erreichbare Punktwert beträgt 48 und spiegelt eine normale uneingeschränkte Kniegelenkfunktion wieder. Der Bereich 38 bis 48 Punkte entspricht einer guten Kniefunktion.

Beurteilung von Sport und körperlicher Aktivität

Die Beurteilung der sportlichen/körperlichen Aktivitäten der Patienten nach Implantation der UKA erfolgte mit einem Patientenfragebogens, dem UCLA Activity-Score [25]. Die Patienten konnten zwischen vorgegebenen Sportarten wählen oder in einem Freitextfeld ihre persönlichen Aktivitäten angeben (Abb. 2). Die Anzahl der “Rückkehrer in den Sport” und Änderungen der ausgeführten Sportarten und deren Häufigkeit wurden erfasst. Wir unterteilten die Sportarten in High- und Low-impact-Sports. Ein High-impact-Sport ist durch eine intensive und häufige Belastung des Kniegelenks durch lasttragende Aktivitäten gekennzeichnet, wie z.B. Ball-/Stop-and-go-Sportarten (Fußball, Tennis) und Kontaktsportarten. Dementsprechend sind die Low-impact-Sports durch eine geringe Belastung des Kniegelenks und geringem Verletzungsrisiko gekennzeichnet, wie z.B. Nordic-Walking, Schwimmen, Fahrradfahren.

Radiologische Beurteilung

Die Einteilung des Arthrosegrads im lateralen Kompartiment erfolgte anhand der Kellgren-Lawrence-Klassifikation [12] und der Messung der lateralen Gelenkspaltweite im Stehen. Für die Beurteilung des patellofemoralen Gelenks wurde die Sperner-Klassifikation verwendet [20].

Epidemiologische Daten, Co-Morbiditäten und Komplikationen

Die demografischen Daten aller Patienten wurden erfasst: Geschlecht, Alter, Größe, Gewicht. Nebenerkrankungen, insbesondere kardiovaskuläre; andere orthopädische Beschwerden sowie Prothesen-assoziierte Komplikationen (z.B. Inlay-Dislokation, Lockerung) wurden erfasst und in die Auswertung mit einbezogen.

Statistik

Für die deskriptive Statistik wurde Microsoft Excel 2010, Version 14.0 (Microsoft Cooporation) verwendet. Die statistische Auswertung wurde mit GraphPad Prism, Version 5.02 (GraphPad Software Inc, CA, USA) durchgeführt. Es werden der Mittelwert (MW), die Standardabweichung (SD) und der „range“ angegeben. Die statistische Signifikanzprüfung erfolgte mit dem Unpaired student t-Test auf einem Signifikanzniveau von 5 % (p < 0,05).

Die Korrelationen wurden mit dem Spearman Rangkorrelationskoeffizient getestet.

Ergebnisse

Es wurden im angegebenen Zeitraum 181 Oxford-III-Prothesen implantiert, wovon bei 10 Patienten eine 2-seitige bilaterale Implantation erfolgte. 5 Patienten verstarben an anderen Erkrankungen während des Nachbeobachtungszeitraums (2,8 %), 7 Patienten wurden im Verlauf auf eine TKA gewechselt (3,9 %) und 38 Patienten (21 %) konnten aus verschiedenen Gründen nicht nachuntersucht werden (= lost to follow-up). Die Gründe für die 7 Wechsel auf eine TKA waren in 5 Patienten das Voranschreiten der Arthrose, eine frühzeitige Prothesenlockerung und in einem Fall eine Instabilität mit Inlay-Dislokation. 131 Oxford-Prothesen konnten in die Auswertung eingeschlossen werden.

Der mittlere Nachbeobachtungszeitraum betrug 4,2 Jahre (range: 1–10 Jahre). Das Verhältnis M:F betrug 1:1,3 (57 M, 74 F). Das durchschnittliche Alter bei Prothesenimplantation betrug 65,3 Jahre (range: 44–90 Jahre).

Zum Operationszeitpunkt war das Alter in der sportlich aktiven Patientengruppe mit Ø 64,4 Jahren (range: 44–83 Jahre) und der inaktiven Gruppe mit Ø 66,5 Jahren (range: 49–90 Jahre) vergleichbar (p = 0,15). 4,2 Jahre später war die körperlich aktive Patientengruppe mit 67,8 Jahren (range: 48–86 Jahre) signifikant jünger als die inaktive Gruppe mit durchschnittlich 71,4 Jahren (range: 56–92 Jahre) (p = 0,01) (Tab. 2).

Patientenzufriedenheit

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