Originalarbeiten - OUP 11/2013

Sport nach medialem unikondylärem Oberflächenersatz mit der Oxford-III-Prothese
Was können wir erreichen?What can we expect?

Orthopädische und internistische Nebenerkrankungen waren in den beiden Patientengruppen gleichmäßig verteilt. Arthrose anderer Gelenke, Hypertonie, Osteoporose und Diabetes mellitus waren die häufigsten Nebenerkrankungen.

Komplikationen

4 Patienten (3 %) benötigten eine Revisionsoperation der Oxford-III-Prothese. Ein Patient erlitt eine Inlayluxation im Rahmen alltäglicher häuslicher Tätigkeiten, 2 Patienten hatten Impingement-Symptome, die operativ therapiert wurden, und ein Patient wurde bei Verdacht auf Frühinfekt revidiert und mit einer Lavage und einem Inlaywechsel behandelt. Alle Patienten waren nach der Revision schmerzfrei und nahmen an der Studie teil. Hinsichtlich ihrer körperlichen Aktivität waren diese 4 Patienten gleichmäßig über die 2 Gruppen verteilt. 2 Patienten (einmal Impingement und V.a. Infekt) waren sportlich aktiv und 2 Patienten (einmal Impingement und Inlayluxation) waren in der inaktiven Gruppe.

Ein Patient erlitt eine Inlayluxation während gymnastischer Übungen auf Grund einer bestehenden Instabilität, die mit einem Wechsel auf eine TKA behandelt wurde.

Diskussion

Mit zunehmender Lebenserwartung der Bevölkerung bei gleichzeitig hohem körperlichen Anspruch im Alter sind, wie auch in der Hüftendoprothetik, neue Strategien bei der endoprothetischen Versorgung der Gonarthrose gefragt. Die Generation der heute 65- bis 80-jährigen ist wesentlich aktiver als noch vor 30 Jahren. Für viele Patienten ist die Wiederherstellung ihrer Kniegelenkfunktion nach Prothesenimplantation mit einer Wiederaufnahme ihrer sportlichen/körperlichen Freizeitaktivitäten verbunden. Dies führt zu einer erhöhten Belastung der Knieprothesen, was sich folgend in steigenden Revisionszahlen manifestiert. Die Oxford-III-UKA ist ein das VKB erhaltendes unikondyläres Prothesenmodel, welches die Kniegelenkkinematik nur geringfügig verändert [7] und klinisch sehr gute funktionelle Ergebnisse aufweist [24]. Viele Patienten berichten sogar im postoperativen Verlauf, dass sich ihr Knie „normal“ anfühlt, sie „vergessen“ haben, dass eine Prothese im Kniegelenk ist.

Hopper et al. berichten mit 97 % über eine hohe “return to sport”-Rate nach UKA in ihrem Patientenkollektiv [8]. Jedoch war in ihrem Kollektiv das mittlere Patientenalter mit 63 Jahren deutlich jünger. Auch Fisher et al. Berichten über 93 % „return to sport“ bei ihren Patienten nach Implantation einer Oxford-III-Prothese bei medialer Gonarthrose [6]. In unserem Patientengut waren zum Nachbeobachtungszeitraum lediglich 80 % der Patienten wieder sportlich aktiv, obwohl das Durchschnittsalter unserer Patienten mit 68 Jahren vergleichbar mit denen bei Fisher von 66 Jahren war.

Dieser Umstand hat möglicherweise mehrere Ursachen. Zum einen war unser Nachuntersuchungszeitraum mit 4,2 Jahren fast 3mal so lang wie bei Fisher, der seine Patienten bereits nach 1,5 Jahren nachuntersuchte. Zum Zeitpunkt der Prothesenimplantation war das Patientenalter in der sportlich aktiven Patientengruppe unserer Studie mit 64,4 Jahren fast identisch mit dem Durchschnittsalter der Patienten bei Fisher mit 64 Jahren. Die 15 Patienten in unserer Studie die während des Nachbeobachtungszeitraums ihre sportliche Betätigung aufgaben, waren im Mittel mit 70 Jahren 2 Jahre älter, als die Patienten, die weiterhin ihrem Sport nachgingen (Ø 68 Jahre). Diese 15 Patienten näherten sich mit ihrem Alter von 70 Jahren der inaktiven Gruppe, deren Durchschnittsalter 72 Jahre betrug. Dieses Verhalten spiegelt den „normalen“ Verlauf der Aufgabe sportlicher Betätigungen im Laufe des Alters wieder, wie es auch in der German Health Survey im Jahr 2006 gefunden wurde. In dieser flächendeckend durchgeführten Untersuchung aller Altersgruppen in Deutschland fand sich eine signifikante Abnahme von sportlichen Aktivitäten bei den befragten Personen ab 70 Jahren.

Die Mehrzahl der Patienten in unserer Untersuchung gingen nach der Prothesenimplantation sogenannten Low-impact-Sportarten nach. Einige der Patienten wechselten nach der Operation ihre sportliche Betätigung von High- zu Low-impact-Sportarten. Nur wenige blieben bei kniebelastenden Sportarten auch nach der Prothesenimplantation. Es ist allerdings bisher nicht bewiesen, dass die Ausübung von High-impact-Sportarten nach einer UKA mit einem erhöhten Komplikationsrisiko verbunden ist. In unserer Studie konnte keine Korrelation zwischen der sportlichen Betätigung in High-impact-Sportarten und einer erhöhten Komplikationsrate nachgewiesen werden. Einer unserer Patienten erlitt im Rahmen seiner gymnastischen Übungen eine Inlayluxation, ein weiterer Patient erlitt eine Inlayluxation bei der täglichen Arbeit im Haushalt, unabhängig von sportlicher Betätigung.

Sportarten wie Radfahren, Wandern, Spazierengehen, Nordic Walking, Golfen und Schwimmen werden von den meisten Operateuren nach Implantation einer Kniegelenkprothese empfohlen, wogegen von Kontaktsportarten und Stop-and-go-Sportarten in den meisten Fällen generell abgeraten wird [17, 22]. Diese in der Literatur weit verbreiteten Empfehlungen nach Knieprothesenimplantation bildeten auch die Grundlage unseres Nachbehandlungsprotokolls. So ist der von uns beobachtete Wechsel von High- zu Low-impact-Sportarten nach der UKA-Implantation größtenteils auf die Empfehlungen des Operateurs zurückzuführen und nicht auf eine Verschlechterung der Belastbarkeit des operierten Kniegelenks. Zudem kommen noch Nebenerkrankungen, die zu einer Abnahme der allgemeinen Gesundheit der Patienten im Nachbehandlungszeitraum geführt haben und ein Grund für die Aufgabe bzw. den Wechsel der Sportarten waren. Somit sind die von unseren Patienten nach der UKA-Implantation ausgeübten Sportarten mit einer Bias behaftet, da sie überwiegend durch die Empfehlungen des Operateurs, als durch die postoperative Belastbarkeit des Kniegelenks limitiert sind.

KSS, WOMAC, OKS und die allgemeine Patientenzufriedenheit mit der UKA-Implantation waren deutlich besser/höher in der aktiven Patientengruppe, was auch in anderen Studien beobachtet wurde [6, 10]. Körperlich aktive Patienten gaben auch weniger Schmerzen an. In den Bereichen “Belastungsschmerz” und “Schmerz beim Treppensteigen” war dieser Unterschied zwischen den Patientengruppen statistisch signifikant. Diese Beobachtung wirft die Frage auf, ob die sportliche Aktivität mit einer technisch besseren Prothesenimplantation korreliert oder ob die körperliche Aktivität selbst der Grund für die besseren klinischen Ergebnisse in dieser Gruppe ist. Wir konnten keine signifikanten Unterschiede bei der objektiven klinischen Untersuchung der Gelenkfunktion zwischen den beiden Gruppen und der Implantatpositionierung finden. Auch die Nebenerkrankungen waren in beiden Gruppen gleichmäßig verteilt, sodass sie kein Erklärungsgrund dafür sind.

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