Übersichtsarbeiten - OUP 03/2022

Therapie der manifesten Osteoporose

Auch wenn die osteoanabolen Medikamente nach einer antiresorptiven Therapie wirksam sind, zeigt sich bspw. bezogen auf die Knochendichte ein stärkerer Zuwachs bei therapienaiven Patientinnen und Patienten im Vergleich zu denjenigen mit einer Vorbehandlung [25].

Die vorliegenden Studienergebnisse waren auch die Basis für die vom DVO veröffentlichten Statements, in denen bei Patientinnen und Patienten mit hohem Frakturrisiko eine initial osteoanabole Therapie empfohlen wird. Die jeweilige Zulassungssituation ist entsprechend zu beachten.

Letztlich kann allerdings auch mit den antiresorptiven Medikamenten bei einem hohen, imminenten Risiko eine Reduktion des Risikos für vertebrale Frakturen und Hüftfrakturen erreicht werden [26].

Anschlusstherapie notwendig

Die osteoanabolen Medikamente, ebenso wie Denosumab, sind sog. reversible Medikamente. Sie werden nicht dauerhaft im Knochen gespeichert und zeigen daher nach Applikationsende keine protrahierte Wirksamkeit [27]. Um den Rückgang der Knochendichte und erneute auftretende Frakturen zu verhindern, sollte eine Anschlusstherapie mit einem antiresorptiven Medikament, also Bisphosphonaten oder auch Denosumab, begonnen werden. Hierzu stehen verschiedene Optionen zur Verfügung, für die mittlerweile entsprechende Studienergebnisse vorliegen.

Individuelle, risikoadaptierte Therapieplanung

Die Diagnostik und die medikamentösen Therapieoptionen lassen eine individuelle, risikoadaptierte Therapie zu. Daher steht zu Beginn der Therapieentscheidung zunächst die Überlegung an, welches Risiko die einzelne Patientin oder der Patient hat, welche Risikofaktoren und Nebenerkrankungen vorliegen, welches Therapieziel verfolgt wird, welche Erwartungen an die Therapie geknüpft sind etc. Vor diesem Hintergrund sollte dann die entsprechende Entscheidung in Rücksprache und Abstimmung mit der Patientin oder dem Patienten getroffen werden. Auch das Risikoprofil bezüglich nephrologischer, kardiovaskulärer oder onkologischer Erkrankungen muss in die Entscheidung mit einfließen. In Abhängigkeit dieser Voraussetzungen kann dann ein entsprechendes Medikament gewählt werden. Relativ allgemein ausgedrückt kann bei niedrigem Risiko ein abwartendes Verhalten gewählt werden, bei moderatem Risiko eher eine antiresorptive Therapie mit einem Bisphosphonat oder Denosumab und bei Patientinnen und Patienten mit hohem Risiko eine osteoanabole oder ggfs. auch eine antiresorptive Therapie [28].

Weiterversorgung

Die langfristige Betreuung der Patientinnen und Patienten ist enorm wichtig. Neben der entsprechenden Therapieplanung und den Überlegungen hinsichtlich langfristiger medikamentöser Konzepte, ist auch die Planung von Therapiepausen für die Weiterbetreuung ein relevanter Punkt. Aber gerade am Beginn der Therapie, also bspw. an der Überleitung aus dem Krankenhaus bestehen derzeit noch Defizite, sodass nur eine unzureichende Anzahl an Patientinnen und Patienten die notwendige Therapie erhält [6]. In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Versuche zur Verbesserung der Versorgung unternommen. Mit der Identifikation der Patientinnen und Patienten mit Osteoporose im Krankenhaus, über die Schaffung von Netzwerken zwischen Klinik und Praxis oder anderen Strukturen bis hin zur Verabschiedung und der nun anstehenden Umsetzung des sog. „Disease Management Programm“, kurz DMP, Osteoporose, wurden zahlreiche Optionen zur Verbesserung der Zusammenarbeit und zur Patientenversorgung geschaffen [29, 30]. Wichtig ist, diese Strukturen auf die regionalen Gegebenheiten anzupassen und gemeinsam an der Umsetzung zu arbeiten.

Fazit

Osteoporotische Frakturen stellen eine Herausforderung für die akute Versorgung und die langfristige Therapie dar. Vor dem Hintergrund der aktuell zur Verfügung stehenden, osteoanabol oder antiresorptiv wirksamen Medikamenten, besteht die Möglichkeit zum risikoadaptierten Vorgehen, um eine möglichst schnelle Reduktion des Frakturrisikos zu erreichen. Gleichzeitig ist jedoch auch eine langfristige Therapieplanung in Form von Sequenz- oder Langzeittherapien notwendig.

Abkürzungsverzeichnis

AO: Arbeitsgemeinschaft Osteosynthese
CRP: C-reaktives Protein
DVO: Dachverband der deutschsprachigen wissenschaftlichen osteologischen Gesellschaften
DXA: Dual-X Rax Absorptiometrie
FFP: Fragility Fracture of the pelvis
GFR: Glomeruläre Filtrationsrate
IE: Internationale Einheiten
KIS: Krankenhaus Informations System
OF: Osteoporotische Fraktur

Interessenkonflikte:

Vortrags- und Beraterhonorare von Alexion, Lilly Deutschland, UCB, Amgen, Theramex, Kyowa Kirin, AgNovos

Das Literaturverzeichnis zu
diesem Beitrag finden Sie auf:
www.online-oup.de.

Korrespondenzadresse

Univ.-Prof. Dr. Uwe Maus

Klinik für Orthopädie und

Unfallchirurgie

Universitätsklinik Düsseldorf

Moorenstraße 5

40225 Düsseldorf

uwe.maus@med.uni-duesseldorf.de

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