Übersichtsarbeiten - OUP 02/2019

Endoskopie im Bereich des Rückfußes
Endoskopische Kalkaneoplastik (EKP) und endoskopisches Plantarfaszien-Release (EPFR)

Kinley et al. [31] verglichen in einer prospektiven Studie die konventionelle offene mit der endoskopischen Technik bei 92 Eingriffen. 66 Operationen wurden in endoskopischer und 26 in offener Technik durchgeführt. Die Patienten mit endoskopischer Operation hatten weniger postoperative Beschwerden und nahmen ihre Arbeit 4 Wochen früher auf. Ungünstige Prädiktoren waren die präoperative Beschwerdedauer, das Ausmaß der konservativen Therapie sowie Übergewicht.

Diese Erfahrung der früheren Wiederaufnahme der Arbeit können wir anhand unserer Beobachtungen nicht unterstützen. Wie oben dargestellt, versuchen wir bewusst, die Patienten über einige Wochen teilbelasten zu lassen, da auch das endoskopische Vorgehen die grundlegende Biomechanik des Fußes natürlich nicht ändert.

Beim Lösen der Faszie ist u.E. besonders darauf zu achten, dass diese nur subtotal erfolgt. In einer biomechanischen Untersuchung evaluierten Murphy et al. [40] den Effekt des plantaren Releases auf die mediale und laterale Säule sowie auf das Quergewölbe des Fußes. Sie konnten zeigen, dass ein komplettes Release zu einer deutlichen Abflachung der Strukturen führt. Auch Arangio et al. [3] wiesen im Rahmen einer biomechanischen Modellrechnung auf eine ähnliche Problematik hin. Thordarson et al. [58] zeigten, dass bereits ein partielles Release zu einer deutlichen Abschwächung der gewölbestabilisierenden Funktion führt. Brugh et al. [6] wiesen darauf hin, dass maximal 50 % der medialen Plantarfaszie gelöst werden sollten, da ansonsten statistisch signifikant häufiger ein lateraler Fußschmerz in den Folgemonaten entsteht.

Sellman [56] berichtete über spontane Rupturen der Plantarfaszie nach Kortikoid-Injektionen. Bei den meisten dieser Patienten kam es zu sekundären Problemen bis hin zu Frakturen im Bereich der Metatarsalia. Über ähnliche Erfahrungen berichteten Acevedo und Beskin [1]. Nach operativem Release finden sich nur wenige Literaturmitteilungen über Ermüdungsfrakturen [21, 52].

Da uns die biomechanischen Folgen einer spontanen Ruptur und operativen Durchtrennung der Plantarfaszie vergleichbar scheinen, ist es schwer verständlich, warum nach operativer Therapie – ganz im Gegensatz zur Komplikation bei der konservativen Therapie – wenig über Sekundärfolgen berichtet wurde.

Smith et al. [57] berichten über eine Resektion der Plantarfaszie mit einem Ho-YAG-Laser. Mit dieser gedeckten Technik erscheint es uns schwierig, nur die medialen 50 % der Plantarfaszie zu durchtrennen und die benachbarten Gefäß-Nerven-Strukturen zu schonen. Die Autoren berichten auch nicht über Ergebnisse oder Komplikationen ihrer Technik.

Die Technik des ERPF ist standardisiert und reproduzierbar durchführbar. Sie führt zu guten mittelfristigen Ergebnissen. Ein Stabilitätsverlust der plantaren Verspannung sollte jedoch unbedingt vermieden werden. Im Rahmen der frühen Rehabilitationsphase erscheint es uns wichtig, trotz des minimalinvasiven Vorgehens nur eine vorsichtige Belastungssteigerung durchzuführen. Bei den nicht immer vorhersagbaren Ergebnissen, ist u.E. eine konsequente Ausnutzung der nicht operativen Verfahren evtl. auch mit Botulinum-Toxin angezeigt.

Interessenkonflikte:

Keine angegeben.

Literatur

1. Acevedo JI, Beskin JL: Complications of plantar fascia rupture associated with corticosteroid injection. Foot Ankle Int 1998; 19: 91–97

2. Angermann P: Chronic retrocalcaneal bursitis treated by resection of the calcaneus. Foot Ankle 1990; 10: 285–287

3. Arangio GA, Chen C, Kim W: Effect of cutting the plantar fascia on mechanical properties of the foot. Clin Orthop 1997;339: 227–231

4. Barrett SL, Day SV: Endoscopic plantar fasciotomy for chronic plantar fasciitis/heel spur syndrome: surgical technique – early clinical results. J Foot Surg 1991;30: 568–570

5. Brekke MK, Green DR: Retrospective analysis of minimal-incision, endoscopic, and open procedures for heel spur syndrome. J Am Podiatr Med Assoc 1998; 88: 64–72

6. Brugh AM, Fallat LM, Savoy-Moore RT: Lateral column symptomatology following plantar fascial release: a prospective study. J Foot Ankle Surg 2002; 41: 365–71

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