Übersichtsarbeiten - OUP 12/2017

Ergebnisse nach arthroskopischem Release bei Iliopsoas-Impingement nach alloarthroplastischem Hüftgelenkersatz

Nach wie vor ist der häufigste diagnostische Test zur Überprüfung einer Iliopsoas-Tendinitis oder eines Iliopsoas-Impingements die bildgesteuerte Injektion im Bereich der Iliopsoas-Sehnenscheide mit einer geringen Menge eines Lokalanästhetikums [39, 14, 36, 20, 28, 10, 13, 1, 34, 40]. Der Patient berichtet daraufhin, wie sich die Beschwerden im weiteren Verlauf der nächsten Stunden verhalten. Dalmau-Carolà [12] berichtet über 2 Fälle eines Iliopsoas-Impingements und wies auf die besondere Relevanz der diagnostischen Injektion hin.

Konservative Therapie

Die nichtoperative konservative Therapie der akuten oder chronischen Iliopsoas-Tendinitis bei nichtendoprothetisch versorgten Patienten beinhaltet eine Sportpause, NSAIDS und physikalische Therapie. Solche Maßnahmen können auch bei Patienten nach endoprothetischem Ersatz durchgeführt werden. Während bei bisher nicht endoprothetisch versorgten Patienten Injektionen mit Lokalanästhetika und Kortikoide hilfreich sind und durchaus einen kurzfristigen Erfolg geben, ist der langfristige Erfolg dieser Maßnahmen jedoch eher zweifelhaft [6, 14, 2]. Dora et al. [14] konnten keinen Effekt bei der konservativen Therapie eines Iliopsoas-Impingements nach endoprothetischer Versorgung dokumentieren. In einer Serie von 9 Patienten zeigten sich nur 2 erfolgreich nach einem konservativen Therapieregime. Bei beiden wurden Injektionen durchgeführt [20]. Evtl. ergibt die ultraschallkontrollierte Injektion ein besseres Ergebnis. Von 11 Patienten, welche 1–2 ultraschallkontrollierte Injektionen erhielten, fand sich bei 9 Patienten eine etwa 50 %ige Schmerzverbesserung bei einem 1-Jahres-Follow-up [1]. Es gibt auch einen Bericht zur Schmerzreduktion durch Botulinumtoxininjektionen an 3 verschiedenen Stellen des Iliopsoas-Muskels, wobei dieser Effekt offensichtlich nur etwa 6 Monate anhielt [17]. Insgesamt scheint die operative Therapie erfolgreicher. Eine aktuelle Literaturübersicht zeigt, dass nur in 15 von 38 Patienten eine konservative Therapie erfolgreich war.

Operative Therapie

In den meisten Fällen ist somit eine operative Therapie angezeigt. Die hier verwendeten Verfahren beinhalten das Release der Iliopsoas-Sehne allein oder die Entfernung von Zement, prominenten Schrauben, die Revision der Hüftpfanne allein oder in Kombination mit der Iliopsoas-Tenotomie [6, 39, 14, 36, 20, 18, 28, 10, 24, 13, 11, 40, 2].

Für das operative Release wurden unterschiedliche Techniken beschrieben. Heaton und Dorr [18] beschreiben sogar einen dorsalen Zugang, der uns aus anatomischen Betrachtungen eher ungünstig erscheint. Die meisten Autoren erreichen über einen ventralen Zugang in anterolateraler oder in streng anteriorer Technik das Operationsgebiet [14]. Schoof et al. [35] führten bei 12 Patienten eine Pfannen-Revision bei Iliopsoas-Impingement durch und konnten zeigen, dass dieses Vorgehen nach 56 Monaten mittlerer Nachuntersuchungszeit zu einem zufriedenstellenden Ergebnis führte. Lausmann et al. [26] beschrieben Psoas-Hämatome bei Iliopsoas-Kontaktphänomen in 2 Fällen.

Spiker et al. [33] beschreiben in einer Übersichtsarbeit das Krankheitsbild des Iliopsoas-Impingement sowie die operative Technik, ohne auf eigene Ergebnisse zu verweisen. Die offene Technik zeigt eine Erfolgsrate von über 90 % [6, 39, 14, 36, 20, 18, 10, 24, 13, 11, 40].

Ala Eddine et al. [2] berichteten über eine Serie von 9 Patienten, die sie aus einer Gruppe von 206 schmerzhaften Hüften nach Gelenkersatz als Iliopsoas-Impingement isolierten (4,3 %). In ihrer Gruppe lag das mittlere Alter der Patienten bei 50 Jahren und in 8 Fällen handelte es sich um unzementierte Press-fit-Pfannen, nur in einem Fall handelte es sich um eine zementierte Pfanne. Sie führten sowohl konservative Therapieversuche als auch Tenotomien der Iliopsoas-Sehne durch. Auch diese Autoren beobachteten bei der letzten Nachuntersuchung bei ihren Patienten keinen Verlust der Flexionskraft.

Bricteux et al. [6] berichteten über 12 Fälle mit Iliopsoas-Impingement, die sie aus einer Gruppe von 280 schmerzhaften Hüftendoprothesen isolierten (4,3 %). In ihrer Gruppe fanden sich mehr Frauen als Männer (9:3) mit einem höheren durchschnittlichen Lebensalter von 72 Jahren. 9 ihrer Patienten hatten eine Primärimplantation und 3 eine Revision. In 10 Fällen (83 %) traten die Schmerzen unmittelbar nach der Operation auf und nur in 2 Fällen (17 %) zu einem späteren Zeitpunkt. Sie beobachteten die typischen Schmerzen auch beim Wechsel vom Sitzen in den Stand sowie beim Treppensteigen. Gleichfalls beobachteten sie die typischen Schmerzen bei einer Hyperextension der Hüfte.

Cyteval et al. [11] beschrieben radiologische und computertomografische Befunde bei 8 Patienten mit einem Iliopsoas-Impingement. In ihrer Untersuchung konnten sie zeigen, dass bei der Hälfte der Patienten mit einem IPI eine übergroße femorale Komponente implantiert wurde; weiterhin zeigten sie, dass bei allen IPI-Patienten die azetabuläre Komponente ventral mindestens 12 mm überstand. In einer Kontrollgruppe war der ventrale Überstand immer weniger als 8 mm.

Eine der umfangreichsten Arbeiten zum Thema wurde von Dora et al. [14] vorgestellt. Die Autoren berichten über eine Serie von 29 Patienten (30 Hüften) mit einem IPI. Alle Patienten durchliefen zunächst ein frustranes konservatives Therapiemanagement. Nach Diagnosestellung wollten 8 Patienten bei einer konservativen Therapie bleiben. Die übrigen 22 Patienten erhielten entweder eine konventionelle offene Iliopsoas-Tenotomie oder eine Revision der azetabulären Komponente mit Debridement der Iliopsoas-Sehne. Bei einem durchschnittlichen Nachuntersuchungszeitraum von 7,8 Jahren zeigten alle 8 Patienten in der konservativen Gruppe ein Therapieversagen. In der operativen Therapiegruppe gab es eine Schmerzreduktion bei 18 von 22 Hüften (81,8 %). Nur eine Hüfte zeigte anhaltende Beschwerden in der Tenotomiegruppe, wohingegen 3 Patienten in der Gruppe, die eine Azetabulumrevision mit Debridement der Sehne erhielten, Beschwerden behielten. Aufgrund ihrer Ergebnisse schlussfolgerten die Autoren, dass eine Iliopsoas-Tenotomie dieselben funktionellen Ergebnisse wie eine Revision der azetabulären Komponente erwarten lassen, dies jedoch mit einem deutlich geringeren operativen Aufwand und einer geringeren Komplikationsrate.

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