Übersichtsarbeiten - OUP 11/2019

Landmarkengestützte Injektionstechniken an der Wirbelsäule

Injektion eines niedrigkonzentrierten Lokalanästhetikums (z.B. 5 ml Mepivacainhydrochlorid 0,5 %) ggf. im Gemisch mit Steroiden (Off-label-Use) mit einer 6–8 cm langen Kanüle an der Austrittsstelle der zervikalen Spinalnervenwurzel aus dem Foramen intervertebrale. Hauptindikationen sind die am häufigsten in diesem Wirbelsäulenbereich vorkommenden C6-und C7-Wurzelreizsyndrome mit Irritation in den entsprechenden Segmenten C5/C6 und C6/C7 [38].

Technik

sitzende Position mit abgestützten Füßen, Kopfvorneigung ca. 30–40°

Palpation und Markieren der Dornfortsatzspitzen C5, C6 und C7

senkrechter Einstich 3–4 cm lateral der Medianlinie auf der halben Distanz zwischen 2 Dornfortsätzen bis zum Rand der Seitenmassen der Halswirbelbögen (Wurzel C6: 3,5–4 cm lateral bei C5/6, Wurzel C7: 3,5–4 cm lateral bei C6/7) (Abb. 13)

nach Knochenkontakt Stichrichtung nach kraniolateral oberhalb der Knochenbegrenzung, vorschieben etwa 0,5–1 cm und LA-Injektion (Abb. 14)

Ze

rvikale Facetteninfiltration

(Fac. Zervik.)

Injektion eines niedrigkonzentrierten Lokalanästhetikums (z.B. 5–10 ml Mepivacainhydrochlorid 0,5 %) ggf. im Gemisch mit Steroiden mit einer 6–8 cm langen Kanüle an den zervikalen Wirbelgelenkkapseln. Hauptindikationen sind das lokale- und pseudoradikuläre Zervikalsyndrom sowie das Zervikozephalsyndrom.

Technik

sitzende Position mit abgestützten Füßen, Kopfvorneigung ca. 20–30°

Palpation und Markieren der Dornfortsatzspitzen C5, C6 und C7

senkrechter Einstich 2 cm lateral der Medianlinie auf der halben Distanz zwischen 2 Dornfortsätzen bis zum jeweiligen Facettengelenk (Erreichen des Knochen-Kapselkontakts nach 5–6 cm (Abb. 15)), LA-Injektion

Klinische Relevanz der Injektionstherapie an der Halswirbelsäule

Mit der zervikalen Spinalnervenanalgesie hat man eine komplexe lokale Einwirkung auf das Schmerzausgangsgeschehen an der Halswirbelsäule, da bei der Infiltration an der Austrittsstelle des Foramen intervertebrale nicht nur der R. ventralis des Spinalnervs erreicht wird, sondern auch der R. dorsalis, der R. meningeus sowie die sympathischen Fasern über die Rr. communicantes. Bei der Injektionstherapie an der Halswirbelsäule steht eine Serie von zervikalen Spinalnervenanalgesien ergänzt durch Facetteninfiltrationen im Vordergrund. Beide Techniken stellen eine Alternative zu aufwendigen Dekompressionsoperationen dar [38].

Thorakale Facetteninfiltration

(Fac. thorakal.)

Injektion eines niedrigkonzentrierten Lokalanästhetikums (z.B. 5 ml Mepivacainhydrochlorid 0,5 %) ggf. im Gemisch mit Steroiden mit einer 6 cm langen Kanüle an den thorakalen Wirbelgelenkkapseln. Hauptindikationen sind das lokale- und pseudoradikuläre Thorakalsyndrom.

Technik

sitzende Position mit abgestützten Füßen, kyphosierte BWS

Palpation und Markieren der Dornfortsatzspitzen C7, Th3, Th7 zur leichteren topografischen Orientierung und anschließend Aufsuchen der betroffenen Dornfortsätze

senkrechter Einstich 1 cm lateral der Dornfortsatzoberkante bis zum jeweiligen Facettengelenk (Knochen-Kapsel-Kontakt) (Abb. 16), LA-Injektion

Klinische Relevanz der Injektionstherapie an der Brustwirbelsäule

Mit der Injektionstherapie an den dorsalen thorakalen Bewegungssegmenten können Irritationen von Nozizeptoren in den Facettengelenken, den Kostotransversalgelenken und den thorakalen Spinalnerven beeinflusst werden. Es besteht jedoch ein hohes Pneumothoraxrisiko. Insgesamt empfiehlt sich eine weitgehende Zurückhaltung bei der Injektionsbehandlung an der Brustwirbelsäule, da lokale und radikuläre Thorakalsyndrome einen gutartigen selbstlimitierenden Verlauf zeigen. Die thorakale Facetteninfiltration ist von allen Injektionstechniken an der Brustwirbelsäule am sichersten [38].

Lumbale Spinalnervenanalgesie (LSPA)

Posterolaterale Injektion eines niedrigkonzentrierten Lokalanästhetikums (z.B. 10 ml Mepivacainhydrochlorid 0,5 %) ggf. im Gemisch mit Steroiden (Off-label-Use) mit einer 12 cm langen Kanüle an der Austrittsstelle der lumbalen Spinalnervenwurzel aus dem Foramen intervertebrale. Hauptindikationen sind die am häufigsten in diesem Wirbelsäulenbereich vorkommenden L3-, L4-, L5- und S1-Wurzelreizsyndrome mit Irritation in den entsprechenden Segmenten L3/4, L4/5 und L5/S1.

Technik

sitzende Position mit abgestützten Füßen

Palpation und Markieren der Beckenkämme, der SIPS und der Dornfortsätze L3, L4 und L5

ausgehend von einer Einstichstelle 8 cm lateral der Medianlinie in Höhe der Beckenkämme erfolgt die Einstellung der 12 cm langen Kanüle auf 60° in der Horizontalebene (Abb. 17)

abhängig von der Höhe der Segmentirritation gibt es 3 Stichrichtungen (Einstich bis zum Knochenkontakt/foraminoartikuläre Injektion):

horizontaler Einstich:
Wurzel L3 (Region L3/4)

kraniales Anwinkeln um 30°: Wurzel L4 (Region L4/5)

kraniales Anwinkeln um 50°: Wurzel L5 (Region L5/S1) (Abb. 18)

Mit dieser schrägen Einstichtechnik erreicht man einen sicheren Knochenkontakt im posterolateralen Anteil des Lendenwirbels. Dies ist auch der wesentliche Unterschied zu den Techniken von Reischauer [26] und Macnab und Dall [16].

Lumbale Facetteninfiltration (Fac. Lumbal)

Injektion eines niedrigkonzentrierten Lokalanästhetikums (z.B. 10 ml Mepivacainhydrochlorid 0,5 %) ggf. im Gemisch mit Steroiden mit einer 6–8 cm langen Kanüle an den lumbalen Wirbelgelenkkapseln. Hauptindikationen sind das lokale und pseudoradikuläre Lumbalsyndrom sowie das lumbale Facettensyndrom.

Technik

sitzende Position mit abgestützten Füßen

Palpation und Markieren der Beckenkämme, der SIPS und der Dornfortsätze L3, L4 und L5

senkrechter Einstich 2 cm (Fac.L3/4 u. L4/5) bzw. 2,5 cm (Fac. L5/S1) (Abb. 19) lateral der Medianlinie auf der halben Distanz zwischen 2 Dornfortsätzen bis zum jeweiligen Facettengelenk (Knochen-Kapselkontakt) (Abb. 20), LA-Injektion

Ligamentäre Infiltration am Iliosakralgelenk (ISG-Block)

Injektion eines niedrigkonzentrierten Lokalanästhetikums (z.B. 10 ml Mepivacainhydrochlorid 0,5 %) ggf. im Gemisch mit Steroiden mit einer 6–8 cm langen Kanüle an den dorsalen Bandapparat der Sakroiliakalgelenke und an den Ansätzen des Lig. iliolumbale. Hauptindikationen sind das ISG-Syndrom mit oder ohne Blockierung, das lokale und pseudoradikuläre Lumbalsyndrom und ggf. die Sakroiliitis.

Technik

sitzende Position mit abgestützten Füßen

SEITE: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8