Übersichtsarbeiten - OUP 09/2016

Vorlieben und Zahlungsbereitschaft von Patienten bei der Behandlung von Kniegelenkarthrose*

In der vorliegenden Studie wurden erwachsene Patienten in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien, die nach eigenen Angaben unter einer Kniegelenkarthrose litten, zur Teilnahme an einer Internetumfrage gebeten. Die Studie zielte darauf ab, zu verdeutlichen, wie sich eine Kniegelenkarthrose auf die Lebensqualität von Patienten auswirkt, welche Behandlungsmuster es zurzeit gibt, wie die Effektivität der Behandlungen von den Patienten wahrgenommen wird und wie hoch die Bereitschaft der Patienten ist, für bestimmte Behandlungsleistungen selbst zu bezahlen. Beurteilt wurden Behandlungsmethoden, die von Physiotherapie bis hin zu Injektionen (mit Steroiden oder Viscosupplementation bzw. VS) reichten. Eine separate wahlbasierte Conjoint-Analyse wurde durchgeführt, um die relative Zahlungsbereitschaft für unterschiedliche Merkmale der jeweiligen Behandlungsmethoden abschätzen und feststellen zu können, welche dieser Merkmale von den Patienten als am wichtigsten erachtet werden.

Methoden

Format der Umfrage, Stichprobe für die Studie

Für eine prospektive und doppelblinde internetbasierte Umfrage wurden erwachsene Teilnehmer gesucht, die nach eigenen Angaben in einem oder beiden Knien unter einer Kniegelenkarthrose litten. Aus früheren Studien geht hervor, dass Eigenangaben zu ärztlichen Arthrosediagnosen zuverlässig sind und eine Übereinstimmung von 86,9 % mit den Unterlagen der medizinischen Primärversorgung aufweisen [24, 25]. Anfänglich wurden 55.007 Teilnehmer aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien über bestehende Verbrauchermarktforschungsorganisationen des jeweiligen Landes aufgenommen, wodurch sichergestellt werden konnte, dass die Identität des Auftraggebers der Studie den Teilnehmern nicht bekannt war und umgekehrt (d.h., dass die Studie doppelblind war). Die Anzahl der Befragten wurde anhand der Anzahl der in der Conjoint-Analyse herangezogenen Bestimmungsgrößen/Merkmale sowie der Anzahl der wahlbasierten Fragen innerhalb der Umfrage festgelegt, die jedem Befragten gestellt werden konnte, bevor ein Rückgang der Datenqualität zu beobachten war. Eine Stichprobe von 400 Patienten pro Land (Analysegebiet) wurde als ausreichend erachtet, um akzeptable Standardfehler bei den Teilnutzenwerten der Conjoint-Analyse mit 14 Auswahlsätzen pro befragter Person hervorzubringen. Studienpanels wurden mit der ausdrücklichen Zustimmung der Patienten über viele verschiedene Kanäle erstellt, um die Repräsentativität der Umfrageteilnehmer in Bezug auf die Allgemeinbevölkerung zu maximieren.

Die Online-Umfrage auf Basis von Eigenangaben der Patienten enthielt Fragen zu demografischen Patientendaten, zur Diagnose, zum Behandlungsverlauf sowie zu Einstellungen und Wahrnehmungen im Hinblick auf Behandlungsmethoden für Kniegelenkarthrose. Das Validierungsinstrument bestand aus 6 persönlichen „Probebefragungen“ mit Papier und Bleistift. Diese Probebefragungen wurden geeigneten Patienten vorgelegt, um sicherzustellen, dass der Wortlaut aller Fragen und Antwortmöglichkeiten wie beabsichtigt interpretiert wurde, und sie wurden in die Analyse nicht miteinbezogen. Bei den persönlichen Probebefragungen der 6 Patienten wurden keine Verständnisschwierigkeiten im Hinblick auf Formulierungen, Frageformate oder Umfrageanreize berichtet. Die Fragen für die Umfrage wurden von Reason Research aus Philadelphia (Pennsylvania, USA) und der Genzyme Corporation, einem zu Sanofi Biosurgery gehörenden Unternehmen aus Cambridge (GB), gemeinsam verfasst und einer Compliance-Prüfung gemäß dem Compliance-System von Sanofi für Marktforschung unterzogen. Geprüft wurden die Fragen auf die Präzision der medizinischen Fachbegriffe und auf die Deutlichkeit der Formulierungen insgesamt. Alle Befragten erklärten sich mit den herkömmlichen Vertragsbedingungen, die für eine solche Studie gelten, ausdrücklich einverstanden. Außerdem ging es bei dieser Studie rein um die Abfrage in der Vergangenheit durchgeführter Behandlungen und Vorlieben in Bezug auf zukünftige Behandlungen, und nicht um die Verabreichung einer bestimmten Behandlung. Angesichts dessen wurde eine weitere Genehmigung vonseiten einer Ethikkommission nicht für notwendig erachtet.

In die Umfrage wurden verschiedene Behandlungsmethoden aufgenommen: Körperübungen, Physiotherapie, Akupunktur, Magnetfeldtherapie, topisch aufzutragende Salben/Einreibemittel/Pflaster, Glucosamin/Chondroitinsulfat, rezeptfrei erhältliche Schmerztabletten, Cyclooxygenase- bzw. COX-2-Hemmer (oral einzunehmende, verschreibungspflichtige Medikamente), Betäubungsmittel (oral einzunehmende, verschreibungspflichtige Medikamente), Steroidinjektionen, VS-Injektionen, arthroskopische Knieoperationen und weitere Behandlungen. Aktuelle Behandlungen wurden als Behandlungen definiert, denen sich der Teilnehmer zum Zeitpunkt der Umfrage oder kurz davor unterzogen hatte (die Patienten konnten sich gleichzeitig in mehr als einer Behandlung befinden). Eine Conjoint-Aufgabe mit 14 Fragen wurde in die Umfrage eingebettet. Die Online-Umfrage dauerte 45 Minuten, die Ergebnisse wurden elektronisch erfasst und mit SPSS-Version 21 geordnet (Software der IBM Corporation aus Armonk, NY, USA).

Teilnehmer im Alter von mindestens 40 Jahren, die nach eigenen Angaben in einem oder beiden Knien unter Kniegelenkarthrose litten, wurden in die Studie aufgenommen. Die Teilnehmer mussten aus einer Liste das Fachgebiet ihres behandelnden Arztes auswählen können. Die Teilnehmer mussten zudem ein Mindesthaushaltseinkommen vorweisen, das an dem der Größe des Haushalts angepassten Armutsansatz des jeweiligen Standorts ausgerichtet war. Diese Restriktion wurde miteingeschlossen, um eine zu erwartende Abschwächung der Zahlungsbereitschaft aufgrund ökonomischer Einschränkungen zu verhindern, denn es wurde geschätzt, dass die nicht erstattungsfähige Selbstbeteiligung von Patienten für eine einzelne Behandlung pro Knie bis zu 500 £ (350 €)ausmachen könnte (ohne Selbstbeteiligung für den Arztbesuch). In Frankreich betrug das erforderliche jährliche Mindesthaushaltseinkommen 9640 € für einen Einpersonenhaushalt und 14.460 € für einen Haushalt mit mindestens 3 Personen. Die entsprechenden Zahlen in Deutschland waren 9910 € bzw. 20.820 € , in Spanien 7530 € bzw. 15.820 € , in Italien 7140 € bzw. 19.400 € und in Großbritannien 6450 £ bzw. 15.600 £ (der mittlere Wechselkurs zum Zeitpunkt der Datenerfassung im November 2012 betrug 1,23 £ pro € ). Es gab 2 Ausschlusskriterien: Patienten, die sich in einem oder beiden Knien eine Kniegelenkprothese implantieren ließen (oder die eine solche Operation innerhalb von 12 Monaten nach der Teilnahme an der Umfrage vorhatten), sowie Patienten mit Verbindungen zu Marktforschungsunternehmen, Pharmaunternehmen, Arzneimittelherstellern, Werbeagenturen, Zeitungen, Zeitschriften, Fernseh- oder Radiosendern oder sonstigen Nachrichtenorganisationen.

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