Übersichtsarbeiten - OUP 09/2016

Vorlieben und Zahlungsbereitschaft von Patienten bei der Behandlung von Kniegelenkarthrose*

Wie in Tabelle 8 dargestellt, wurden die Patienten darum gebeten, die Effektivität (was die Schmerzlinderung angeht) ihrer aktuellen Behandlungsformen auf einer Skala von 1 (überhaupt nicht wirksam) bis 7 (höchst wirksam) zu bewerten. Behandlungen, die von den meisten Patienten als sehr wirksam (Bewertung: 5–7) wahrgenommen wurden: Physiotherapie (59,4 %), COX-2-Hemmer (60,4 %), Betäubungsmittel (67,8 %), Steroidinjektionen (67,6 %), Injektionen mit VS-Mitteln (74,1 %) und arthroskopische Knieoperationen (60,0 %). Mit Ausnahme von körperlichen Übungen korrelierten die als am wirksamsten bewerteten nicht mit den am häufigsten genutzten Behandlungsmethoden. Der Anteil der Patienten, die Injektionen mit VS-Mitteln als höchst wirksam bewerteten (74,1 %), war signifikant höher als für alle Behandlungsmethoden zusammen (53,0 %; p < 0,0001, Chi-Quadrat-Test), und der Anteil der Patienten, die VS als nicht wirksam beurteilten (6,7 %), war signifikant tiefer als für alle Behandlungsmethoden zusammen (12,5 %; p < 0,0001, Chi-Quadrat-Test).

Wie in Tabelle 8 ebenfalls dargestellt ist, wurden die Patienten auch darum gebeten, ihre Zufriedenheit mit der aktuellen Behandlung auf einer Skala von 1 (überhaupt nicht zufrieden) bis 7 (höchst zufrieden) zu bewerten. Behandlungen, mit denen ? 50 % der Patienten sehr zufrieden (Bewertung: 5–7) waren: Akupunktur (50,3 %), Glucosamin/Chondroitinsulfat (50,2 %), COX-2-Hemmer (52,8 %), Steroidinjektionen (53,1 %), Injektionen mit VS-Mitteln (66,0 %) und arthroskopische Knieoperationen (50,1 %). Keine der in Sachen Zufriedenheit am höchsten bewerteten Behandlungen gehörten zu den am häufigsten genutzten Behandlungsformen. Der Anteil der Patienten, die mit VS-Mitteln sehr zufrieden waren (66,0 %), war signifikant höher als für alle Behandlungsmethoden zusammen (50,4 %; p < 0,0001, Chi-Quadrat-Test), und der Anteil der Patienten, die mit VS nicht zufrieden waren (8,6 %), war signifikant tiefer als für alle Behandlungsmethoden zusammen (12,4 %; p < 0,0001, Chi-Quadrat-Test).

Bestimmungsfaktoren
für Wahl der
Behandlungsmethode

Angegebene Präferenz

Injektionen in das Knie wurden von den Patienten als mitunter wirksamste Behandlungsmethoden wahrgenommen und hinsichtlich ihrer Zufriedenheit damit sehr hoch bewertet. 34,8 % der Patienten insgesamt respektive 48,6 % der Patienten mit starken Schmerzen aufgrund ihrer Kniegelenkarthrose unterzogen sich Steroidinjektionen. 25,1 % der Patienten insgesamt respektive 29,4 % der Patienten mit starken Schmerzen unterzogen sich VS-Injektionen. Die Conjoint-Analyse zielte darauf ab, festzustellen, welche Merkmale dieser Behandlungsmethoden am meisten geschätzt werden.

Abgeleitete Präferenz
(Conjoint-Analyse)

In Abbildung 1 sind die Werte für die 4 Behandlungsarten angezeigt, die in der Conjoint-Analyse getestet wurden. Beide Behandlungsmethoden mit Injektionen waren signifikant beliebter als die beiden oralen Behandlungsmethoden, was sich daran erkennen lässt, dass sich die jeweiligen Konfidenzintervalle zwischen den oralen und injizierbaren Behandlungsmethoden nicht überschneiden. Dieser Befund stimmt mit den Zufriedenheitsbewertungen durch die Patienten überein (Tab. 8). Ebenfalls im Einklang mit den Zufriedenheitsbewertungen steht, dass VS-Injektionen gegenüber Steroidinjektionen bevorzugt wurden.

Zahlungsbereitschaft fördernde Produktmerkmale

Zur Beurteilung, welche Produktmerkmale die Zahlungsbereitschaft fördern, wurde der jeweilige Wert zu einem Geldbetrag konvertiert, indem der Einfluss der Selbstbeteiligung als ein Wertmerkmal angenommen wurde. Diese Konvertierung wurde für jedes Merkmal unabhängig vorgenommen und stellte innerhalb jedes einzelnen Merkmals eine Maßzahl für den für höherwertige Vorteile bezahlten Zuschlag dar. Gemäß der Darstellung in Abbildung 2 gab es eine „Verbesserung“ um 140,8 Wertpunkte, wenn die Selbstbeteiligung von 100 € (34,6 Wertpunkte) auf 0 € (175,5 Wertpunkte) reduziert wurde. Daher entspricht eine Veränderung von 140,8 Wertpunkten einem von den Patienten zu entrichtenden Geldbetrag von 100 € . Der mit jedem Merkmal von Injektionen assoziierte Wert ist in Abbildung 2 dargestellt, und die Währungsumrechnung kann auf diese Wertsteigerungen angewendet werden. Wie ebenfalls aus Abbildung 2 ersichtlich wird, wiesen von den in der Conjoint-Analyse untersuchten Merkmalen die Selbstbeteiligung der Patienten, die Dauer der Schmerzlinderung und die Art der Therapie (z.B. frei erhältliche Tabletten oder Steroidinjektionen) den größten Einfluss auf die Vorlieben der Patienten in Bezug auf Behandlungsmethoden für Kniegelenkarthrose auf. Wenn man die Art der Therapie und die Selbstbeteiligung als einzige Bestimmungsgrößen für die Vorlieben der Patienten betrachtet, wäre der Durchschnittspatient bereit, für Steroidinjektionen 35 € und für VS-Injektionen 64 € mehr zu bezahlen als für frei erhältliche Schmerztabletten (pro Behandlung und Knie) (jeweils p < 0,05).

Für die Selbstbeteiligung für orale Behandlungsmethoden wurde ein anderes Modell erstellt als für die Selbstbeteiligung für injizierbare Behandlungen. Bei einem Vergleich der monatlich benötigten Menge an frei erhältlichen Schmerzmitteln wurden Schmerztabletten mit einer Dosierung von „1- bis 2-mal pro Tag“ als um 7 € wertvoller wahrgenommen als sonst identische Packungen mit einer Dosierung von „3- bis 4-mal pro Tag“. Es kann daher ein gleicher Wert angenommen werden für einen Monatsvorrat an kostenlosen Tabletten mit einer Dosierung von „3- bis 4-mal pro Tag“ und Tabletten für 7 € mit einer Dosierung von „1- bis 2-mal pro Tag“.

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