Übersichtsarbeiten - OUP 09/2016

Vorlieben und Zahlungsbereitschaft von Patienten bei der Behandlung von Kniegelenkarthrose*

In Übereinstimmung mit dem zur Vermarktung von Mitteln gegen Kniegelenkarthrose verwendeten Wortlaut wurde die Dauer der Schmerzlinderung mit „bis zu“ einem bestimmten Zeitrahmen und nicht für den gesamten Zeitrahmen angegeben. Eine Einzeldosis Schmerztabletten beispielsweise bietet Schmerzlinderung „bis zu 12 Stunden“, während der längste Zeitraum bei einer einzelnen Injektion „bis zu 12 Monate“ beträgt. Eine Umschreibung der Dauer der Schmerzlinderung in unmissverständlicheren Zahlen (d.h. „genau 12 Stunden“ oder „genau 12 Monate“) hätte zwar die potenzielle Streuung der Annahmen bezüglich der tatsächlichen Dauer der Schmerzlinderung von Patient zu Patient verringert, hätte jedoch auch die praktische Aussagekraft der Umfrage verwässert. Die Priorität wurde daher auf eine Spiegelung der Entscheidungen gelegt, die Patienten in Alltagssituationen treffen müssen, was auch eine Interpretation des nicht eindeutigen Wortlauts vieler Packungsbeilagen einschließt.

Plan für Conjoint-Analyse

Im Rahmen der Conjoint-Analyse wurden für jede Merkmalsausprägung numerische Werte generiert, die aus einer multivariaten Regression abgeleitet wurden und der relativen Wichtigkeit jeder Produkteigenschaft der zur Wahl stehenden Behandlungsmethode entsprachen. Diese Werte stellten demnach eine Maßzahl für die abgeleitete Wichtigkeit und nicht für die angegebene Wichtigkeit dar. Der Einfluss verschiedener Merkmale konnte direkt daran erkannt werden, dass die Patienten Kompromisse zwischen Merkmalsausprägungen wie Dauer der Schmerzlinderung und Selbstbeteiligungsbetrag machen mussten. Nach der Berechnung wurden die Werte jeder Merkmalsausprägung der Produkte neu kombiniert, sodass sie den Nettowert (den angenommenen Anteil am praktischen Gesamtwert) eines hypothetischen Produkts darstellten.

Verwendet wurde ein merkmalsspezifisches Design, wobei die Kombination der herangezogenen Merkmale auf ihre klinische Relevanz beschränkt wurde. Zur Messung des eigentlichen Werts der Therapiemethoden wurden die einzigartigen Eigenschaften von VS-Injektionen, wie beispielsweise die Möglichkeit zur Verlangsamung eines Fortschreitens der Erkrankung, in separaten Merkmalen unabhängig von der jeweiligen Therapiemethode erfasst [30, 31]. So spiegelt das Merkmal der Therapiemethode keine Eigenschaften wider, die nur auf die eine oder andere Behandlung zutreffen.

Je ein länderspezifisches hierarchisches Logit-Modell nach Bayes wurde mithilfe von CBC/HB-Version 6.0 von Sawtooth Software erstellt. Es wurde für jedes Land ein separates Modell erstellt, weil die den Patienten angezeigten Selbstbeteiligungsbeträge strukturelle Unterschiede bezüglich der nicht erstattungsfähigen Beträge aufwiesen. Es wurde keine Option im Sinne von „Keine der obigen Möglichkeiten“ aufgenommen, da das günstige frei erhältliche Medikament (für Patienten kostenlos oder mit Kosten von bis zu höchstens 5 £ bzw. 5 € pro Monat) als Stellvertreter für die Option keiner Behandlungswahl diente.

Statistische Analyse

Zur Analyse der Umfrage wurden Populationsvergleiche mithilfe eines Wilcoxon-Rangsummentests vorgenommen, um die statistische Differenz zwischen allen Teilnehmergruppen festzustellen. Einzelne Teilnehmergruppen wurden mithilfe eines Chi-Quadrat-Tests verglichen. Zur Analyse des Conjoint-Modells wurden zwei2-seitige z-Tests für die Verteilungen und t-Tests für die Mittelwerte (mittels SPSS mit Bonferroni-Korrektur) vorgenommen, um die statistische Signifikanz zwischen den Werten zu bestimmen (bei P < 0,05).

Ergebnisse

Baseline-Merkmale

Umfrageergebnisse von 2073 Teilnehmern entsprachen den Kriterien, wobei 1,4 % aller ausgefüllten Fragebögen infolge des Verdachts auf Straightlining ausgesondert wurden. Die Baseline-Merkmale der Studienpopulation sind in Tabelle 4 dargestellt.

Auswirkungen der Schmerzen
aufgrund der Kniegelenkarthrose auf alltägliche Aktivitäten

Die Teilnehmer wurden darum gebeten, den Schweregrad der mit der Kniegelenkarthrose assoziierten Schmerzen ohne Einnahme von Medikamenten anzugeben (Tab. 5). Die Antworten wurden anhand der Schwere der Kniegelenkarthrose (schwach, mäßig oder stark) klassifiziert, die hinsichtlich der Fähigkeit zur Ausführung der üblichen Aktivitäten definiert wurde. Die Kniegelenkarthrose wurde von 360 Teilnehmern (17,4 %) als stark beurteilt, d.h. mit Schmerzen, die „übliche Aktivitäten stark einschränken“. Weitere 949 Teilnehmer (45,8 %) litten unter einer Kniegelenkarthrose von mäßiger Schwere, also mit „täglichen Schmerzen, die übliche Aktivitäten einschränken“. Schmerzen mit einer Beeinträchtigung der üblichen Aktivitäten wurden von 63,2 % der Teilnehmer angegeben. Über sämtliche Beeinträchtigungsstufen der Kniegelenkarthrose hinweg gaben 10,1 % der Teilnehmer tägliche Schmerzen von 8–10 auf einer Skala an, bei der 0 „keine Schmerzen“ und 10 „stärkste vorstellbare Schmerzen“ bedeutete, während 61,0 % ihre Schmerzen auf derselben Skala mit 4–7 bewerteten.

Die Auswirkungen der Schmerzen aufgrund der Kniegelenkarthrose auf alltägliche Aktivitäten sind in Tabelle 6 ausgewiesen. Unter dauerhaften Schmerzen litten 31,3 % der Teilnehmer, und die Schmerzen beeinträchtigten täglich die Stimmung von 43,8 % und den Schlafrhythmus von 35,9 % der Teilnehmer. Über die Hälfte der Teilnehmer gab an, dass Schmerzen aufgrund der Kniegelenkarthrose dazu geführt hatten, dass sie in den vergangenen 12–18 Monaten ihre üblichen Aktivitäten eingeschränkt hatten.

In Tabelle 7 sind die Auswirkungen der Kniegelenkarthrose auf das Beschäftigungsverhältnis der Teilnehmer angegeben, von denen 38,4 % im Ruhestand und 14,3 % nicht erwerbstätig waren. Von den erwerbstätigen Patienten hatten 39,3 % wegen ihrer Kniegelenkarthrose bereits am Arbeitsplatz gefehlt oder ihre Arbeitsstunden reduziert.

Erfahrungen der Teilnehmer mit aktuellen Behandlungsmethoden

In der Umfrage wurden die von den Teilnehmern genutzten Behandlungsmethoden gegen Kniegelenkarthrose und ihre Erfahrungen damit festgehalten – diese Daten sind in Tabelle 8 angegeben. Die häufigsten Behandlungen (von ? 50 % der Patienten genutzt) waren: Körperübungen (69,7 %), Physiotherapie (68,2 %), topisch aufzutragende Salben, Einreibemittel und Pflaster (63,5 %) sowie rezeptfrei erhältliche Schmerztabletten (73,9 %). Bemerkenswert war, dass der Schweregrad der Kniegelenkarthrose keinen Einfluss auf die Liste mit den häufigsten Behandlungsmethoden hatte. Die alleinige Ausnahme war, dass ? 50 % der Patienten mit starken Schmerzen rezeptpflichtige Schmerztabletten einnahmen.

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