Übersichtsarbeiten - OUP 09/2016

Vorlieben und Zahlungsbereitschaft von Patienten bei der Behandlung von Kniegelenkarthrose*

Die Antworten der Patienten wurden anhand von eigenhändig auszufüllenden Online-Fragebögen in der jeweiligen Landessprache zwischen Dezember 2012 und Januar 2013 erfasst. Die Teilnahme war freiwillig, und es wurde eine branchenübliche Vergütung in Form von Geld und/oder virtuellen Zahlungsmitteln angeboten. Die Fragebögen wurden von Reason Research übersetzt und von Sanofi auf ihre Richtigkeit überprüft. Vor der Analyse wurden die Daten untersucht, worauf Teilnehmer mit verdächtigen Antwortmustern aussortiert wurden. So wurden beispielsweise 51 von 55.007 Patienten (0,1 %) ausgemustert, die bei der Frage zu Komorbiditäten alle 11 aufgeführten Krankheiten angekreuzt hatten. Ein weiterer Schritt zur Säuberung der Daten wurde vorgenommen, um Daten von Teilnehmern auszumustern, welche die Umfrage zu schnell ausgefüllt hatten oder bei 20 unterschiedlichen Fragen auf einer Beurteilungsskala mit 7 Stufen immer die gleiche Antwortmöglichkeit ankreuzten (sog. Straightlining).

Fragebogen für die Studie

Der Fragebogen war in 4 Abschnitte gegliedert:

  • 1. Demografische Daten und Vertrautheit der Patienten mit Behandlungsmethoden für Kniegelenkarthrose
  • 2. Schmerzempfinden der Teilnehmer auf einer Skala von 1 bis 10 und Auswirkungen der Kniegelenkarthrose gemäß dem „Activities of Daily Living Questionnaire“[26, 27]
  • 3. Beurteilung der Effektivität aktueller Behandlungsmethoden und Zufriedenheit der Patienten
  • 4. Wahlbasierte Fragen. Fragen zu Beschäftigungsverhältnis, verfügbarem Einkommen und Versicherungsdeckung wurden ebenfalls aufgenommen, um einen Kontext für die aus der Conjoint-Analyse abgeleitete Empfindlichkeitsanalyse zur Selbstbeteiligungsbereitschaft herzustellen.

Analyse des Conjoint-Modells

Ein wahlbasiertes Conjoint-Modell wurde entworfen, um den Einfluss verschiedener Merkmale auf die Produktwahl zur Behandlung der Kniegelenkarthrose besser kennenzulernen und um zu bestimmen, welche Merkmale dieser Behandlungsmethoden von den Patienten am meisten geschätzt werden. Die Fragen zu den Leistungen wurden mithilfe der experimentellen Prinzipien der Unabhängigkeit und der Gleichverteilung erstellt (fraktionelle faktorielle Versuchsplanung). Indem die den Teilnehmern angezeigten Leistungen variiert und die Antworten auf die Produktprofile beobachtet wurden, konnte in der Analyse statistisch abgeleitet werden, welche Merkmalsausprägungen den größten Einfluss auf die Wahl der Patienten haben.

Verschiedene Packungsbeilagen und unternehmenseigene Daten von Sanofi wurden herangezogen, um die im Modell verwendeten Merkmale und ihre Ausprägungen zu gestalten [28]. Übliche Selbstbeteiligungen für Steroid- bzw. Kortisoninjektionen sowie Behandlungen mit der Injektion verschiedener VS-Marken wurden in jedem Land sorgfältig studiert, um die häufigsten Dosierungen, Ergebnisse, Nebenwirkungen und Bandbreiten der Selbstbeteiligungsbeträge im Zusammenhang mit oral einzunehmenden und injizierbaren Behandlungsmethoden zu identifizieren. Die Ausprägungen jedes einzelnen Wirksamkeitsmerkmals wurden so ausgelegt, dass sie der maßgeblichen Bandbreite der klinischen Ergebnisse entsprachen. Die Bandbreite der von den Patienten zu entrichtenden Selbstbeteiligungsbeträge entsprach der ökonomisch maßgeblichen Bandbreite für die jeweilige Behandlungsmethode.

Die abhängige Variable war die diskrete Wahl der Behandlungsmethode (in der untersten Zeile von Tabelle 1), was bei der Durchführung von Umfragen durchaus üblich ist [29]. Die erklärenden Variablen waren die Produktmerkmale. Die Conjoint-Modellierung ergab nullzentrierte kalibrierte Teilnutzenwerte für jede Merkmalsausprägung, die anschließend analysiert wurden, um die Motivation für die Behandlungswahl kennenzulernen. Innerhalb jedes Merkmals wurden diese geschätzten Werte auf 0 kalibriert, sodass weniger akzeptable Merkmalausprägungen einen geringeren Wert erhielten (negative Bewertungen und Nullwerte). Die Werte wurden nach Intervallen statt nach Verhältnissen kalibriert. Wertveränderungen wurden durch Messung der Auswirkungen von Produktmerkmalen und Merkmalausprägungen auf die Vorlieben von Patienten mithilfe der CBC-Version 6.0 von Sawtooth Software aus Orem im US-Bundesstaat Utah berechnet.

14 Sätze mit je 4 namenlosen Produkten wurden im Rahmen der Internetumfrage beurteilt, was 14 Beobachtungen der abhängigen Variable (Produktwahl) pro Patient ergab. Durch die Auswahl von 14 Sätzen mit namenlosen Produkten ließ sich das Umfrageformat optimieren, da dadurch die zu erwartenden Standardfehler minimiert werden konnten. Ebenso wurde das Prinzip der Orthogonalität (oder der Unabhängigkeit von Merkmalen) angewendet, was die Effizienz des Formats maximierte und die zu erwartenden Standardfehler bei den Teilnutzenwerten minimierte (jeweils unter 0,05). Alle oral einzunehmenden und injizierbaren Produkte wurden verblindet: Die Produkteigenschaften sowie die üblichen Selbstbeteiligungen für das jeweilige Land wurden den Patienten vorgestellt, jedoch nicht die Markennamen. Die in der Analyse ausgewerteten Produktmerkmale waren: Therapiemethode, Dosierhäufigkeit, Wartezeit bis zum Einsetzen der Schmerzlinderung, Dauer der Schmerzlinderung, Ausmaß der Schmerzlinderung, Möglichkeit zur Verlangsamung eines Fortschreitens der Erkrankung und Selbstbeteiligung. Die Selbstbeteiligung bezieht sich dabei auf eigene Zuzahlungen pro Knie ohne Kosten für den Arztbesuch selbst. Weitere Einzelheiten zu den herangezogenen Merkmalen (außer der Selbstbeteiligung) sind in Tabelle 2 dargestellt. Das Nebenwirkungsprofil der 4 Behandlungsmethoden (Tab. 3) wurde vor der Conjoint-Aufgabe vorgestellt, aber nicht ausdrücklich zu den Merkmalen hinzugefügt, da das Hauptaugenmerk der Studie auf der Zahlungsbereitschaft für eine Behandlung aufgrund ihrer Wirksamkeit lag.

Ein Beispiel für eine Bildschirmanzeige im Rahmen der Aufgabe mit Wahlmöglichkeit der Patienten ist in Tabelle 1 gegeben. Jeder Patient löste 14 solche Aufgaben und wählte in jeder Einblendung seine bevorzugte Behandlungsmethode (eine Anzeige pro Aufgabe). Der Patient musste dabei eine Behandlungsmethode auswählen, bevor die nächste Aufgabe eingeblendet wurde.

Merkmalsausprägungen zu Selbstbeteiligungsbeträgen

Die Selbstbeteiligung für frei erhältliche und rezeptpflichtige Medikamente reichte von 0–5 € pro Monat (30 € für 6 Monate) in Ländern mit dem Euro als offiziellem Zahlungsmittel und von 0–5 £ (30 £ für 6 Monate) in Großbritannien. Für Steroid- bzw. Kortisoninjektionen reichte der Betrag in Euro-Ländern von 0–50 € und in Großbritannien von 0–50 £. Für VS-Injektionen waren es in Euro-Ländern 0–350 € und in Großbritannien 0–500 £. Drei weitere Selbstbeteiligungsbeträge dazwischen wurden in jedem Land für VS-Injektionen getestet: in Deutschland, Spanien und Italien beispielsweise Selbstbeteiligungen in Höhe von 100 € , 175 € und 250 € als Werte zwischen 0 und 350 €.

Merkmalsausprägungen zur Dauer der Schmerzlinderung

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