Übersichtsarbeiten - OUP 04/2013

Kurzreferate

CH 6207 Nottwil /Lucerne

 

Kurzreferat 12

Arthrose und Sexualität

Walther Kirschner

1. Mai, 9.00 Uhr Kongresssaal I

Arthrosepatienten können vielfältige gesundheitliche Probleme haben. Schmerzen und Bewegungseinschränkungen stehen dabei zunächst im Vordergrund. In weiteren Chronifizierungsprozessen entwickeln sich zusätzliche Probleme der Nachbargelenke und der Muskulatur, begleitet von zunehmenden Fehlhaltungen und -belastungen. Somit kommt es neben quälenden Beschwerden zu komplexen Funktionsdefiziten des muskuloskelettalen Systems.

Betroffene Patienten bekommen erhebliche Probleme im privaten, sozialen und beruflichen Leben, die Lebensqualität ist drastisch eingeschränkt. Oftmals resultieren aus den psychoemotionalen Auswirkungen langfristig behandlungsbedürftige Depressionen.

Eher wenig beachtet sind sexuelle Probleme bei Arthrosepatienten – obwohl sie für die Betroffenen von großer Bedeutung sind. Sexuelle Bedürfnisse stellen ein menschliches Grundbedürfnis dar. Dennoch scheint diese Thematik im klinischen Praxisalltag, wie auch in der medizinischen Fachliteratur, eher relativ tabuisiert zu sein – hierauf deuten eine bescheidene Datenlage und wenig professionelle Aufmerksamkeit.

Antwort auf Probleme in Web-Blogs?

Wie kommt das? Offenbar müssen hierbei gesellschaftliche tradierte Konventionen bedacht werden. Allerdings sind ärztliche Pflichten dennoch gefragt: Die Patienten mit ihren besonderen gesundheitlichen Problemen und Bedürfnissen wahrnehmen und ihnen ärztliche Hilfen anbieten.

Bei US-amerikanischen Orthopäden zeigten Umfragen, dass fast nie über sexuelle Probleme bei Arthrosepatienten mit erfolgter Hüftprothesenimplantation gesprochen wurde. Bei den wenigen Fällen, bei denen die Thematik überhaupt angesprochen wurde, berichteten die Ärzte, dass 5 Minuten oder weniger dafür verwendet wurden. Und das, obwohl es sich um eine zentrale Problematik der betroffenen Patienten handelt.

So ist es denn auch kaum verwunderlich, dass in nationalen und internationalen Web-Blogs viele Patienten z.T. freimütig diesen Mangel beklagen und verzweifelt andere Patienten um Rat fragen.

Hoher Leidensdruck

Es wird offenkundig, dass ein wichtiger Lebensbereich der
Arthrosepatienten angesichts gesellschaftlicher Tabus zur Sexualität bei ärztlichen Behandlungen und Beratungen zu kurz kommt. Mehr ärztliche Aufmerksamkeit – aber auch bei weiteren paramedizinisch Beteiligten (Schwestern, Pflegern, Therapeuten, Klinischen Psychologen u.a.) – sowie konkrete Hilfen (Infos, Beratungen, Instruktionen) sind erforderlich. Neue Wege und Vorgehensweisen sind zu entwickeln.

Dr. med. Walther Kirschner

Dr. Lauterbach-Klinik

Abteilung für Orthopädie, Traumatologie, Sportorthopädie

Heinrich-Mann-Straße 5

36448 Bad Liebenstein

 

Kurzreferat 13

Außenbandverletzungen am OSG

Jonas Andermahr

2. Mai, 8.00 Uhr, Sitzungsraum 7/8

Der Invaliditätsgrad nach Fußverletzungen ist häufig sehr hoch, sodass ein volkswirtschaftliches Interesse daran besteht, eine langfristige Funktionswiederherstellung zu erreichen. Das Besondere bei den Bandverletzungen ist, dass sie klinisch und radiologisch häufig bei der Erstuntersuchung nicht leicht in ihrem gesamten Ausmaß zu erfassen sind, und gleichzeitig eine protrahierte Diagnose zu schweren Funktionsstörungen des Fußes führen kann. Diese können potenziell desolat (Arthrose des OSG) enden. Die häufigste Ursache für die OSG-Arthrodese ist mit 70 % die posttraumatische Arthrose. Die chronischen und initial falsch behandelten Bandläsionen des OSG leisten hier einen Beitrag. Eine besondere Herausforderung besteht darin, dass in den Nacht-, Wochenend- und Notdiensten häufig Berufsanfänger den Verletzten behandeln und die Anschlusstherapie unkontrolliert abläuft. Relevante Läsionen werden auf diese Weise übersehen. Im Vortrag werden die Pearls und Pitfalls dieser Verletzungen mit den Operationsmethoden beschrieben.

Distorsionen konservativ behandeln

Kommt es zu einer Ruptur von mindestens einem der 3 fibularen Bänder, spricht man von einer fibularen Bandruptur. Meistens kommt es ätiologisch zu einer forcierten Vorfuß-Supination und Rückfuß-Inversion. Prädisponierende Faktoren wie die Laxizität von Bändern oder eine genetische Anlage der ligamentären Matrix, z.B. Ehlers-Danlos-Syndrom, können die fibulare Bandruptur begünstigen. Liegt eine verstärkte Rückfuß-Inversion mit vermehrter lateraler Belastung der Fuß-Säule (Hohlfuß) vor, kommt es ebenfalls zu einer Prädisposition für fibulare Bandverletzungen.

Nach Plantarflexion mit Rückfuß-Inversion und Vorfuß-Abduktion kommt es zu oben genannter Verletzung. Wurde zusätzlich der Fuß dorsal flektiert, kann auch eine Syndesmosenruptur additiv oder gegebenenfalls eine Sprunggelenkfraktur resultieren. In 93 % der Fälle reißt das Ligamentum talo-fibulare anterius. In 60 % der Fälle zeigt sich ebenfalls das Ligamentum calcaneo fibulare elongiert. Bei 10 % kommt es zu knöchernen Ausrissen. Die Inzidenz in den USA beträgt ca. 10.000 Bandverletzungen pro Tag. Es handelt sich hierbei um die häufigste Sportverletzung (10–20 % aller Sportverletzungen), hauptsächlich sind es die Ballsportarten, jedoch hängt dies von der dominierenden Sportart des jeweiligen Landes ab. Der Altersgipfel liegt zwischen 15 und 20 Jahren.

Die nicht-chirurgische Behandlung ist für die allergrößte Majorität der OSG-Distorsionen indiziert. Im Falle der Grad-I-Verletzung ist eine Immobilisation für 6 Wochen in der Aircast-Schiene sinnvoll. Bei Grad-II-Verletzungen ist eine Immobilisation für 6 Wochen in der Caligaloc-Schiene sinnvoll.

Dreiband-Rupturen operativ behandeln

Bei Dreibandrupturen ist die operative Behandlung einer konservativen Therapie vorzuziehen. Ist eine operative Behandlung kontraindiziert, ist in diesem Fall eine 6-wöchige Unterschenkelgipsbehandlung in Neutral-Position indiziert. Die konservative Behandlung sollte neben der Stabilisierung des oberen Sprunggelenks die frühe funktionelle Bewegung in Dorsal- und Plantarflexion ermöglichen. Darüber hinaus ist die physikalische Therapie mit Lymphdrainage zur Reduktion der Gewebespannung notwendig. Auch bei konservativer Therapie kann langfristig eine OSG-Instabilität persistieren, was eine dann sekundäre Bandrekonstruktion notwendig macht.

Nachdem die operative Therapie in früheren Jahren als Notfalleingriff nicht selten nachts durchgeführt wurde, hat sich die großzügige Indikationsstellung auf wenige Indikationen bei erheblichen Instabilitäten (Dreibandruptur) mit Luxationstendenz reduziert. Der Patient wird in Rückenlage mit Keilunterfütterung des Gesäßes unter Innendrehung der Extremität in Blutsperre operiert. Es erfolgt eine epimalleoläre Schnittführung und die Subcutanschicht kann bis zur Fascia cruris präpariert werden. Von dort aus weiter kann das Ligamentum talo-fibulare anterius dargestellt werden. Die Peronealsehnen werden bis zum Ansatz präpariert und die Sehnenscheide eröffnet. Nun kann man am calcanearen Ansatz des Ligamentum calcano fibulare explorieren. Wichtig ist hier die Schonung des Nervus cutaneus dorsalis lateralis. Dieser verläuft dicht an der Peronealsehnenscheide entlang. Man kann ein elongiertes Ligamentum calcaneo fibulare dem Faserverlauf entsprechend in einen 10 mm langen 4,5-mm-Bohrkanal der Fibula einziehen. So kann erneut mechanische Stabilität erzielt werden. Auch kann z.B. mit arthroskopischer Unterstützung das Sprunggelenk exploriert werden. Hier können Knorpelschäden dokumentiert und gegebenenfalls mittels biodegradablen Pins refixiert werden.

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