Übersichtsarbeiten - OUP 04/2013

Kurzreferate

Zunächst muss entschieden werden, ob ein ventraler oder dorsaler Zugang gewählt wird. Der besseren Kyphosierung und Derotation nach ventralem Zugang durch Entfernung der Bandscheiben stehen das größere Zugangstrauma und die längere Rekonvaleszenzzeit nach transthorakalen Eingriffen gegenüber. Dennoch ist sie bei höhergradigen einbogigen Krümmungen weiter das Mittel der Wahl. Durch die mittlerweile verbreiteten Doppelstabsysteme ist die Gefahr des Korrekturverlustes auch bei der korsettfreien Nachbehandlung gering.

Neue Techniken

Bei den dorsalen Korrekturen haben sich die Schrauben gegenüber Haken aufgrund der größeren Stabilität und vielfältigeren Korrekturmöglichkeiten durchgesetzt. Eine Gefahr bei „all-screw“- Konstruktionen wird in der Abflachung des sagittalen Profils gesehen. Dem versucht man, mit härteren Cobalt-Chrom Stäben und dem vermehrten Einsatz von Ponte-Osteotomien entgegenzuwirken. Zudem kann bei heutigen Systemen auf die alleinige Korrektur durch Stabderotation verzichtet werden, die ja immer die Gefahr der Gegenrotation der Anschlusssegmente in sich birgt, wohingegen die zusätzliche Korrektur durch Translation, Stabkonturierung und Cantilever möglich ist. Zudem besteht durch die Umwandlung von poliaxialen in monoaxiale Schrauben oder die Verwendung unilateraler Schrauben die Möglichkeit der segmentalen „Vertebral Body Rotation“ (VBR). Ob die thorakale Rotation ohne Entfernung der Bandscheiben oder Ponte-Osteotomien effektiv korrigiert werden kann, ist noch nicht endgültig beantwortet, jedoch scheint es, dass zumindest die lumbale Rotation soweit korrigiert werden kann, dass hierdurch Segmente gespart werden können.

Durch all diese Möglichkeiten ist die Korrektur effektiver geworden, was sich oftmals in kürzeren, selektiven Versteifungen niederschlägt. Hierdurch ist auch eine neue Klassifikation der Skoliosen notwendig geworden.

Der Vortrag wird neben den Indikationen, Klassifikation und Techniken der operativen Behandlung von Skoliosen auch erste Ergebnisse einer neuen Technik präsentieren.

PD Dr. Florian Geiger

Orthopädische Universitätsklinik Frankfurt-Friedrichsheim

Leitender Oberarzt der Abteilung für Wirbelsäulenorthopädie

Marienburgstraße 2

60528 Frankfurt

 

Kurzreferat 17

Duralsackvolumen, Gehstrecke und VAS bei Patienten mit lumbaler Spinalkanalstenose

Dorothea Jörg

1. Mai, 13.30 Uhr, Auditorium

Die Zahl der Menschen über 65 und damit auch die Inzidenz der symptomatischen Spinalkanalstenose nehmen stetig zu. Gehstreckeneinschränkung und Schmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität und Unabhängigkeit. Die aktuell gängige Therapieoption ist die Operation nach frustraner konservativer Therapie. Etabliert hat sich die mikrochirurgische Dekompression mit Laminotomie und Flavektomie. Frühere Operationstechniken mit Laminektomie und Hemilaminektomie haben gegenüber der weniger invasiven Methode keinen Vorteil gezeigt. Was die konservative Therapie betrifft, gibt es weder Leitlinien noch groß angelegte Studien. Daher erlauben die konservativen Optionen hinsichtlich ihrer Wirksamkeit nur unzureichende Vergleiche.

Zahlreiche Studien haben den Nutzen einer mikrochirurgischen Dekompressionsoperation belegt. Wir wissen jedoch nicht, inwieweit das Ausmaß der Dekompression den Erfolg der Operation bestimmt. In einer Two-Center-Studie wird mit folgenden Parametern gearbeitet: Dekompressionsausmaß, schmerzfreie Gehstrecke und Schmerzen in den Beinen und im Rücken (VAS).

In diese prospektive Studie werden Patienten mit mono- oder bisegmentaler lumbaler Spinalkanalstenose eingeschlossen. Vor und 3 Monate nach der Operation werden die Patienten untersucht: Bestimmung des Dekompressionsausmaßes anhand von MRT Aufnahmen, Messung der schmerzfreien Gehstrecke über einen Laufbandtest und Aufnahme der Schmerzintensität anhand der Visuellen Analogskala.

Bislang konnte gezeigt werden, dass alle Patienten hinsichtlich der Verbesserung der Gehstrecke und der Linderung der Schmerzen profitieren. Die weiteren Untersuchungen sollen belegen, welchen Schwellenwert es für das Ausmaß der Dekompression gibt.

Dr. Dorothea Jörg

Neurochirurgische Abteilung der

Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Murnau

Prof.-Küntscher-Straße 8

82418 Murnau

 

Kurzreferat 18

Moderne Skoliosenchirurgie unter kosmetischen Aspekten

Stefan Krebs

1. Mai, 8.00 Uhr, Kongresssaal II

Sind es beim älteren Patienten meistens Schmerzen, die den Patienten mit Skoliose oder anderweitigen Wirbelsäulendeformitäten zum Arzt führen, so ist dies beim jüngeren Patienten anders. Oft haben die Eltern durch die Sorge um ihr Kind einen höheren Leidensdruck als der Betroffene selbst.

Indikation für eine Operation ist in erster Linie die Prävention, d.h. es sollen Dekompensation und degenerative Veränderungen im Krümmungsbereich selbst verhindert werden, aber auch anhängige Skelettabschnitte sollen vor Überbeanspruchung und frühzeitiger Dekompensation geschützt werden. Dies muss nicht nur das Achsenorgan selbst betreffen. Bei ausgeprägten Formen kann es über einen Beckenschiefstand auch zur Fehlbelastung der Hüftgelenke, durch die schwere Imbalance mit Rumpfüberhang zu Gangstörungen im weitesten Sinne kommen; oder eben als Spätfolge unter dem Einfluss ungünstiger Zug- und Schwerkräfte, auch zu Frakturen, Instabilitäten und Spinalstenosen. Seltener, insbesondere aber bei deutlicher kyphotischer Komponente sind Beeinträchtigungen innerer Organe, wie Herz und Lunge.

War in den Anfangsjahren der Skoliosechirurgie das operative Risiko hoch, die Nachbehandlung aufwendig, so hat sich mit den Jahren, mit zunehmender Erfahrung und auch immer besseren anästhesiologischen Möglichkeiten, die Korrekturspondylodese zu einem festen und sicheren Bestandteil der orthopädischen Chirurgie entwickelt. Die Gesamtbelastung und das Risiko einer Skolioseoperation sind durchaus mit denen einer Hüftendoprothesenversorgung vergleichbar, wobei im Einzelnen aber immer auch die Schwere des Falles berücksichtigt werden muss.

Ventraler oder dorsaler Zugang?

Mit den Möglichkeiten wachsen auch die Ansprüche. Gerade bei den jüngeren Patientinnen spielte schon immer der kosmetische Aspekt eine große Rolle, zumal meistens keine oder nur unwesentliche Beschwerden vorliegen. Rein technisch ist es auch bei schweren Skoliosen, die primär vom dorsalen Zugang aus korrigiert werden, möglich, eine nahezu vollständige Aufrichtung und Egalisierung des Rückenreliefs zu erreichen; dies nicht nur durch die segmentale Instrumentierung, und damit 3-dimensionalen Korrekturkräfte, sondern auch durch weitere korrigierende Eingriffe am Brustkorb selbst, z.B. der konkavseitigen Thorakoplastik. Es verbleiben aber zumindest eine oder, bei minimalinvasiver Technik, sogar mehrere störende Narben von nicht unbeträchtlichem Ausmaß.

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